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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Javier sachlich.
    »Sie haben … was?«
    »Außerdem habe ich Ihr Zimmer durchsucht, Doktor Amendt. Und Ihre Kleidung. Keine Spuren oder Hinweise.«
    »Wann das denn?« Amendts Stimme überschlug sich.
    »Während Sie schliefen. Sie haben einen sehr tiefen Schlaf. Kein Wunder, bei den vielen Tabletten, die Sie schlucken.«
    »Und warum das alles?«
    »Nun, ich habe viel über Sie nachgedacht. Über das, was Sie mir auf dem Flug erzählt haben.«
    »Und?«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich lüge?«, brauste Andreas Amendt auf.
    Javier hob beruhigend die Hände: »Nein. Ich glaube nur nicht, dass Sie die Wahrheit sagen. Genauer: Sie sehen die Wahrheit nur von einem ganz bestimmten Standpunkt aus.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Javier antwortete mit einer Gegenfrage: »Solche multiplen Persönlichkeiten sind doch sehr selten, oder?«
    »Dissoziative Persönlichkeitsstörung. Ja. Vielleicht. Man weiß es nicht.«
    »So selten, dass es Leute gibt, die sagen, diese Störung gibt es überhaupt nicht?«
    »Zweifler gibt es immer.«
    »Und Sie glauben also wirklich, dass Ihr zweites Ich damals die Kontrolle übernommen hat? Und danach verschwunden ist?«
    »Na ja, verschwunden …«
    »Obwohl es keinerlei Anzeichen gibt, dass diese Persönlichkeit überhaupt existiert?«
    »Sie ist gut darin, ihre Spuren zu verwischen.«
    »Haben Sie denn jemals – wie sagt man? – eine Fugue erlebt? Gedächtnisausfälle? Oder haben andere etwas bemerkt?«
    »Nein«, musste Andreas Amendt zugeben.
    »Und dann finden Sie Ihre Theorie nicht an den Haaren herbeigezogen?« In Javiers sanfte Stimme hatte sich ein Hauch beißenden Spotts gemischt.
    »Und welche Theorie wäre dann Ihrer Meinung nach nicht an den Haaren herbeigezogen?«
    Javier ignorierte den Sarkasmus in Amendts Stimme: »Das liegt doch auf der Hand, oder nicht?«
    »Nämlich?«
    »Sie können sich ums Verrecken nicht erinnern, was passiert ist, oder?«
    »Ja, das hab’ ich doch –«, knurrte Andreas Amendt wütend.
    Javier unterbrach ihn streng: »Was ist, wenn diese Erinnerungen nie existiert haben?«
    »Warum sollten sie nie existiert haben?«
    »Das ist doch ganz einfach. Weil Sie es nicht gewesen sind!«
    Andreas Amendt starrte ihn ein paar Sekunden fassungslos an. Plötzlich knurrte er: »Unsinn!« Dann rollte er sich auf dem Bett zusammen und presste die Hände auf die Ohren. Katharina hörte ihn ein paarmal trocken aufschluchzen. Seltsam. Wollte er unbedingt der Mörder sein? Javiers Worte hatten den Funken des Zweifels, der schon eine Weile in ihr glühte, angefacht. Vielleicht sollte sie wirklich noch mal … Aber sie hatte die Akte doch intensiv gelesen. Und darin fand sich nichts, was auf einen anderen Täter hindeutete.
    Sie musterte den Priester, der seinerseits Andreas Amendt nachdenklich betrachtete.
    »Javier?«, fragte sie. »Warum engagieren Sie sich so? Ich meine, Sie kennen uns doch gar nicht.«
    »Ich dachte, das hätte ich Ihnen schon gesagt. Weil ich der Meinung bin, dass sich die Menschen ohnehin genug Schuld aufladen. Und auch noch fremde Schuld auf sich zu nehmen: Das ist nicht nur übertrieben, sondern auch vermessen und gotteslästerlich.«
    »Amen«, warf Andreas Amendt ein. »Bestimmt haben Sie auch eine passende Bibelstelle parat?«
    »Sicher …« Javier stockte. Dann zog er Andreas Amendt am Stoff seines Hemdes zu sich heran. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    Amendt starrte ihn entgeistert an: »Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht kränken. Ich weiß, Sie meinen es nur gut, aber –«
    »Ich will wissen, was Sie gerade gesagt haben!« Javier schüttelte Amendt, der verdattert antwortete: »Ich sagte, dass Sie bestimmt eine passende Bibelstelle parat haben.«
    Javier ließ Andreas Amendt so plötzlich los, dass der zurück auf das Bett fiel und sich den Kopf an der Wand stieß.
    »Oh verdammt!«, donnerte der Priester plötzlich. »Mein ist die Rache, spricht der Herr!«
    »Okay, ich verstehe, die Bibelstelle –«, wollte Katharina ihn beruhigen.
    »Nein. Nichts verstehen Sie!«, fiel ihr Javier schroff ins Wort. »1219 Romans. Römer Zwölf Neunzehn. Das ist eine Bibelstelle: ›Mein ist die Rache, spricht der Herr!‹ Das ist es, worauf ich die ganze Zeit nicht gekommen bin. Ich bin so ein Ignorant. Unser Täter ist auf einem Rachefeldzug.«
    Natürlich! Rache! Das war das letzte Puzzlestück, das Katharina noch gefehlt hatte. Sie ignorierte Javiers Toben und zog den Umschlag mit den Papierstreifen aus der

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