African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern
Woche, um das Haus einzurichten. Ich hatte beschlossen, für den Anfang 24 Kinder aufzunehmen. Also ließ ich bei einem Schreiner zwölf Stockbetten anfertigen und trieb ihn zur Eile. Es gab schöne Einbauschränke im Haus, für Stauraum war daher schon gesorgt.
Nun kam der Teil, der mir Herzklopfen bereitete: Waren die Frauen in Bukom noch immer der Meinung, ich wollte ihre Kinder verkaufen? Ich mietete einen Kleinbus und fuhr mit ihm nach Bukom. Auf den winzigen Platz vor dem Haus meiner Oma stellte ich mich hin.
»Da steht ein Bus«, sagte ich. »Die Eltern, die an mich glauben, können mir jetzt ihre Kinder anvertrauen. 24 kann ich aufnehmen. Wer diese Chance für seine Kinder nutzen will, kann sie jetzt in den Bus setzen.«
Der Bus war im Handumdrehen voll. Es gab auch Kinder, die selbst hineinkletterten, doch von ihren Eltern wieder herausgeholt wurden. Ich machte eine Liste, verabschiedete mich und fuhr mit den Kindern zuallererst in eine Klinik, wo sie von Kopf bis Fuß durchgecheckt wurden.
Drei Kindern haben wir damit das Leben gerettet. Es stellte sich heraus, dass sie eine Infektion hatten, die tödlich verlaufen wäre. Mit der richtigen Behandlung wurden sie bald wieder gesund. Als ich am Ende des Tages die Klinikrechnung bezahlte, erlebte ich eine Überraschung. Es handelte sich nämlich nicht um 24 Kinder, wie ich geglaubt hatte, sondern um 26. Zwei hatten sich heimlich dazugemogelt. Anhand der Liste, die ich in Bukom geschrieben hatte, konnte ich gleich feststellen, dass es sich um Straßenkinder handelte, die keine Familie hatten. Sie durften natürlich bleiben. Die Identität dieser beiden »blinden Passagiere« habe ich bis heute geheim gehalten. Sie sollten in meinem Haus nicht wie Kinder zweiter Klasse aufwachsen, sondern dazugehören wie alle anderen auch. Darum haben damals alle Kinder reihum im Wechsel eine Woche auf dem Boden schlafen müssen. Schließlich hatte ich nur zwölf Stockbetten bestellt und das Haus bot auch wirklich nicht Platz für eines mehr. Den Kindern machte das nichts aus, sie waren ohnehin nichts anderes gewöhnt.
Da ich jetzt wusste, wie alt die Kinder waren, begab ich mich nun auf die Suche nach einer Schule, die sie aufnehmen würde. Das erwies sich als schwieriger, als ich gedacht hatte. Natürlich war es für jeden Schulleiter und Lehrer eine Herausforderung, Slum-Kinder, die noch nie eine Schule von innen gesehen hatten, in eine Klasse zu integrieren. Unter meinen Schützlingen befanden sich 14-Jährige, die weder lesen noch schreiben konnten. »Das geht nicht«, war die knappe Antwort, die ich von den Pädagogen erhielt.
Ich klapperte jede Schule im Umkreis ab und wurde überall abgewiesen. Das Haus, das ich gemietet hatte, lag in einer vornehmen Gegend und die Lehrer bekamen bei der Vorstellung Schüttelfrost, ihre aus Ministerialbeamten-, Ärzte- und Juristenkindern bestehenden Klassen mit Slum-Kindern zu mischen. Aber es half nichts, ich musste eine Schule für sie finden. Während der Fahrten von einer Adresse zur nächsten betete ich inbrünstig: »Herr, lass die Sache nicht an der Arroganz der Lehrer scheitern.«
Er erhörte mich. Der Leiter der allerletzten Schule im Stadtteil erkannte die Herausforderung als Chance. Er war von meinem Projekt begeistert und beschloss, mich und die Kinder zu unterstützen.
Er stellte für die Bukom-Sprösslinge zunächst eigene Klassen zusammen, damit sie gemeinsam die Grundlagen erlernen konnten. Später wurden sie dann je nach ihrer Entwicklung in bestehende Klassen integriert.
Die älteren Kinder machten rasch Fortschritte und die meisten »meiner« Kinder gehören heute sowieso zu den Klassenbesten. Damals sind sie noch echte Wildfänge gewesen und haben ihre Lehrer mitunter auf harte Proben gestellt. Ich bin diesem Kollegium noch heute dankbar, dass sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben.
Alle Kinder, die von African Angel aufgenommen worden sind, wissen ganz genau, welch einzigartige Chance sie erhalten haben und was sie verlieren würden, sollten sie diese verspielen. Sie kommen aus einem harten Leben, sie kennen Mangel und Not, seit sie auf der Welt sind, und für die meisten ist das Leben im Kinderhaus von African Angel wie ein Traum. So schwer es für einige von ihnen auch gewesen ist, den Umgang mit ihren Aggressionen zu lernen, und auch wenn einige Heimweh nach ihren Familien haben – keines der Kinder will zurück. Natürlich besuchen sie ihre Familien, sie leben schließlich weiterhin in
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