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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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verbrauchte viel Dieselöl, das sie in riesigen Fässern geliefert bekam. Wie alle höheren Angestellten erhielt auch ich regelmäßig eine Ladung leerer Ölfässer und konnte sie weiterverkaufen.
    Doch noch mehr als die Bezahlung schätzte ich, dass ich in dieser Firma jeden Tag dazulernte. Einmal wöchentlich kam ein Computerspezialist aus Kumasi von der University of Science and Technology zu uns und erklärte mir nach und nach die ganzen Programmierungen unserer Firma. Warum gerade mir, begriff ich nicht so recht, aber ich nahm die Gelegenheit zur Weiterbildung begeistert wahr.
    Anthony schleppte mich mehrmals zu einem Fotografen, damit ich Passbilder von mir machen ließ. Aber ich wollte nicht. Wozu? Ich gehe nicht nach Deutschland. Er sollte mich mit diesem Thema endlich in Ruhe lassen. Die Jungs vom Fotogeschäft zeigten mir lachend den Vogel. »Dieses Mädchen ist verrückt«, sagten alle. »Ihr Mann will sie mit nach Europa nehmen und diese dumme Kuh will nicht!« Sie fanden, das sei der Gipfel aller Träume: die Auswanderung nach Europa. Ich wisse gar nicht, was für ein verdammtes Glück ich hätte, sagten sie. Jede Frau, die Anthony kannte, wollte angeblich mit ihm nach Deutschland. Nur ich nicht. »Na dann geh doch mit denen«, sagte ich bockig zu Anthony. Wir waren beide Dickschädel. Es war nur die Frage, wer länger durchhalten würde.
    Und zunächst sah es ganz so aus, dass ich diejenige sein würde. Bis Anthony eines Tages mit dieser Visitenkarte ankam. Er sagte, sie sei von einer Computerschule in Düsseldorf. Noch nie in meinem Leben hatte ich von einer Stadt namens Düsseldorf gehört.
    »Da habe ich dich bereits zum Studium angemeldet«, erklärte Anthony mir. »Damit du Systemanalytikerin werden kannst.«
    »Angemeldet? Mich?!«
    »Es sollte eine Überraschung werden.«
    Systemanalytikerin. Damit hatte er ins Schwarze getroffen. Lange drehte und wendete ich die Visitenkarte in der Hand, ohne zu begreifen, was tatsächlich darauf stand.
    »Aber ich spreche doch kein Deutsch«, wandte ich ein.
    »Kein Problem«, beruhigte mich Anthony. »Computerfächer werden weltweit auf Englisch unterrichtet.«
    Das leuchtete ein. Doch mir war die Sache immer noch nicht geheuer.
    Ich hatte so viel durchgemacht, mir meine Ausbildung so hart erkämpft. Ich hatte die beste Stelle, die man sich vorstellen konnte. Ich besaß eine Wohnung, ganz für mich allein. Wenn Anthony mich zu diesem Zeitpunkt verlassen hätte, wäre ich zwar todunglücklich gewesen, aber an meinem Leben hätte sich nicht das Geringste geändert. Sollte ich das alles aufgeben? Für eine Ausbildung in einem Land, das mir absolut fremd war? Und viel wichtiger für uns Afrikaner: in einem Land, in dem ich keine Menschenseele kannte?
    »Ich habe eine Menge Freunde in Deutschland«, sagte Anthony. »Und meine Freunde sind auch deine.«
    Ich müsse nur endlich diese blöden Passbilder machen lassen. Den Rest besorge er. Ob ich denn tatsächlich nicht an dieser Schule in Düsseldorf studieren wolle? Ich sei bereits eingeschrieben, die Gebühren seien bezahlt. Ich müsse nur noch Ja sagen.
    Langsam, ganz langsam begann ich mich an den Gedanken zu gewöhnen. Deutschland. Warum nicht? Ich bin von Natur aus neugierig. Warum sollte ich eigentlich nicht den Sprung nach Europa wagen? Und dann überraschte mich Anthony noch in einer anderen Angelegenheit.
    Er hatte immer betont, dass er kein Freund vom Heiraten sei. Inzwischen war er 52 Jahre alt und stolz darauf, noch nie eine Ehe eingegangen zu sein.
    Das sollte sich bei der Beerdigung eines Onkels aus der Ashanti-Familie meines Vaters ändern. Anthony hatte mich begleitet. Als die Begräbniszeremonie zu Ende war und das Fest beginnen sollte, kam auf einmal einer der Ältesten meiner Familie zu mir. Anthony habe in aller Form um meine Hand angehalten, berichtete er. Ob ich einverstanden sei, wenn sie uns hier und jetzt auf traditionelle Weise miteinander vermählten. Mein Bräutigam habe darum gebeten.
    Ich war sprachlos. Nie hatte Anthony mit mir darüber gesprochen, dass er heiraten wollte. All die Jahre hatte er das Gegenteil verkündet. Und jetzt, bei einem der höchsten Feste meiner Familie, überraschte er mich mit einem Heiratsantrag?
    »Sollen wir dich mit diesem Mann vermählen?«, fragte der Familienälteste noch einmal. »Wir tun nichts gegen deinen Willen.«
    Ich musste mich in einem einzigen Moment entscheiden. Ich liebte Anthony. Natürlich wollte ich seine Frau sein. Meiner Meinung nach war

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