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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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mit sieben Jungs unterwegs gewesen, als er mich das erste Mal gesehen hatte? War Bernard wirklich sein Sohn? Er hat diese Fragen nie ausgesprochen, doch sie müssen ihn schon seit Langem gequält haben. Wohin dieser Argwohn führen würde, sollte ich erst viel später erfahren.
    Damals, als ich diese Anzeichen übersah, war ich viel zu beschäftigt. Tag für Tag machte ich mich schick, ging begeistert zur Arbeit, stürzte mich in meine Aufgaben, lernte täglich Neues dazu. Ich wollte dem Vertrauen, das mir die Firma entgegenbrachte, gerecht werden. Und während ich bestrebt war, mich als Programmiererin zu etablieren, entging meiner Aufmerksamkeit, dass sich über meinem Glück ein ganz anderes Problem zusammenbraute.
    DER EUROPÄISCHE TRAUM
    Wann Anthony damit anfing, weiß ich nicht mehr. Irgendwann sprach er von Deutschland, als wäre es das Gelobte Land. Ich interessierte mich jedoch nicht dafür. Sicherlich, gute Autos kamen von dort, aber meine halbe Familie lebte inzwischen in London.
    Meine Schwester war zum Studieren nach London gegangen, wo sie recht schnell ihren Mann kennengelernt, geheiratet und sofort damit begonnen hatte, Babys in die Welt zu setzen. Sie wünschte sich, dass meine Mutter zu ihr käme, um ihr mit den Kindern zu helfen. Und auch, um zwischen ihr und ihrem Mann zu vermitteln, denn offenbar kam es in der Beziehung der beiden immer wieder zu Spannungen.
    Gibt es in Afrika zwischen Partnern Probleme, holt die Frau, wenn möglich, ihre Mutter ins Haus. Denn wenn irgendwo eine Schwiegermutter auftaucht, muss jeder Streit enden. So ist es bei uns Sitte. Und nur unkultivierte Afrikaner hören beim Anblick der Schwiegermutter nicht sofort mit dem Streiten auf.
    Es war gerade zu dem Zeitpunkt, als mein Vater mit seiner zweiten Frau all das Geld, das er sich bei Ghana Oil hatte ausbezahlen lassen, in den Sand gesetzt hatte. Er war pleite, und zwar gründlich. Es war so schlimm, dass sie nichts mehr zu essen hatten. Meine Mutter, obwohl tief gekränkt, hätte das nicht mit ansehen können. Außerdem war sie immerhin noch offiziell mit meinem Vater verheiratet. Damit sie nun mit dem Wenigen, was sie besaß, nicht noch für die Rivalin aufkommen musste, entschloss sie sich dazu, nach London zu gehen. Wieder half Hajia, die muslimische Freundin, indem sie meiner Mutter das Flugticket bezahlte. Und so blieben Ama Tanowaa und Bernard bei unserem Onkel, dem Bruder meiner Mutter, zurück.
    Ich hingegen hatte nicht den geringsten Grund, Ghana zu verlassen. Mein Sohn lebte hier. Meine geliebte Großmutter und meine kleine Schwester. Sie litt weiter an ihrer seltsamen Krankheit und vermisste ihre Mutter. Wann immer ich konnte, sah ich nach ihr. Es ging ihr zunehmend schlechter und ich war in großer Sorge um sie. Und nicht zuletzt hatte ich meinen Traumjob bereits gefunden. Was sollte ich also in Deutschland? Doch Anthony gab keine Ruhe. Immer wieder fing er damit an: Wie gut ich es dort haben könne. Welche Chancen sich mir dort eröffnen würden. Ich konnte es schon nicht mehr hören.
    Einmal erzählte ich meinem guten Freund Osofo Dadzie davon, dass Anthony mich dazu bringen wollte, meinen Job aufzugeben, um mit ihm nach Deutschland zu gehen. Ich hatte Osofo ein paar Jahre zuvor zufällig kennengelernt, seitdem trafen wir uns ab und zu, mal gingen wir zusammen essen, mal tranken wir gemeinsam etwas. Wir mochten uns gerne und er war für mich mittlerweile so etwas wie ein väterlicher Freund geworden. Als ich ihm jetzt von Anthonys Auswanderungsplänen erzählte, riet er mir ab.
    »Tu das nicht! Hier weißt du, was du hast, hier leben deine Freunde und Familie. In Deutschland bist du ausschließlich auf deinen Mann angewiesen. Wirf nicht einfach weg, was du hier hast.« Aber das hatte ich damals ja auch nicht vor.
    Ich besaß keinen Reisepass, bislang hatte ich so etwas nicht gebraucht. Also fing Anthony an, mich zu bearbeiten, ich solle endlich Passbilder machen lassen, er würde sich um den Rest kümmern. Er war britischer Staatsbürger und versprach, auch mir die Einreise nach Deutschland zu ermöglichen. Er hatte beste Beziehungen. Hätte ich erst einmal meinen Pass, würde er das Visum beschaffen.
    Aber ich brauchte keinen Pass. Ich brauchte auch kein Visum. Warum Deutschland? Mein Job war hier. In Ghana gab es viele Straßen zu bauen. Die Bezahlung war gut. Zusätzlich konnte ich, wie früher mein Vater bei Ghana Oil, noch nebenher Geld verdienen. Die Straßenbaufirma, bei der ich angestellt war,

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