African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern
mich an die Arbeit. Mit dem Verein African Angel kommt die Sache endlich voran, dachte ich. Doch zunächst schien es mir, als würde ich auf der Stelle treten.
Nicht, dass sich die Begeisterung für das Projekt gelegt hätte. Ich hatte gehofft, durch die Plakate, die ich im »Les Halles« aufhängen durfte, neue Mitglieder zu gewinnen, aber das war nicht der Fall. Alle waren zwar sehr angetan, spendeten auch mehr Geld, als sie sonst einer Toilettenfrau gegeben hätten, aber sich selbst engagieren wollten sie nicht.
Auch mit den Patenschaften ging es schleppend voran. Der Erste, der als Pate ein Kind übernommen hatte, war mein Pastor. Aber sein Beispiel machte leider nicht die Runde.
Schließlich brachte mich ein Freund auf die Idee, mit ihm gemeinsam eine Broschüre zu gestalten, die über das Projekt informieren und Fotos der Kinder zeigen würde. Vereinsmitglieder könnten sie dann an Freunde weitergeben und verschicken.
Damals habe ich mit allen Mitteln versucht, African Angel bekanntzumachen. Ich hatte von einem Afrika-Markt in Duisburg erfahren und stellte dort unseren Stand mit Plakaten und Flyern auf, legte die Broschüren aus und sprach ohne Unterlass mit Hunderten von Besuchern. Da kam eine Frau auf mich zu und strahlte mich herzlich an.
»Hey, ich habe deine Broschüre schon in meiner Kirche gesehen. Seitdem will ich dich unbedingt kennenlernen. Eine Freundin hat dich hier entdeckt und mich sofort angerufen, damit ich komme. Ich heiße Anni. Dein Projekt finde ich super.«
So stieß Anni also zu uns. Wir hatten uns gesucht und gefunden. Sie erzählte mir, dass sie sich schon seit Jahren für Afrika interessiert und engagiert habe. Anni hat uns viel Schwung, Ideen und sogar ein paar neue Mitglieder gebracht.
Volker hatte die Idee, im »Einhorn« afrikanische Partys zu veranstalten mit Cocktails in Kalebassen, afrikanischer Musik und weiteren landestypischen Besonderheiten. »Saufen für Afrika« hieß der Slogan, der in Düsseldorf gut ankam – je mehr die Gäste tranken, desto mehr Geld kam für die Kinder in den Spendentopf.
So tat zwar jeder, was er konnte, und doch ging mir alles viel zu langsam. Es sollte endlich etwas Entscheidendes passieren. Darum ergriff ich schließlich die Initiative.
Eineinhalb Jahre nach der Gründung des Vereins hatten wir 5000 Euro eingenommen. Ich berief eine Versammlung ein und schlug vor, mit diesem Geld nach Ghana zu fliegen und einHaus anzumieten, um endlich neue Kinder aufnehmen zu können. Alle hielten mich für verrückt.
»Das reicht doch vorne und hinten nicht«, war die einhellige Meinung. »Bevor wir nicht 30000 Euro beisammen haben, brauchst du gar nicht erst runterzufliegen.«
Aber ich war davon überzeugt, dass ich mein Vorhaben auch mit dem umsetzen würde, was wir hatten. Und das waren nun einmal 5000 Euro.
Mein Jahresurlaub betrug damals drei Wochen, die ich immer in Ghana verbrachte. In diesem Jahr musste mein Urlaub ausreichen, um ein passendes Haus ausfindig zu machen, es anzumieten und einzurichten sowie neue Kinder aufzunehmen und Schulplätze für sie zu finden.
Ich flog daher nach Accra und begann sofort damit, mir Häuser anzusehen.
Die Begeisterung der Deutschen gewöhnt, bekam ich in Ghana einen gehörigen Dämpfer verpasst. Die Hausbesitzer waren nicht davon entzückt, dass Slum-Kinder in ihren tollen Häusern wohnen sollten. Es war immer dasselbe: Sahen sie mich, waren sie eifrig und beflissen. Dass ich aus Europa kam, erkannten sie schon von Weitem. Bereitwillig zeigten sie mir ihre Häuser und priesen sie in den höchsten Tönen an. Aber kaum erzählte ich, für welche Zwecke ich das Haus mieten wollte, da war die Sache entweder gestorben oder die Vermieter verlangten horrende Summen, weil sie dachten, ich hätte gleich die ganze Deutsche Bundesbank mitgebracht.
So vergingen zwei der drei Wochen, die ich zur Verfügung hatte, erfolg- und ergebnislos. Mir wurde klar, dass ich meine Strategie ändern musste, wollte ich nicht unverrichteter Dinge nach Deutschland zurückfliegen.
Von nun an gab ich vor, ein Haus für mich und meine Kinder zu suchen. Niemand fragte, wie viele es seien. Auf diese Weise fand ich endlich eine geeignete Unterkunft und unterschrieb den Mietvertrag. Der Besitzer verlangte die Miete für drei Jahreim Voraus, was in Ghana üblich ist. Da ich so viel Geld nicht hatte, machte ich ihm klar, dass eine Jahresmiete in diesem Fall ausreichen müsse. Er war einverstanden. Ich atmete auf.
So blieb noch eine
Weitere Kostenlose Bücher