African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern
Abwesenheit einen riesigen Strauß Rosen geschickt. Solche Mengen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. »Nein. Damit will ich nichts mehr zu tun haben,« sagte ich, woraufhin die Frauen die Blumen im ganzen Haus verteilten.
In dieser Zeit suchte ich alle zwei Tage das Wohnungsamt auf, wo sie mich bald so gut wie ihr eigenes Inventar kannten. Nach sechs Wochen hatte ich endlich meine eigene Wohnung. Sie ist klein, aber fein. Ich wohne heute noch dort.
Auch dem Arbeitsamt stattete ich regelmäßige Besuche ab. Ich wollte lange nicht glauben, dass es für mich nichts anderes geben sollte als eine Stelle als Putzfrau. Schließlich musste ich mich damit abfinden.
DER TRAUM AUS KINDHEITSTAGEN
Auf dem Arbeitsamt sagten sie mir, es gäbe eine Putzstelle bei der Messe Düsseldorf. Noch am selben Tag ging ich hin, um mich vorzustellen. Ich bekam den Job.
Ich hatte nur noch das Ziel, mir ein eigenes Leben aufzubauen. Ich wollte meine kleine Wohnung einrichten und so viel wie möglich sparen, um endlich wieder das zu tun, was ich schon als kleines Kind beschlossen und in meinen guten Jahren in Accra bereits in die Tat umgesetzt hatte: Ich wollte Kindern aus Bukom den Schulbesuch finanzieren. Doch bis es so weit war, geschah noch etwas Trauriges.
Ich hatte gerade zwei Wochen auf der Messe gearbeitet, als mein Vater starb.
Meine Mutter hatte sich irgendwann seiner Not erbarmt und ihn nach London geholt. Dort hatte er seither auf ihre Kostengelebt und nach Ghana noch Geld an seine zweite Frau geschickt.
Wie damals, als meine Großmutter gestorben war, behauptete meine Mutter auch jetzt, ich sei schuld am Tod meines Vaters. Er erlitt einen Herzinfarkt, nachdem er erfahren hatte, unter welchen Umständen Anthony und ich auseinandergegangen waren.
Natürlich wollte ich zur Beerdigung nach London, aber ich hatte kein Geld für die Reise. Da rief Anthony an und schlug vor, mich mit dem Auto nach London zu fahren. Es schien die einzige Möglichkeit und ich sagte zu. Nein, ich hatte keine Angst vor ihm, da ich wusste, dass er vor meinen Eltern schon immer großen Respekt hatte. Ich freute mich sogar über sein Angebot. Endlich zeigt er wieder einmal Herz, dachte ich. Beerdigungen gehören für Afrikaner zu ihren heiligen Pflichten und ich fand es ganz natürlich, dass Anthony mir die Reise ermöglichte.
Zunächst lief alles wunderbar. Natürlich glotzten meine Verwandten, als ich mit Anthony gemeinsam auftauchte. Alle wussten, dass wir getrennt waren, und verstanden nicht, warum ich ihn mitgebracht hatte.
Ich aber war einfach nur glücklich, nach so langer Zeit meine Schwester, meine Mutter und viele andere Verwandte wiederzusehen. Emily ist mir gegenüber allerdings äußerst kühl geblieben, kein herzliches Wort kam über ihre Lippen.
Die Beerdigung war schon fast vorüber, als Anthony dann doch noch begonnen hat, Ärger zu machen.
Wie es in unserer Kultur Sitte ist, kamen alle Verwandten nach dem Begräbnis meines Vaters zusammen, um zu besprechen, was in der Familie als Nächstes geschehen würde. Mein Vater hatte in London eine riesige Verwandtschaft, weshalb es ein großes Treffen wurde.
Als Anthony kam, um mich abzuholen, sah er, dass sich die ganze Familie versammelt hatte. Da muss er rotgesehen haben.Vielleicht hatte er sich an unsere Hochzeit erinnert und dachte, jetzt sei etwas Ähnliches im Gang. Auf alle Fälle begann er, meine Familie zu beschimpfen. Er behauptete, sie wollten mich einem anderen Mann geben. Es gab ein großes Palaver und die Beerdigung meines Vaters drohte in einem Eklat zu enden.
Während all dies geschah, hatte ich mich im oberen Stockwerk des Hauses aufgehalten und mich nichtsahnend mit einer Cousine unterhalten. Da kam meine Mutter angerannt und sagte: »Schnell, Harriet, du musst verschwinden!«
»Ja, aber warum denn?«
»Anthony macht großen Ärger. Er beschimpft unsere Ältesten, alle sind sauer auf dich, dass du ihn mitgebracht hast. Sie suchen schon nach dir. Los, pack deine Sachen zusammen. Ich bring dich zum Flughafen.«
Meine Mutter bezahlte das Flugticket für mich, damit ich nur ja schnell verschwand. So hatte mir Anthony auch die Beerdigung meines Vaters verdorben. Und das war dann wirklich das Ende zwischen mir und diesem Mann. Jedenfalls aus meiner Sicht. Er dagegen war noch lange nicht mit mir fertig und sollte mir eine Menge Schwierigkeiten bereiten.
Mein Putzjob bei der Messe lief zunächst nur über Zeitverträge, die immer von Ausstellung zu Ausstellung geschlossen
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