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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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folgte ihnen die Straße entlang, dann klatschte ich in die Hände. Anthony drehte sich um, ich sah ihn nur an. Dann ging ich zurück ins Haus. Ich war enttäuscht. Wir hatten beschlossen, unser neues Leben nicht mit Lügen zu beginnen.
    Warum diese Leute so gegen mich eingenommen waren, habe ich nie herausfinden können. In der Gruppe waren auch einige Frauen gewesen, unter anderem das Mädchen, das mich während unseres gemeinsamen Putzjobs ausspioniert hatte. Vielleicht hatten sie geglaubt, dass sie bei Anthony eine Chancehätten, wenn er sich nur von mir trennte? Ich weiß es nicht. Ich habe diesen Leuten nie etwas getan.
    Die Flitterwochen waren schnell verflogen. Dennoch war ich nicht darauf vorbereitet, was mich als Nächstes erwarten sollte. Hätte ich es geahnt, ich wäre sofort wieder weggelaufen. Doch genau das wollte Anthony mit allen Mitteln verhindern. Er wollte mich bei sich haben, für immer. Er musste sich sicher sein, dass ich ihm nie mehr entkommen konnte. Bis heute verstehe ich nicht, wie er hatte glauben können, dass ihm das je gelänge. Wer mich kennt, der weiß, dass mein Wille unbezähmbar ist. Man kann mich einschüchtern und einsperren, aber meinen Willen kann man nicht brechen. Genauso wenig wie man mir die selbstverständliche Freiheit nehmen kann, das zu tun, was ich möchte.
    Die Katastrophe geschah schon am folgenden Morgen. Ich hatte Frühschicht und wollte mich gerade auf den Weg ins Krankenhaus machen. Da packte Anthony mich ohne Vorwarnung und warf mich gegen die Wand. Mit seiner rechten Hand umspannte er meine Kehle und drückte mich so immer fester gegen die Wand.
    »Wo sind deine Papiere?«, wollte er wissen.
    Ich konnte nur röcheln. Wehrte mich. Schrie so laut ich konnte, sobald ich ein bisschen Luft in die Lungen bekam. Wir wohnten in einer guten Gegend. Im Haus lebten noch andere Familien. Man musste mich doch einfach hören.
    »Wo deine Papiere sind, will ich wissen!«
    Offenbar hatte er nach ihnen gesucht, tagelang, und sie nicht gefunden. Konnte er auch nicht, sie waren ja bei Nadja im Frauenhaus.
    Verzweifelt wehrte ich mich. Ich bin kräftig, doch gegen Anthony kam ich körperlich nie an. Auf einmal bemerkte ich, dass er in der ganzen Wohnung die Rollläden heruntergelassen hatte. Kein Wunder, dass mich niemand hörte.
    Er würgte mich immer stärker. Mich befiel Todesangst. Er würde mich hier strangulieren, ohne dass es jemand mitbekäme. Auf einmal wuchsen in mir Riesenkräfte. Ein paar Sekunden war Anthony etwas unaufmerksam und schon hatte ich mich losgerissen. Mit zwei großen Schritten war ich beim nächsten Fenster, riss den Rollladen hoch und sprang mit beiden Füßen in die Scheibe.
    Es gab einen lauten Knall. Die Scherben prasselten hinunter auf den Gehsteig, auf Passanten und parkende Autos. Doch da hatte Anthony mich schon wieder zurückgerissen. Wieder presste er mich mit der Hand an der Kehle gegen die Wand.
    »Ich will deine Papiere, du Schlampe! Wo hast du sie versteckt?«
    Ich wehrte mich verzweifelt. In meinen Beinen tobte ein dumpfer Schmerz.
    Auf einmal wurde es im Zimmer dunkel. Das Licht war ausgegangen. Nur einen Moment lang, aber wir waren beide irritiert. Mir verschaffte diese Schrecksekunde ein paar Atemzüge Luft. Wieder schrie ich, so laut ich nur konnte.
    Dann ging alles sehr schnell. Auf einmal standen Polizisten bei uns im Zimmer. Anthony ließ von mir ab. Ich sah an mir herunter. Alles war voller Blut. Vor Schreck und Schmerz schrie ich wieder.
    Was dann geschah? In meiner Erinnerung sehe ich die Ereignisse wie einzelne Filmschnipsel in einem heillosen Durcheinander: ein Polizist, der Anthony am Arm zurückhält. Jemand, der nach einem Krankenwagen telefoniert. Anthony, der seine Papiere vorzeigt. Ich höre ihn sagen »… britisches Militär«. Unter mir sammelt sich eine Pfütze aus Blut. »Ich muss zur Arbeit«, stammle ich. Dann wird mir schlecht.
    Im Krankenhaus wollten sie zuallererst wissen, ob ich überhaupt versichert sei. Bevor das nicht geklärt war, wurde ich nicht behandelt. Das Blut sickerte weiter aus der Wunde.
    Dann sahen sie sich meine Beine an. Sie sagten, sie hätten nicht viel Hoffnung für mich. Ich habe zu viel Blut verloren und ein paar entscheidende Sehnen seien zerschnitten. Wie ich das denn angestellt habe, wollte ein Assistent wissen, aber ich merkte, dass es ihn nicht wirklich interessierte.
    »Möglicherweise bleibt Ihr Bein gelähmt«, meinte ein Arzt.
    Um mich drehte sich alles. Ich stand unter Schock,

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