Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
Vom Netzwerk:
erkannt. Er schlug die leere Wodka-Flasche auf die Lehne eines Stuhls, bis sie zersplitterte. Kritisch betrachtete er den Flaschenhals. Eine einzelne, scharfe Spitze ragte hervor. Er wollte sie an den Hals der Erstickenden ansetzen, doch in diesem Augenblick wurde er von einem Faustschlag zu Boden gestreckt.
    »Sind Sie übergeschnappt?« Der Freund der Frau war totenbleich vor Schreck. Kein Wunder, Andreas Amendt sah vollkommen irre aus. Sein Haar war wirr, sein Blick starr und der Flaschenhals in seiner Hand wirkte auch nicht gerade beruhigend.
    »Ich will ihr Leben retten, Sie Idiot!«, blaffte er und wollte sich zum Tisch durchdrängen, doch ein paar wohlmeinende Gutmenschen stellten sich ihm in den Weg. Javier schob sie beiseite: »Bitte, Sie müssen Doktor Amendt durchlassen. Er muss einen Luftröhrenschnitt machen, bevor sie erstickt.«
    Katharina spürte, wie die Muskeln der Frau erschlafften. Sie hatte das Bewusstsein verloren. Kein gutes Zeichen. Doch inzwischen war Sandra Herbst zurückgekommen und warf Andreas Amendt über die Köpfe der anderen Gäste ein flaches Päckchen zu. Mit den Zähnen riss er die Papierhülle von dem Einweg-Skalpell. Dann tastete er über den Hals der Frau, um die richtige Stelle zu finden und schnitt. Katharina sah, dass kein Blut aus der Wunde floss. Verdammt! Herzstillstand! Andreas Amendt schob das Röhrchen in die Wunde, hielt den Finger vor die Öffnung. Nichts. Er sprang auf den Tisch, kniete sich über die Ohnmächtige und presste mit beiden Händen rhythmisch auf ihren Brustkorb ein. Zwanzigmal drücken, fünf Atemzüge in das kleine Röhrchen. Drei, fünf, zehn Minuten versuchte er, die Frau wiederzubeleben. Endlich hielt Sandra Herbst seine Arme fest. Es war zu spät.
    Andreas Amendt blieb einen langen Moment reglos hocken. Dann zog er das Röhrchen aus der Wunde und warf es achtlos beiseite. Er strich der Frau über das Haar und schloss ihre Augen. Danach stieg er vom Tisch herab und ging durch die ängstlich vor ihm zurückweichenden Gäste davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Sandra Herbst gewann als Erste die Fassung wieder. »Bitte gehen Sie nach draußen und lassen Sie uns in Ruhe arbeiten«, wies sie die Gäste ruhig an.
    Javier trat neben sie. Mit ernster, fester Stimme sagte er: »Wenn jemand geistlichen Beistand braucht: Ich komme gleich in die Rezeption. Und nun gehen Sie bitte, damit wir die Verstorbene in Würde wegbringen können.«
    Er wartete, bis die Gäste seinen Worten gefolgt waren, dann zog er seine Bibel, eine Stola und ein kleines Fläschchen hervor. Damit beugte er sich über die Tote und begann mit der Krankensalbung. Besser spät als nie.
    Als er das Ritual beendet hatte, half er dem Freund der Toten, der auf dem Boden gekauert hatte, aufzustehen und führte ihn am Arm nach draußen.
    Stefan Döring räusperte sich: »Ich will ja nicht pietätlos sein, aber hier kann sie nicht liegen bleiben. Und in ihren Bungalow kann sie auch nicht. Nicht bei der Hitze.«
    Harry sagte leise: »Wir bringen sie ins Kühlhaus 2. Das ist gerade leer. Bis auf den anderen.«
    »Den anderen?«
    »Mandeibel. Der Tote von letzter Nacht.«
    »Ach ja richtig. – Augustin? Schnapp dir deine Männer und räum hier auf. Stell die Tische um. Es darf nichts mehr an den Zwischenfall erinnern, verstanden?«
    »Verstanden.« Augustin nahm die Tote auf seine Arme und ging langsam in Richtung Kühlhaus.
    Harry bedeutete Katharina, ihm zu folgen. Gemeinsam gingen sie in sein Büro.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    Berechtigte Frage: Zwei seltsame Unfälle in nicht mal vierundzwanzig Stunden. »Wir müssen den Amendt dazu bringen, sich die Toten noch mal anzuschauen. Irgendwie glaube ich nicht mehr an Zufall«, antwortete Katharina.
    Harry nickte: »Ich spreche mit Sandra. Ist er immer so drauf?«
    »Ja.« Katharina erinnerte sich, wie er um das Leben von Henthen gerungen hatte, dem Mann, der Katharina ermorden wollte und dem er in die Beine geschossen und dabei beide Oberschenkelarterien zerfetzt hatte. Damals hatte sie nicht glauben wollen, dass Andreas Amendt wirklich ein Mörder war.
    »Und jetzt?«, fragte Harry erneut.
    »Jetzt schauen wir erst mal nach der Brücke. Ob sie wirklich gesprengt worden ist. Irgendwo müssen wir ja anfangen.«
    Der strahlende Sonnenschein und der blaue Himmel machten den Anblick nicht schöner. Geborstene Stützen ragten aus dem Wasser. Einzelne Brückensegmente trieben zwischen den Riffen, dazwischen Holzstücke und anderes Treibgut.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher