African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern
Kosten fürs Frauenhaus bezahlen.«
Anthony schaute mich entsetzt an.
»Wie viel wird das sein?«, wollte er wissen.
»Keine Ahnung. Eine ganze Menge. Miete für sieben Monate. Und meine Verpflegung.«
Eine Weile sagte er nichts. Dann sprachen wir über andere Details der Wohnungseinrichtung. Schließlich, als ich mich verabschiedete, sagte er:
»Hör mal, können wir das nicht umgehen, ich meine, das mit den Kosten fürs Frauenhaus? Was ist, wenn du ihnen nicht erzählst, dass du zu mir zurückgehst? Für das Geld könnten wir uns eine Menge kaufen, meinst du nicht?«
Auf dem Heimweg dachte ich darüber nach. Wir haben unsere Regeln, hörte ich Hildegart damals bei meiner Ankunft im Frauenhaus sagen. Ich wusste, wie man sie umgehen konnte. Ich müsste den Sozialarbeiterinnen nur erzählen, dass ich eine eigene Wohnung gefunden hätte und dort einziehen würde. Auch Mary-Ann hatte es so gemacht. Wenn dann auch mein Mann in meine Wohnung einziehen würde, wäre das meine Sache. Eine Weile kam ich mir schlecht vor. Dann verging dieses Gefühl. Anthony hatte recht. Mit diesem Geld konnte man eine Menge tun. Zum Beispiel endlich wieder etwas davon für Bernard nachhause schicken. Und vielleicht tatsächlich irgendwann nachhause fliegen.
»Ich habe eine Wohnung gefunden«, erzählte ich den Sozialarbeiterinnen im Frauenhaus. »Zum nächsten Ersten ziehe ich aus.«
»Gratuliere!«, sagte Hildegart und schlug mir auf die Schulter. »Du wirst sehen, alles wird besser. Wie geht es denn mit Anthony?«
»Och, gar nicht schlecht. Vielleicht ändert er sich ja tatsächlich. Mal sehen, was so wird …«
»Sei vorsichtig«, riet mir Hildegart, »und pass gut auf dich auf! Und wenn alle Stricke reißen – du kennst ja die Adresse.«
Ich zog wieder aus, angeblich in meine eigene Wohnung. Ich hatte schon alles gepackt und saß mit den anderen Frauen zusammen, um mich zu verabschieden. Ich würde also nochmals alles auf eine Karte setzen. Ich wusste, dass es ein Risiko war.Aber ich wollte unserer Ehe diese Chance geben. Auf einmal hatte ich eine Idee.
»Hör mal«, sagte ich zu Nadja, die auch im Frauenhaus wohnte, »kann ich meinen Pass bei dir lassen?«
»Klar, aber warum willst du das tun?«
Ich dachte nach. Erinnerte mich daran, wie schwierig es vor einigen Monaten gewesen war, an meine Papiere zu kommen. Natürlich hoffte ich, dass diesmal alles gut gehen würde mit Anthony. Aber wenn nicht …
»Nur zur Sicherheit. Wenn ich erst einmal in der neuen Wohnung bin und alles läuft gut, dann kann ich ihn ja in ein paar Wochen wieder bei dir abholen.«
»Kein Problem«, sagte Nadja. »Vielleicht hast du recht. Sicher ist sicher.«
Und so ließ ich meine Ausweispapiere samt Arbeitsgenehmigung bei Nadja.
Ich war voller Freude und Hoffnungen, als ich in die neue Wohnung einzog. Alles war wunderschön geworden, die Möbel, die Küche, das Schlafzimmer. Hinter dem Haus war sogar ein Garten, den sich die Mieter teilten. Hier könnten wir endlich miteinander glücklich werden, dachte ich, als ich meine Sachen auspackte.
Ich war überzeugt, dass jetzt alles gut würde. Ich hatte meinem Mann gezeigt, dass ich auch ohne ihn in der Lage war, mich in diesem fremden Land zurechtzufinden. Wie schon früher glaubte ich, dass es ihm imponierte, dass ich es ganz allein geschafft hatte, von einer ungelernten Putzfrau zur Schwesternschülerin aufzusteigen.
Und tatsächlich verbrachten wir die ersten Tage wie in den Flitterwochen. Anthony schien sich an seine Versprechen zu halten. Ich machte meine Ausbildung im Krankenhaus und sog alles wissbegierig in mich auf. Es sah ganz so aus, als wären wir endlich ein ganz normales, glückliches und harmonisches Ehepaar. Doch auch dieses Glück sollte nicht von Dauer sein.
GANZ UNTEN
Es fing damit an, dass ich Anthony dabei ertappte, wie er doch wieder mit diesen Leuten loszog. Es waren unsere Landsleute, dieselben, die Anthony gegen mich aufgehetzt hatten. Jedenfalls behauptete er das.
Anthony hatte es mir versprochen: Zu unserem Neuanfang sollte auch gehören, dass er mit diesen sogenannten Freunden brach. Eines Abends läutete es an unserer Haustür. Anthony zog sich eine Jacke über.
»Mit wem gehst du aus?«, fragte ich.
»Ach …, die kennst du nicht.«
»Willst du sie mir nicht vorstellen?«
»Ein anderes Mal, Harriet, jetzt bin ich in Eile.«
Und schon war er zur Tür hinaus.
Ich ging ihm nach. Vom Treppenabsatz aus konnte ich sie schon sehen. Es war die alte Clique. Ich
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