African Boogie
Bronski.
Die Angesprochene richtete sich stocksteif auf und sagte zu Dirk-Marjan: »Wenn der Schröder so toll ist, stellen Sie ihn doch ein. Werden schon sehen, was Sie davon haben.«
»Den? Jederzeit.«
Doch das Paar war schon zwischen den Felsen verschwunden. »Mit der?«, erklang die empörte Stimme von Gabriele Bronski. »Pst, nicht so laut …«, erwiderte ihr Mann. Dann waren sie nicht mehr zu hören. Dirk-Marjan und Kristina grinsten sich an.
Katharina fragte: »Habe ich das richtig verstanden? Die haben die Brücke hier gebaut?«
Dirk-Marjan antwortete: »Na ja, gebaut ist so eine Sache. Das Architekturbüro war Bronski und Partner. Entworfen hat die Brücke aber dieser Schröder. Nach dem, was man so hört, haben die ihn dabei ziemlich über den Tisch gezogen und schließlich rausgeworfen. Aber so sind die Bronskis. Klauen anderen das Talent und werfen sie dann weg.« Er drehte sich zu Harry um. »Denen sollten sie mal auf die Finger schauen. Kann sein, dass die die Brücke auf dem Gewissen haben.«
»Warum das denn?«
»Na ja, die Brücke muss wieder aufgebaut werden, oder nicht? Und die Bronskis haben die Hände auf den Plänen. Doppelt abkassieren für den Neubau. Zuzutrauen wäre es denen.«
Dirk-Marjan zog an dem Kletterseil, bis er das Stützenstück, das er daran gebunden hatte, über den Rand des Plateaus zog. »Schauen Sie, hier.« Er zeigte auf die Enden des Blocks, die aussahen, wie mit einer extrem groben Säge abgesägt. »So sieht es aus, wenn man Holz mit Sprengschnur durchtrennt.«
»Was ist denn Sprengschnur?«, fragte Kristina neugierig dazwischen.
»So eine Art Dynamit in Schläuchen«, erklärte Dirk-Marjan geduldig. »Die nutzt man heute bei Sprengungen hauptsächlich, weil man damit keine auf eine Stelle konzentrierte Explosion hat, sondern so eine Art Schnitt erzeugt.« Dann schüttelte er missbilligend den Kopf: »Absoluter Overkill, wenn Sie mich fragen. Zumindest, was die Brücke angeht. Sie müssten dann praktisch jede Stütze einzeln sprengen. Viel zu viel Vorbereitungszeit.«
»Wie lange dauert so was?«
»Na ja, wenn Sie’s richtig machen, brauchen Sie eine Woche, um alle Ladungen zu legen. Sie müssen ja auch berechnen, wo die Trümmer hinfallen und so. Aber wenn Ihnen das egal ist … zehn, zwölf Stunden. Viel zu viel Aufwand. Die Brücke hat nämlich eine Schwachstelle, müssen Sie wissen.«
»Ja?«
»Diese Stahlseil-Konstruktion. Die ist sabotageanfällig. Wenn jemand unbedingt Schaden anrichten will, dann spannt er die Seile bis zum Anschlag und trennt sie gleichzeitig durch. Eine kleine Sprengung und die Brücke schnurrt zusammen wie eine Spirale. Und dabei nimmt sie alle Stützen mit. Geht viel schneller.«
»Gibt es da keine Sicherung gegen?«, fragte Harry misstrauisch.
»Theoretisch schon: Die Maschine unten, die die Seile spannt und entspannt – ein Schiffsdieselaggregat mit ein paar Tausend PS – ist vermutlich elektronisch gegen Überspannung gesichert. Schalten Sie die Sperre ab und die Maschine erledigt die Arbeit für Sie.«
»Sie wissen aber viel darüber«, wunderte sich Katharina.
»Brücken sind mein Steckenpferd. Da überlegt man natürlich auch, wie man das Einstürzen verhindert. Und das war die einzige Schwachstelle, die ich erkennen konnte. Wollte den Schröder immer danach fragen. Aber der ist unauffindbar.«
»Unauffindbar?«
»Er wird sich verkrochen haben. Die Bronskis haben ihn in der ganzen Branche unmöglich gemacht.«
»Warum das denn?«
Dirk-Marjan zuckte mit den Achseln: »Die Bronskis haben sich die Brückenkonstruktion hier patentieren lassen. Obwohl der Schröder sie erfunden hat. Er wollte seinen Anteil, aber … Wie schon gesagt: Die Bronskis sind nicht die feinsten Leute.«
Katharina überlegte: »Was muss man denn können, wenn man so eine Brücke sprengen will?«
»Na ja, bei dieser Overkill-Methode nicht viel. Wie man diese Sprengschnüre verlegt und zündet. Das ist nicht so schwierig. Finden Sie überall im Internet. – Nur den Sprengstoff müssen Sie organisieren. Und zwar eine ziemliche Menge. In Deutschland würde ich sagen, unmöglich. Aber hier …?«
Katharina sah zu Harry. Er nickte: »Mit genügend Geld geht alles. Überall.«
»Ich sag’s ja. Die Bronskis. Die werden jemanden dafür angeheuert haben«, stellte Dirk-Marjan fest.
»Und Sie?«, fragte Harry plötzlich streng. »Wüssten Sie, wie man diese Brücke sprengt?«
»Dirk-Marjan soll das gewesen sein?« Kristina schnaubte
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