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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Hans Giesler. Gott zum Gruße«, verkündete der Mann mit Prediger-Stentor.
    »Gottzum …?«, fragte Anisa verwirrt.
    »No, my name is Giesler. Hans und Tamara Giesler.«
    Anisa verstand und gab ihnen ihre Schlüssel und Umschläge.
    »Gott bless you, mein Kind.« Giesler zückte die Kamera. So ein Augenblick musste für die Nachwelt festgehalten werden. Seine Frau zog ihn verärgert davon.
    Die Frau hinter ihnen in der Schlange, eine blasse Blondine, die ein Buch umklammert hielt, war erleichtert, an der Reihe zu sein. Kein Wunder, denn der Mann hinter ihr versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, genauer: ihre Brüste. Er hob den Blick nicht vom Ausschnitt der Frau, während er auf sie einsprach.
    »Sylvia Schubert«, stellte sie sich Anisa hektisch vor und krallte sich, so schnell es ging, Unterlagen und Zimmerschlüssel. Dann eilte sie davon.
    Der Mann hinter ihr warf ebenfalls seinen Pass auf den Tisch, rief »Christian Kurt« und nahm seinen Umschlag an sich. Dann sah er sich um, wohin denn Sylvia Schubert verschwunden war. Dabei blieb sein Blick – natürlich – an Katharinas Dekolleté hängen. Wenigstens verzichtete er darauf, Geld hineinzustecken; aber wenn das so weiterging, dachte Katharina, würde sie nur noch hochgeschlossen herumlaufen. Endlich zog Christian Kurt von dannen, wohl, weil er am Horizont ein neues Objekt der Begierde entdeckt hatte.
    Nach ihm trat ein denkbar falsch angezogenes Paar an den Tresen: Der Mann, der mit seinen kurzgeschorenen, grauen Haaren, seinem hageren Gesicht und seiner Nickelbrille aussah, als wolle er sich zum Steve-Jobs-Ähnlichkeitswettbewerb anmelden, trug Rollkragenpullover zu teurer Jeans. Die Frau, eine streng-attraktive Brünette, trug ein schwarzes Kostüm, das wohl bei der Abreise noch schick und elegant ausgesehen hatte, jetzt aber nach einem Bügeleisen schrie. Der Mann flüsterte Anisa etwas zu. Sie verstand ihn nicht. Etwas lauter wiederholte er: »Joachim und Doktor Gabriele Bronski vom Architekturbüro Bronski und Partner.« Anisa sah kommentarlos in ihre Unterlagen und händigte ihnen Schlüsselkarten sowie einen großen Umschlag aus, den das Paar an sich nahm wie schlechte Geheimagenten Dossiers von einem Informanten.
    »Diese ganze Reise ist ein Witz«, flüsterte das Steve-Jobs-Double gerade, als sie an Katharina vorbeikamen. »Da will sich jemand über uns lustig machen.«
    Einer nach dem Anderen hatten die Reisenden ihren Pass und ihre Unterlagen vorgezeigt und ihre Schlüsselkarte sowie einen großen Umschlag in Empfang genommen. Ein älterer Herr mit vollem weißem Haar und gepflegtem Schnurrbart hatte den Umschlag gleich geöffnet, einen Brief hervorgezogen, ihn gelesen und war dann laut lachend davongegangen.
    Die beiden jüngeren Frauen nutzten die erste Gelegenheit zur Flucht vor dem pensionierten Studienrat für Deutsch und Sport und seinem Reiseprospekt. Der Studienrat selbst nahm den Umschlag entgegen wie eine Marsch-Order. Es fehlte nur noch, dass er die Hacken zusammenschlug.
    Ein Pärchen benahm sich fast so unauffällig wie Hollywoodstars, die von Paparazzi erwischt werden wollen. »Daniel und Susannah Breugher«, raunte der Mann Anisa mit verschwörerischem Bühnenflüstern zu, im sicheren Wissen, dass sein Name bis ins tiefe Afrika hinein einen guten Klang hatte. Er konnte die Enttäuschung nicht ganz verbergen, als Anisa ihm Unterlagen und Schlüsselkarten aushändigte, ohne wenigstens um ein Autogramm zu bitten.
    Die letzten Gäste, die eincheckten, kannte Katharina. Es war das Pärchen, dem sie im Flughafen begegnet war.
    »Kristina Bergthaler und Dirk-Marjan Jakutzki, bereit für die große Verschwörung«, rief das Mädchen fröhlich, bevor ihr Begleiter sie mit dem Ellbogen in die Seite stoßen konnte. Sie nahm Schlüsselkarten und Umschlag, während ihr Begleiter zwei Gläser mit dem Welcome Drink von Gustavos Tablett holte.
    Kristina wedelte ihm mit dem Umschlag vor der Nase. »Da ist jetzt bestimmt die Morddrohung drin. Oder die Einladung der geheimnisvollen Prinzessin.«
    Ihr Begleiter lachte: »Dann wollen wir mal das Rätsel lösen.« Er riss den Umschlag auf. Katharina streckte neugierig den Kopf vor. Doch aus dem Umschlag fiel kein aus Zeitungsbuchstaben zusammengeklebter Drohbrief und auch kein versiegeltes Billett, sondern eine Broschüre mit der Headline »Traumrendite auf der Trauminsel«.
    Dirk-Marjan zeigte seiner Begleitung die Broschüre mit einem Schulterzucken: »Ich sag es ja, ein Investment-Plan. Die

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