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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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musste …
    »Was sind Sie? Zielfahnderin? BKA? Interpol?«, fragte der Freiherr sachlich.
    »Nein. Unternehmensberaterin. Ich … ich habe mir ein paar Feinde gemacht.«
    »Und Sie sind natürlich nur auf Urlaub hier.«
    »Ja«, sagte Katharina fest.
    »Meinetwegen. Aber wenn Sie in Ihrem ›Urlaub‹ den Menschen finden sollten, der hier in der Natur rumpfuscht, umso besser.«
    »Sie sind es nicht?«
    »Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, wenn das noch etwas gilt, heutzutage.«
    »Wie dem auch sei: Ich bin wirklich im Urlaub hier. Last Minute.«
    »Wenn Sie meinen – Heckler & Koch, Glock oder Beretta?«, wechselte der Freiherr plötzlich das Thema.
    »Weder noch. Stockert und Rohrbacher. Modell 1.«
    »Ganz was Feines. Wusste gar nicht, dass die schon auf dem Markt ist.«
    »Ein Prototyp. Handgefertigt. Geschenk eines zufriedenen Kunden.« Das war zumindest die halbe Wahrheit. »Sie kennen sich damit aus?«
    »Meine Familie hat die zweifelhafte Ehre, die größte Handfeuerwaffen-Sammlung der Welt zu besitzen.«
    Katharina konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie sich den Freiherrn vorstellte, wie er sich mit einer alten Vorderlader-Pistole auf dem Feld der Ehre duellierte. Obwohl … »Ich hätte gemutmaßt, Degen wären mehr nach Ihrem Geschmack?«
    »Oh ja. Zivilisierte, elegante Waffen. – Sie fechten nicht zufällig?«
    »Nein, das heißt ja. Ich betreibe Kendo.«
    »Für meinen Geschmack etwas roh, wenn Sie gestatten. Erwachsene Menschen, die sich mit Holzschwertern gegenseitig auf den Kopf hauen. Aber vermutlich ebenfalls eine Familientradition, nicht wahr?«
    »Ja, eine Familientradition.« Das war zwar glatt gelogen, aber solange sie ohnehin als Halbjapanerin durchgehen musste …
    »So wie bei uns in der Familie die Handfeuerwaffen. – Das ist Ihr Bungalow, glaube ich?«
    Der Freiherr verabschiedete sich mit einem formvollendeten Handkuss. Seine Lippen berührten Katharinas Hand dabei nicht, sie spürte nur den leichten Hauch seines Atems; so gehörte es sich.

The Dirty Dozens
     
    Lautes Vogelgezwitscher weckte Katharina. Vor ihrem Fenster war es noch dunkel. Sie sah auf den Digitalwecker auf dem Nachttisch. Viertel nach fünf. Aber sie war wach und munter. Also duschte sie kurz und schlüpfte in eine leichte Stoffhose und ein Topp mit Spaghetti-Trägern.
    Wenn sie schon mal so früh wach war, wollte sie den Sonnenaufgang sehen. Deshalb wanderte sie durch die Dämmerung zur Pool-Landschaft, die auf der Ostseite der Insel lag. Sie umrundete das große Becken mit Respekt und lehnte sich an die Brüstung, die die Pool-Ebene zum Meer hin absicherte. Unter ihr fiel der Felsen bestimmt dreißig Meter tief ab. Besser nicht hinunterschauen. Stattdessen genoss Katharina die endlose Weite des Meeres, das von der Sonne in feuriges Rot getaucht wurde.
    »Wasser ist zum Waschen da …« Hinter Katharina erklang lautes Singen. Sie drehte sich um. Augustin kam die Treppe zur Pool-Landschaft herunter, zwei Jungen im Schlepptau, die nicht älter als sechzehn sein konnten. Einer der Jungen begann, die Oberfläche des Pools mit einem Kescher abzufischen. Der andere sprang ohne viel Federlesens ins Wasser und tauchte unter, wohl um die Filter zu reinigen.
    »Schon wach?«, fragte Augustin Katharina.
    »Ja, ich wollte den Sonnenaufgang sehen.«
    Augustin nickte: »Die hab’ ich in Deutschland vermisst. Die Sonnenaufgänge.«
    »Um den Pool kümmerst du dich auch? Was machst du noch alles? Kochen, fliegen, fahren …«
    »Kochen nur ausnahmsweise. Unser Koch kommt erst heute wieder. Nee, ich kümmere mich um alles, was irgendwie Maschine ist …« Er deutete auf das Windrad. »Siehst du, die Insel ist vollkommen unabhängig. Windenergie, Solarzellen. Sogar das heiße Wasser machen wir mit Sonnenenergie. Hab’ ich alles mitgebaut.«
    Katharina war beeindruckt. »Und dann arbeitest du nur hier? Ich denke, solche Talente werden doch überall gebraucht, oder?«
    »Ja, aber ein Ingenieur verdient in Tansania vielleicht fünftausend Dollar im Jahr. Hier komme ich fast auf das Vierfache.«
    »Nur fünftausend Dollar im Jahr?«
    »Das ist schon ganz schön viel. Tansania ist arm. Die meisten Menschen verdienen weniger als einen Dollar am Tag. Deswegen ist der Tourismus so wichtig. Er bringt Geld ins Land. – Frühstück?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Komm! Ich schmeiß einen Topf Kaffee aufs Feuer.«
    Augustin stimmte »Im Frühtau zu Berge« an und ging Katharina voran die Treppen hoch

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