African Boogie
zum letzten großen Showdown.
Die Tour führte sie wieder zum Maschinenraum, der zum Unterbau der Brücke führte. Die gerissenen Enden der Stahlseile hingen schlaff aus dem großen Motor, den Augustin liebevoll-traurig tätschelte.
Sie traten durch die große Stahltür ins Freie. Katharina erinnerte sich, wie Augustin und Dirk-Marjan im Duett von der Brücke geschwärmt hatten. Jetzt waren nur noch ein paar geborstene Stützen davon übrig, die aus der Felswand und aus dem Wasser ragten.
Sie legten eine kurze Rast ein, setzten sich auf einen Felsvorsprung und tranken aus ihren Wasserflaschen. Katharina dachte nach: Augustin kannte das Land doch, er müsste ihr weiterhelfen können.
»Sag mal, Augustin, kannst du dir vorstellen, dass noch jemand anderes ein Motiv hat, die Brücke zu sprengen? Etwas Politisches vielleicht?«
Augustin schüttelte mürrisch den Kopf: »Das hat mich dieser Typ, der immer mit dieser mit Klunkern behängten Frau zusammen ist, auch schon gefragt gestern Abend. Meinte, dass Tansania uns vielleicht als Geiseln nimmt, um eine Entschuldung durchzusetzen.«
»Entschuldung?« Richtig, das hatte der Versicherungsgigolo Katharina auch schon erzählt.
»Tansania ist arm. Und wir haben viele Schulden«, fuhr Augustin fort. »Vor allem bei der Weltbank. Deshalb sind unsere Steuern hoch. Aber es bleibt nichts davon übrig. Geht alles in die Zinsen. Deswegen wurde ja beschlossen, Tansania die Schulden zu erlassen. Nur wann, das ist die Frage. Der Döring hat doch gesagt, dass Tansania es zur Bedingung gemacht hat, dass Deutschland den Prozess vorantreibt.«
»Könnte das jemand bewusst so geplant haben?«
»Das wäre ein ziemlich dummer Plan.«
»Warum?«
»Weil Tourismus für Tansania extrem wichtig ist. Wir haben keine nennenswerten Rohstoffe, die Landwirtschaft ist gerademal ausreichend, um uns selbst halbwegs zu ernähren. Das Einzige, was wir haben, sind die Häfen in Dar es Salam und Sansibar. Und natürlich Tourismus. – Und so was …«, er deutete auf die Überreste der Brücke, »das wäre echt Terrorismus. Nicht gut fürs Geschäft. Weißt du, wie schnell man da auf irgendwelchen Warnlisten steht? Hast du ja gerade in Kenia gesehen.«
»Kenia?«
Javier mischte sich ein: »Die Wahl in Kenia. Die dann zu massiven Unruhen geführt hat.«
»Genau«, fuhr Augustin fort. »Die werden Jahre brauchen, bis der Tourismus wieder den gleichen Stand hat. Und bis dahin …« Plötzlich grinste er breit. »Sollen die zu uns kommen. Wir sind zwar arm, aber verhältnismäßig sicher.«
»Aber es gibt doch bestimmt Gruppen, die mit der Regierung nicht einverstanden sind. Die für Unruhe sorgen wollen.«
»Die gibt es überall. – Aber ich glaub’ nicht, dass die das waren.«
»Warum nicht?«
»Na ja. Für euch Touristen ist Mafia Island ein Geheimtipp. Für Tansanier … Viele wissen nicht mal, dass es die Insel überhaupt gibt. Wir sind so was wie … Wie sagt man auf Deutsch, wenn man aus einer Ecke kommt, wo die Menschen ahnungslos sind und so?«
»Hinterwäldler?«
»Genau. Hinterwäldler. Die würden so etwas auf Sansibar abziehen. Oder am Fuß des Kilimandscharo. Oder auf einer Lodge in der Serengeti. Das kennt wenigstens jeder.«
»Und auf Mafia Island selbst? Da gibt es doch bestimmt Neider.«
Augustin verneinte: »Seit wir Tourismus-Geheimtipp sind, geht es hier allen besser. Und wenn, dann würden die sich eine andere Lodge vornehmen. Nicht ausgerechnet Golden Rock.«
»Warum das?«
»Na ja, die Brücke war hier so etwas wie ein Weltwunder. Und diesen Dirk Schröder: Den betrachten viele auf der Insel wie einen Messias.«
»Warum das?«
»Weil er genau das Richtige gemacht hat. Hat fast nur mit Einheimischen gearbeitet. Dirk hat das mit der Entwicklungshilfe sehr ernst genommen. Außerdem ist er in alle Dörfer gefahren und hat sich zeigen lassen, wie man hier baut. Davon hat er viel für die Brücke übernommen. Wenn jemals rauskommt, wer das mit der Brücke war, verlässt der die Insel sicher nicht lebend.«
Das klang ebenso erschreckend wie einleuchtend. Also wieder eine falsche Fährte. Oder … »Und die anderen Lodges?«
»Wir sind keine wirkliche Konkurrenz für die. Golden Rock bietet Platz für hundertfünfzig Gäste. Zweihundert, wenn wir noch ein paar Hauszelte aufstellen. Das ist nicht viel. Und mit Tauchen und so … Weißt ja, die Strömungen und die Quallen. Da sind die anderen Lodges echt im Vorteil.«
Nach diesem nicht sehr erfolgreichen
Weitere Kostenlose Bücher