African Boogie
Drinks.« Er wollte Katharina einen Klapps auf den Po geben. Jetzt reichte es. Katharina packte seine Hand und wirbelte um ihn herum; im nächsten Moment hatte sie seinen Arm auf den Rücken gedreht. Dann gab sie ihm einen kräftigen Tritt in den Hintern, sodass der Mann stürzte und über den frisch polierten Steinboden schlitterte. Die anderen Gäste lachten hämisch.
»Deinen Arsch lasse ich feuern!« Mandeibel raffte sich auf und wollte auf Katharina zustürzen, doch er prallte an Harrys breiter Brust ab. Katharina hatte Harrys Gabe, sein Körpervolumen auf Kommando auf das Doppelte zu vergrößern und so zum Felsen in der Brandung zu werden, immer bewundert.
»Langsam, langsam. Die Dame ist Gast von Golden Rock, ebenso wie Sie«, erklärte Harry in dem Ton, mit dem man unartigen Kindern ihr Fehlverhalten erklärte.
»Dann ist das Hausfriedensbruch! Ich kenn’ mich aus!«
Katharina presste sich die Hand vor den Mund, um nicht zu lachen. Und Harry fuhr im gleichen freundlichen Ton fort: »Einer Dame in den Ausschnitt zu fassen, ist sexuelle Belästigung.«
»Belästigung? Ich habe ihr Geld –«
»Und das könnte als Versuch der Förderung von Prostitution ausgelegt werden. Sie sollten in der Hinsicht ganz vorsichtig sein. In Tansania wird so etwas streng verfolgt. Und man ist hier mit dem Schwert sehr schnell bei der Hand.«
Jean-Luc Mei-äär und Jens Mandeibel fassten sich gleichzeitig erschrocken an die Kehle.
»Tiefer«, korrigierte Harry sie freundlich. »Und jetzt führt Sie sicher gerne jemand zu ihrem Bungalow.«
Er nickte einem jungen Kellner zu, der den beiden winkte, ihm zu folgen. Sie trollten sich. Vergnügt sah Katharina, dass der Kellner sie ihr Gepäck selbst tragen ließ.
»Stimmt das? Mit der Kastration?«, fragte sie Harry neugierig.
»Natürlich nicht. Aber du weißt ja, solchen Typen muss man von Anfang an klarmachen, wer der Herr im Ring ist, sonst werden sie zu Bullys, die Schwächere herumschubsen, nur weil sie es können. – Komm, sehen wir uns den Rest der Show an.«
Inzwischen hatten sich die Reisenden ordentlich aufgereiht. Relativ weit hinten in der Reihe las ein Mann, Typ pensionierter Studienrat für Deutsch und Sport, den beiden jungen Frauen vor ihm laut aus dem Reiseprospekt vor: »… und so zürnte der Gott Mafia Island für ihre Schönheit und in seinem Zorn rammte er seinen Faustkeil in die Insel. Doch der Faustkeil brach ab und blieb in der Bucht, die er gerissen hatte, stecken. Und die Göttin verwandelte ihn in den Teil des Paradieses, den wir heute Golden Rock nennen …« Die beiden Frauen verdrehten die Augen, als sie sich wieder nach vorne wandten.
Ganz vorne in der Schlange stand ein runder, gemütlich aussehender Mann mit einer großen Spiegelreflexkamera um den Hals. Seine Gattin, eine verblühte Schönheit, überragte ihn um ein paar Zentimeter. Beide kramten in ihren Taschen. »Und du musst natürlich die Reiseunterlagen verschludern«, meckerte die Frau. »Weil der Herr natürlich als Erstes seine Fotoausrüstung braucht.«
»Der Umschlag war die ganze Zeit da!«, verteidigte sich der Mann. Die Frau meckerte leise vor sich hin und suchte weiter.
Eine blonde Schönheit mit bauchfreiem, aber langärmeligem T-Shirt und eng anliegender Stoffhose, eine übergroße Sonnenbrille lässig ins wallende Engelshaar gesteckt, löste sich hinter ihnen aus der Schlange: »Na, wenn das noch länger dauert, gehe ich eben vor.«
Die Frau des Pärchens, das hinter den ihre Unterlagen Suchenden wartete, stieß ihren Partner an: »Nun mach doch was, Frank. Die drängt sich vor.«
Frank, ein hagerer, blasser Mann in verwaschener Jeans und beigem Hemd, murmelte schüchtern: »Lass doch, Roswitha. Wir sind im Urlaub.«
Die Schönheit hatte unterdessen ihre Unterlagen auf den Tisch geworfen. Anisa versuchte, ihren Pass zu entziffern: »Miss Jacki, Jacka …«
»It is pronounced Jack-ooo«, erklärte die Schönheit. »Sabrina Jack-ooo. Ich bin Ehrengast von Berling Tours. Meinem Kunden«, fügte sie stolz hinzu. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, ob denn auch alle vernommen hatten, dass sie wichtig war.
Anisa händigte ihr die Schlüsselkarte und einen großen Umschlag aus. Damit stolzierte die Schönheit davon. Sie drückte einem der Gepäckträger einen Geldschein in die Hand und ließ sich das umfangreiche Gepäck hinterhertragen.
Endlich waren die Suchenden fündig geworden. Stolz legten sie ihre Unterlagen und ihre Pässe auf den Tisch. »Pfarrer
Weitere Kostenlose Bücher