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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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verlassen sich einzig auf ihre Kraft und Größe. Es ist ganz einfach, diese Kraft ins Leere laufen zu lassen, wie Sie sehen.« Sie ließ Jean-Luc los. Er rieb sich den schmerzenden Arm. »So, und nun tun sie sich bitte partnerweise zusammen«, fuhr sie fort.
    Katharina beschränkte sich auf ein paar einfache Übungen: Wie man einem Schlag auswich. Wie man sich aus einer Umklammerung befreite. Was man tat, wenn einen jemand am Kragen packte. Sie ging durch die Übenden und korrigierte hier und da. Kristina brachte mit Begeisterung Dirk-Marjan zu Fall. Und der Freiherr, diesmal ganz frei von Contenance, balgte sich vergnügt mit dem eben noch gedemütigten Franzosen. Vorspiel, dachte Katharina bei sich. Aber warum versuchte es von Weillher ausgerechnet bei Jean-Luc, dem das Testosteron aus jeder Pore quoll?
    »Unsere Jungs sind da!« Stefan Döring, der nach dem Frühstück schmollend in sein Büro gegangen war, hatte wieder deutlich bessere Laune, als er sich vor dem Mittagessen an die Gäste wandte. »Heute Morgen schon sind drei Maschinen der Bundeswehr in Dar es Salam gelandet.«
    »Wow. Das ging ja flott«, kommentierte Thorsten Urban.
    »Ja!« Döring warf sich stolz in die Brust. »Wir Pioniere sind von der schnellen Truppe. Damals in Somalia haben wir drei Tage für ein Krankenhaus gebraucht.«
    »Und wie lang brauchen die für die Brücke?«, kam es aus dem Publikum. Berechtigte Frage, dachte Katharina.
    »Zehn Tage. Vielleicht zwölf. Höchstens.«
    Allgemeines Aufstöhnen. Nachvollziehbar. Katharina kalkulierte, dass der Täter in dieser Zeit noch mindestens drei bis vier Opfer umbringen konnte. Und wenn er sein Tempo erhöhte, konnte er in dieser Zeit die ganze Insel entvölkern. Oder er wartete auf die Chance zum ganz großen Knall. Knall? Natürlich! Sie musste dringend mit Augustin reden.
    Katharina drängte sich zwischen den Tischen durch, während Stefan Döring weitersprach: »Warten Sie es ab. Diese zehn Tage werden wie im Flug vergehen. Gleich heute Nachmittag gibt es unseren berühmten Turmspring-Wettbewerb.«
    »Gibt es wieder eine Reise nach Hawaii zu gewinnen?«, fragte Darissa von Heuth.
    Döring knirschte mit den Zähnen. »Nein, nur unseren speziellen Pokal!«
    Murren im Publikum. Schnell fügte er hinzu: »Und natürlich einen Reisegutschein für eine Wochenend-Städtereise für zwei Personen.«
    Katharina hatte Augustin endlich gefunden. Sie zog ihn mit sich in Harrys Büro: »Sag mal, gibt es noch einen zweiten Zugang zum Unterbau der Brücke?«
    Augustin schüttelte verwirrt den Kopf: »Nein, nur über den Maschinenraum. Warum?«
    »Ich dachte, wenn die neue Brücke steht, dann –«
    Bei Augustin fiel der Groschen sehr schnell: »Du meinst, der sprengt die gleich wieder? Mit uns allen drauf?«
    »Ja, genau. Kann man ihm das irgendwie erschweren?«
    Augustin dachte nach: »Klar. Wir verschweißen die Zugangstüren zum Maschinenraum. Dann muss er schon ziemlich klettern, wenn er wieder unter die Brücke will.«
    Das war besser als nichts. Die neue Brücke würde sicher nicht so stabil sein wie die Erste und sich mit ein paar Ladungen C4, die man auch auf einer Klettertour mit sich nehmen konnte, zerstören lassen. Aber ein Kletterer war auffälliger als jemand, der sich durch die Schmugglerhöhlen schlich.
    »Kannst du … Ich meine, habt ihr …?«
    »Natürlich. Ich mache mich gleich an die Arbeit«, erwiderte Augustin, tief in seiner Handwerker-Ehre gekränkt.
    Augustin ging neben Katharina her zurück zum Restaurantpavillon. Dabei sang er fröhlich »Glückauf ist unser Bergmannsgruß«.
    Katharina konnte nicht anders, sie musste fragen: »Sag mal, Augustin, woher kannst du eigentlich alle diese Lieder?«
    »Hab’ ich aus Deutschland mitgebracht. Ich mag exotische Musik.«
    »Exotisch?« Katharina fiel zu spät auf, dass diese Frage ziemlich idiotisch war.
    Augustin lachte dröhnend: »Klar. Ist doch umgekehrt genauso. Die Touristen kaufen CDs mit unserer Musik wie blöde. Da habe ich mir eben diese Lieder mitgebracht. Und eine Tuba.«
    Katharina hatte sich gemeinsam mit Andreas Amendt und Sandra Herbst in respektvoller Distanz zum Wasser an den Rand des Pools gesetzt. Es war schwierig, alle Gäste im Blick zu behalten. Direkt im Anschluss an den Turmspring-Wettbewerb würden sie unauffällig einen Zählappell abhalten müssen. Bisher hatte der Täter zwar nur nachts zugeschlagen, aber man konnte ja nicht wissen.
    »Ha, die Reise gehört uns. Ich bin schon Punktführer.«

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