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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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herausrückte.
    Nachdem Sir Charles sie in Kensington abgesetzt hatte, war Veronica
zunächst allein in ihrer Wohnung gewesen, weil die Haushälterin in der Stadt
verschiedene Besorgungen zu erledigen hatte. Sie hatte sich der schmutzigen Kleidung
entledigt, sich ein heißes Bad einlaufen lassen und weinend im Wasser gehockt,
die Knie bis zum Kinn angezogen, während ihr die Tränen über die mit Blut
verkrusteten Wangen gelaufen waren.
    So hatte sie mindestens eine Stunde dagesessen und ganze Stürme von
Gefühlen durchlebt – erst Erleichterung, später Entsetzen, und dann hatte es
wieder von vorne begonnen. Der Angriff der widerwärtigen Wesen auf die
Droschke, als sie die Tür aufreißen wollten, um Veronica und Bainbridge im
Innern zu erreichen, hatte sie in so große Angst versetzt, dass sie kaum etwas
zum Kampf hatte beisteuern können. Inzwischen verfluchte sie sich für ihre
Schwäche. Sie war eine starke Frau und eine Kämpferin, hatte aber keinen Ausweg
aus dieser Todesfalle erkennen können und hätte sich beinahe wehrlos dem drohenden
Schicksal ergeben. Dann aber war Sir Maurice aus dem Nebel aufgetaucht und
hatte ganz allein die beiden Ungeheuer angegriffen und von der Droschke
fortgelockt.
    Sie schämte sich, dass ihr erster Gedanke der Flucht gegolten hatte
– so schnell wie möglich fort von diesem Ort, solange es ihr noch möglich war,
wobei sie Newbury im Stich gelassen hätte, nur um sich selbst vor den
Ungeheuern und jeglichem Schaden zu retten. Endlich hatte sich die Vernunft
durchgesetzt, und sie war in der Karosse sitzen geblieben, da sie ihm beim
Kampf gegen die Kreaturen auf der nebelverhangenen Straße sowieso keine große
Hilfe gewesen wäre. Beinahe wäre sie dann doch noch hinausgestürzt, um ihn zu
unterstützen, als sie seine Schmerzensschreie gehört hatte, doch sie hätte höchstens
als vorübergehende Ablenkung dienen und der Brutalität und animalischen
Triebkraft dieser Wesen im direkten Handgemenge nichts entgegensetzen können.
    Das Schlimmste aber war der Anblick Newburys gewesen, der in so
erbärmlichem Zustand zur Droschke zurückgekehrt war. Selbst jetzt fürchtete sie
noch um sein Leben und hatte Angst vor dem, was der seltsame Knochenflicker mit
ihm anstellen mochte. Noch schlimmer, sie fürchtete, seine beruhigenden
Erklärungen hinsichtlich der Seuche der Wiedergänger seien am Ende doch nur
leere Worte gewesen, und er würde schon bald der schrecklichen Plage zum Opfer
fallen. Sie würde ihn verlieren, obwohl sie die Verbände so fest angezogen und
die Blutungen so entschlossen gestillt hatte.
    Der Gedanke, dass Newbury sich in eines dieser schrecklichen Wesen
verwandeln könnte, war ihr unerträglich. Auch er, das wusste sie, würde eher
sterben, als so etwas zuzulassen. Deshalb hatte sie sich entschlossen, Amelia
im Heim zu besuchen, ihrer Schwester eine umfangreiche Liste schwieriger Fragen
vorzulegen und herauszufinden, was die Zukunft bringen würde.
    Amelia beobachtete die anderen Insassen, die stumpfsinnig durch den
Hof wanderten. »Versprich mir, dass ich nicht so enden werde, Veronica. Ich
habe das Gefühl, mir geht jeden Tag, den ich in diesem schrecklichen Haus verbringe,
ein Stück meiner Lebenskraft verloren.«
    Veronica drückte ihre Schwester an sich. »Nein, du bist nicht wie
sie, Amelia. Ganz bestimmt nicht.«
    Â»Aber warum muss ich dann hier leben? Was habe ich Falsches getan,
dass man mich hier einsperrt? Ich hocke doch in einer Gefängniszelle.«
    Veronica wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. »Ich hole dich
hier heraus, Amelia, ich verspreche es dir. Ich finde einen Weg, dich herauszuholen.«
    Amelia kuschelte sich an sie und lächelte. »Ich weiß, Veronica. Es
ist nur eine Frage der Zeit.«
    Neugierig sah Veronica ihre Schwester an. »Weißt du irgendetwas?
Hast du etwas in deinen Visionen gesehen?«
    Amelia schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, dass es nicht so
funktioniert, Veronica. Ich kann mich immer nur an Bruchstücke meiner Eindrücke
erinnern, es sind unverbundene Ereignisse und Bilder wie aus einem Traum. In
einem davon habe ich uns beide zusammen auf der Straße laufen sehen, weit
entfernt von diesem Ort.«
    Â»Darf ich dich etwas fragen? Obwohl ich versprochen habe, dich nie
danach zu fragen?«
    Amelia löste sich aus Veronicas Umarmung und spannte sich an.

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