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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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welche Möglichkeiten es für mich noch gab.
    Sie ging mit mir zum Sozialamt, weil ich noch immer kein Deutsch sprach und sie für mich übersetzen musste. Sie schilderte der Sachbearbeiterin meinen Fall. Und tatsächlich: Da ich im Krankenhaus arbeitete, übernahm das Sozialamt die Miet- und Verpflegungskosten. Ich atmete auf. So konnte ich also doch ins Frauenhaus zurückkehren.
    Als Nächstes ging ich zu meiner Arbeitsstelle. Ich war am Morgen nicht zur Frühschicht erschienen. Ohne Zeit zu verlieren und mich umzuziehen, fuhr ich dorthin. Das war ein Fehler.
    Die Oberschwester sah mich an und ich erkannte sofort, dasssie sauer war. Dann glitt ihr Blick an mir herunter und erfasste das angetrocknete Blut auf meiner Kleidung. Meine Entschuldigung, dass mein Mann mich zurückgehalten und verletzt hatte, legte sie zu meinen Ungunsten aus.
    »Wir brauchen Leute mit einem geordneten Privatleben«, sagte sie. »Stabile Frauen, ohne solche Dramen. Krankenschwester ist ein verantwortungsvoller Beruf, da hast du es mit Medikamenten zu tun und solchen Sachen. Es ist mir zu riskant, dich weiter hierzubehalten. Tut mir leid. Ich wollte dir die Chance geben. Aber ich kann das nicht verantworten.«
    Ich war gefeuert. Stand wieder am Anfang. Ich hatte gehofft, meine Ehe zu retten, und war nur noch tiefer in die Misere geraten. Nun musste ich schnell etwas anderes finden, und zwar bevor das Sozialamt beschloss, mir meine Unterstützung zu streichen. Doch welche Möglichkeiten hatte ich?
    Damals hoffte ich, doch noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Erst nach und nach musste ich einsehen, dass die Chance im Krankenhaus wirklich einmalig gewesen war. Ich war schrecklich unglücklich. Dann erreichte mich auch noch die Nachricht, dass meine geliebte Oma gestorben war. Meine Mutter behauptete am Telefon, sie sei aus Kummer gestorben, weil ich mich einfach so davongemacht hätte, ohne mich von ihr zu verabschieden.
    Ich weinte mir fast die Augen aus. Ausgerechnet meine Oma, die immer für mich da und in Tagen der Krankheit und Not mein Beistand gewesen war. Ich konnte sie nicht mehr in die Arme schließen. Sie hatte keine Ahnung, welchen Leidensweg ich in Deutschland durchmachte. Das war auch besser so. Aber sie konnte natürlich nicht verstehen, warum ich mich so von ihr abgewandt hatte.
    Ich lag im Frauenhaus in meinem Bett und bekam vor Verzweiflung kein Auge zu. Am anderen Ende des Schlafsaals war eine deutsche Frau, die ein Radio dabeihatte. Wenn sie das anschaltete und ich diese deutsche Musik hörte, dann hat mich das immer ein wenig getröstet, dann konnte ich endlich einschlafen.
    Mein zweiter Aufenthalt im Frauenhaus war sehr harmonisch, es ist eigentlich nur ein einziges Mal zum Streit gekommen. Eine Marokkanerin hatte mir eine Goldkette gestohlen. Als ich sie zur Rede stellte, beschimpfte sie mich: »Du Afrikaner! Du Nigger!«
    Da fragte ich sie, wo sie glaube, dass sie denn herkomme.
    »Na aus Marokko!«
    »Und Marokko liegt in Afrika!«
    »Was?! Pah! Marokko liegt nicht in Afrika!«
    »Und in der Schule hast du auch nicht aufgepasst«, gab ich zurück, »sonst wüsstest du, dass Marokko sehr wohl in Afrika liegt.«
    Schließlich hatte sie mir meinen Schmuck wieder herausgeben müssen. Aber ihre Worte beschäftigten mich. Denn tatsächlich denken viele Nordafrikaner, ihre Heimat liege nicht auf unserem Kontinent. Sie fühlen sich zu Europa gehörig oder zu den arabischen Ländern. Uns Schwarzafrikaner behandeln sie oft mit der größten Verachtung.
    Aber dies war wirklich die einzige Auseinandersetzung, die ich im Frauenhaus erlebt habe. Ansonsten hielten wir zusammen.
    Ich war so traurig in diesen Wochen, ich kann gar nicht sagen, wie sehr. Mein Geburtstag kam, ich sagte es niemandem, wollte raus, etwas unternehmen, ganz für mich allein. Ich erinnerte mich daran, dass Anthony mich in unserer Anfangszeit in Deutschland einmal nach Wuppertal mitgenommen hatte. Dort waren wir mit der Schwebebahn gefahren. Das wollte ich nun an meinem Geburtstag machen.
    Ich saß in der Schwebebahn und weinte. Da sprach mich eine Afrikanerin an und fragte: »Warum bist du so traurig?«
    »Ich habe Geburtstag und bin ganz allein.«
    Da meinte sie: »Du brauchst nicht zu weinen! Du kommst jetzt mit mir nachhause und dann feiern wir deinen Geburtstag!«
    Und so machten wir es. Sie lud Freundinnen ein und kochte für uns alle etwas Schönes. Diese Frauen kamen aus Kamerun, ich habe ihre Sprache kaum verstanden.
    Anthony hatte in meiner

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