African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern
»Harriet, bist du umgezogen?«
»Nein«, sagte ich, »wie kommst du denn darauf?«
»Na, hier steht es schwarz auf weiß. Du wohnst jetzt in Mönchengladbach. Das hier kam vom Ausländermeldeamt.«
Ich starrte auf den Brief. Tatsächlich. Da stand es. Aber wie um alles in der Welt war das geschehen? Ich dachte ja gar nicht daran, aus meiner kleinen Wohnung auszuziehen.
Als ich mich genauer erkundigte, erfuhr ich, dass ich auf die Adresse eines Bordells angemeldet worden war. Dahinter konnte doch nur Anthony stecken.
Ich ging direkt zum Ausländermeldeamt. Die Sachbearbeiterin wusste von nichts und wollte mich wieder wegschicken. Da bin ich fast ausgeflippt und habe darauf bestanden, ihren Vorgesetzten zu sprechen.
»Ich denke nicht im Traum daran«, erklärte ich dem, »in diesem Puff in Mönchengladbach zu wohnen. Ich habe mich nicht umgemeldet. Wie erklären Sie sich das?«
Daraufhin haben sie endlich reagiert, den entsprechenden Ordner herausgezogen und die Unterschriften verglichen. Es stellte sich heraus, dass Anthony meine gefälscht hatte.
Ich musste eine neue Bescheinigung meines Vermieters vorlegen, dass ich nach wie vor bei meiner alten Adresse wohnte, dann erst wurde die falsche Ummeldung rückgängig gemacht.
Ein anderes Mal hatte Anthony einen Brief ans Ausländermeldeamt geschrieben, in dem er mich aufs Übelste als berüchtigte Prostituierte und Mörderin verleumdete. Warum er das gemacht hat, weiß ich nicht genau. Vielleicht hatte er meine Abschiebung erwirken wollen.
Wieder ein paar Wochen später kam ich zur Arbeit, wo mich meine Chefin schon vor der Tür abfing, um mich nachhause zu schicken.
»Du darfst ja gar nicht bei uns arbeiten«, sagte sie ernst. »Du hast überhaupt keine Arbeitserlaubnis.«
»Was?« Ich war entrüstet. »Natürlich habe ich eine Arbeitserlaubnis.«
»Wir haben heute einen dicken Brief vom Arbeitsamt bekommen. Du hast keine Arbeitserlaubnis, da ist nichts zu machen.«
»Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte ich meine Chefin geschockt.
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich musst du zum Arbeitsamt gehen und eine neue Arbeitserlaubnis beantragen.«
»Ja, aber wie lange dauert so etwas denn?«
»Bis zu sechs Wochen«, meinte sie.
Oh Gott, dachte ich, und so lange soll ich nicht arbeiten? Nichts verdienen? Wer bezahlt mir in dieser Zeit die Miete? Ich ging auf der Stelle zu meiner Anwältin.
»Ganz ruhig bleiben«, beschwichtigte sie mich. »Geh am besten erst mal nachhause. Ich rufe beim Arbeitsamt an und geb dir dann Bescheid.«
Und das hat sie auch gemacht. Nachdem sie dem Sachbearbeiter meinen Fall genau geschildert hatte, meldete sie sich bei mir. Ich solle zum Arbeitsamt gehen und mich bei einer ganz bestimmten Frau melden. Von ihr bekam ich eine neue Arbeitserlaubnis ausgehändigt.
Ich bin überzeugt, dass hinter all diesen seltsamen Geschichten Anthony und dessen »Freunde« gesteckt haben. Doch sosehr sie sich auch bemühten, sie schafften es nicht, mich zur Ausreise zu zwingen. Ich hatte Angst vor dem, was passieren könnte, sollte ich einmal wieder nach Ghana zurückkehren. Anthony hatte einmal gesagt, ich würde sofort am Flughafen verhaftet werden. Zuzutrauen wäre es ihm gewesen, zumal er in allen wichtigen politischen Positionen Verwandte sitzen hatte. Ein anderes Mal hatte er mir am Telefon gedroht, er würde mich umbringen, sollte ich nochmals einen Fuß auf ghanaischen Boden setzen.
Gesehen habe ich Anthony nur noch anlässlich unserer Scheidung, die er eines Tages eingereicht hatte. 1995 war es dann so weit: Unsere Ehe wurde getrennt. Wie durch ein Wunder hatte ich kurz zuvor meine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Wenn Anthony also vorgehabt hatte, mir durch die Scheidung zu schaden, dann war auch diese Rechnung nicht aufgegangen.
Er machte trotzdem weiterhin eine Menge Ärger. Unter anderem bestritt Anthony, Bernards Vater zu sein. Das Gute daran war, dass ich mir keine Gedanken um das Sorgerecht machen musste. Ich ließ meine Anwältin alles regeln und war froh, als die Sache erledigt war.
Seit der Scheidung haben Anthony und ich uns nicht mehr getroffen. Inzwischen telefonieren wir gelegentlich miteinander. Ich bin froh, dass wir ab und zu Kontakt haben, der heute freundlich, respektvoll und distanziert zugleich ist. Manchmal können wir sogar miteinander lachen. Ich halte es für wichtig, Frieden zu schließen. Viel zu lange habe ich mit Menschen, die meinem Herzen nahestanden, im Unfrieden gelebt.
Als sich diese seltsamen
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