African Boogie
Kristina und Dirk-Marjan eroberten die Sitzplätze neben Katharina.
»Erst musst du den Täter finden«, spottete Dirk-Marjan freundlich. »Vielleicht bin ich es ja. Und du bist das nächste Opfer.«
Kristina schüttelte lachend den Kopf: »Nein, nein. Bestimmt nicht. Ich habe schon in deinen Umschlag geschaut.« Dann blickte sie ängstlich zu Katharina: »Das war doch nicht gemogelt, oder?«
Döring hatte sich mit einem Megafon bewaffnet, mit dem er lautstark den Beginn des Wettbewerbs ankündigte. Die Springer sollten sich bitte am Fuß des Sprungturms versammeln.
Andreas Amendt stand plötzlich auf und streifte sich sein T-Shirt ab: »Kann ja nicht schaden, wenn auch jemand mal von oben draufschaut.«
»Ich wusste es: Du kannst nicht widerstehen!«, amüsierte sich Sandra Herbst. Sie drehte sich zu Katharina: »Andreas ist eine Wasserratte. – Und Sie?«
»Ich nicht.« Katharina schauderte.
Andreas Amendt musste ihre Unsicherheit gesehen haben. »Was? Eine Sportart, in der Sie nicht fit sind? Zu wenig Risiko?«
Katharina zuckte bei seinem letzten Wort zusammen. Er zog den richtigen Schluss: »Ausgerechnet Sie haben Angst vor Wasser?« In seine Verblüffung mischte sich Spott.
»Ja, ich kann nicht schwimmen! Zufrieden?«, blaffte Katharina ihn wütend an. »Und jetzt gehen Sie!«
Er wollte noch etwas sagen, entschied sich aber dagegen, drehte sich um und ging davon. Sandra Herbst legte eine Hand auf Katharinas Arm: »Sorry, Andreas kann ziemlich direkt sein.«
Katharina machte sich los. »Ich weiß.«
»Sie können wirklich nicht schwimmen?«, fragte Kristina ungläubig. »Ich dachte, als Polizistin –«
»Ich bin doch nicht bei der Wasserschutzpolizei«, knurrte Katharina. Kristina verstand und hielt den Mund.
Plötzlich stand Dirk-Marjan auf: »Ich denke, ich springe auch mal. Das sieht aus, als ob es Spaß macht.«
Auch er streifte sein T-Shirt ab und ging am Pool entlang zu der Treppe, die eine Felsenebene hinauf zum Sprungturm führte. Kristina sah ihm sehnsüchtig nach. Verständlich, dachte Katharina. Dirk-Marjan hatte eine Schwimmerfigur: kräftige Schultern, schmale Hüften, der ganze Körper gleichmäßig gebräunt.
Sandra Herbst musste Kristinas Blick auch bemerkt haben: »Warum sind Sie und Dirk-Marjan eigentlich kein Paar?« Offenbar war Amendt nicht der Einzige, der ziemlich direkt sein konnte.
»Ein was? Ein Paar? Dirk-Marjan und ich? Nein, wir … wir sind nur beste Freunde«, antwortete Kristina stotternd.
Sandra Herbst musterte sie von oben bis unten mit hochgezogener Augenbraue. Kristina ließ betrübt den Kopf hängen: »Ach, ich weiß auch nicht. Egal, was ich mache … Egal, wie oft ich ihm vorjammere, wie doof andere Männer sind …«
»Oh je!« Katharina und Sandra Herbst hatten synchron aufgeseufzt, sahen sich an und prusteten los.
»Was ist?«, fragte Kristina gekränkt. »Hab’ ich was falsch gemacht?«
Sandra Herbst verzog die Lippen zu einem süffisanten Lächeln: »Na ja, Sie hätten Schlimmeres anstellen können.«
»Echt? Was denn?«
»Ihn kastrieren«, antwortete Sandra Herbst dermaßen trocken, dass Katharina schnell die Hand vor ihren Mund schlagen musste, um nicht erneut aufzulachen.
»Warum das denn?«, fragte Kristina beleidigt.
Sandra Herbst rückte näher an sie heran: »Weil man einen Mann nicht als besten Freund adoptiert und ihm dann von anderen Beziehungen vorjammert. Außer, man will ihn loswerden.«
»Wirklich? Aber Dirk-Marjan ist immer so …«
»Freundlich? Hilfsbereit? Ein guter Freund?«
Kristina nickte bedrückt.
»Tja«, fuhr Sandra Herbst fort. »Er hat sich wohl mit seiner Rolle abgefunden.«
»Aber er wollte doch nie mehr.«
»Und das glauben Sie wirklich?«
Kristina zögerte: »Na ja, am Anfang, als wir uns kennengelernt haben, da hat er mich immer eingeladen. Und mir Blumen geschenkt und so. Aber es ging nie weiter. Wollte wohl doch nicht.«
»Oder traute sich nicht?«
»Dirk-Marjan? Wieso sollte er sich nicht trauen? So, wie er aussieht?«
»Na ja, nach dem Unfall. Und den Operationen.«
»Was für einen Unfall?« Kristina sah Sandra Herbst mit offenem Mund an. »Was für Operationen?«
»Ach? Wissen Sie nichts davon? – Dann vergessen Sie, was ich gesagt habe. Schweigepflicht.«
»Doch! Bitte erzählen Sie!«
»Also gut. Aber behalten Sie es bitte für sich. Das kam raus, als wir ihn gestern untersucht haben. – Er hat mal einen Unfall gehabt. Sein Gesicht musste komplett wiederhergestellt werden. Ging
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