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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Gefallen tun?«, fragte sie rasch.
    »Natürlich.«
    »Können Sie das alles mal aufschreiben? Diese ganzen Verbindungen und so? Ich muss das vor mir sehen.«
    »Natürlich, kein Problem.«
    Ein Hubschrauber hatte ein Satelliten-Radio gebracht, das Augustin mit der Stereoanlage im Restaurantpavillon verbunden hatte.
    Alle, aber auch wirklich alle Gäste hatten sich im Restaurantpavillon eingefunden, um der Bundestagsdebatte zu lauschen. Katharina hatte gleich dreimal durchgezählt. Sicher war sicher.
    Die Bundestagsabgeordneten nutzten die Gunst der Stunde für eine Generalabrechnung. Man warf sich gegenseitig vor, zu viel oder zu wenig für die Entwicklungshilfe zu tun, die Bundeswehr sei zu schlecht ausgestattet und Afrika habe man in der Vergangenheit zu viel oder zu wenig beachtet. Eine Hinterbänklerin der Alternativen lehnte den Einsatz aus Gewissensgründen ab, und wurde durch einen Zwischenrufer (»Die sollen eine Brücke bauen. Nicht einmarschieren.«) so aus der Fassung gebracht, dass sie wütend mit den Fäusten aufs Rednerpult trommelte und immer wieder rief: »Mit Brücken hat es in Polen auch angefangen! 1939!«, bis ihr der Bundestagspräsident das Wort entzog.
    Ein Abgeordneter der Vereinigten Linken ereiferte sich, dass wertvolle Ressourcen des Staatshaushalts verschleudert werden sollten, um ein paar Reiche von ihrem Inseldomizil zu befreien, während in Ostdeutschland die Kinderarmut immer mehr zunehme. Im Übrigen fehle es auch dort an Brücken. Und das fast zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung.
    Der Vorsitzende der Liberalen schlug vor, man solle doch den Auftrag zum Brückenbau an die deutsche Bauwirtschaft geben, die im Übrigen viel zu viele Steuern zahle, was den Standort Deutschland unnötig gefährde.
    Darauf erwiderte ein Abgeordneter der Bayrischen Konservativen, dass der Bausektor ohnehin überbläht sei und man dem Beispiel des Freistaats folgen und in Hightech investieren solle. Das wiederum empörte die Ministerin für Forschung und Bildung, die auf das ausgezeichnete Förderprogramm ihres Ministeriums hinwies. Die Familienministerin, wie stets um Versöhnung bemüht, sprach mit eindringlich bebender Stimme von den Kindern auf der Insel und in Afrika allgemein. Und man solle mit dieser Brücke ein Zeichen setzen. Auch für die Kinder. Das wiederum wurde mit dem Zwischenruf »Wie 1939! Adolf ging es auch nur um die Kinder!« quittiert.
    Und dann sprach die Kanzlerin tatsächlich ein Machtwort: Die Menschen draußen im Land erwarteten, dass man handele, und zwar sofort. Den Zwischenruf »Was denn, jetzt schon?«, der auch unter den Gästen im Restaurantpavillon johlendes Gelächter auslöste, ignorierte sie und forderte den Bundestagspräsidenten auf, endlich zur Abstimmung zu schreiten: Mit fünfhundertfünfundvierzig Ja-Stimmen bei acht Enthaltungen wurde der Brückenbau genehmigt und Tansania war der Entschuldung ein gutes Stück nähergekommen.
    In einer Liveschaltung nach München vergaß der bayrische Ministerpräsident nicht, darauf hinzuweisen, dass man auch in seinem schönen Land sehr gut Urlaub machen könne. Und die Kanzlerin verkündete, dies sei ein guter Tag für Deutschland. Und für Tansania natürlich auch.
    Die Gäste und Angestellten jubelten. Stefan Döring ließ Sektgläser austeilen. Dann schwang er sich auf das Podest: »Liebe Gäste, liebe Angestellten –«
    Ein lauter, dröhnender Gongschlag aus der Stereoanlage schnitt ihm das Wort ab. Die Gäste erstarrten. Als der Gongschlag verhallt war, sagte eine tiefe, verzerrte Stimme: »Ihr seid alle dem Tod geweiht. 1219 Romans erwischen jeden Einzelnen von euch, bevor die Brücke wieder steht.«

III
     
    And Then There Were None?
     
    »Wissen Sie schon, was Sie jetzt machen werden?«, fragte der Lottobeamte – nennt man den wirklich so? – gut gelaunt.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Wir raten unseren Gewinnern immer, nichts zu überstürzen. Also nicht gleich den Job zu kündigen.«
    »Ich bin arbeitslos.«
    »Na, dann haben Sie sich das Glück ja doppelt verdient. – Wir empfehlen, das Geld zunächst einmal auf ein Konto bei einer Großbank einzuzahlen. Und sich dann dort wegen Anlagemöglichkeiten beraten zu lassen.«
    »Ja, das wollte ich   …«
    »Sehr gut. Und Sie sollten nicht zu verschwenderisch zu sein. – Aber einen schönen Wunsch sollten Sie sich sofort erfüllen.«
    Wunsch? Hatte ich Wünsche?

Bedroom Blues
     
    »Ihr seid alle dem Tod geweiht. 1219 Romans erwischen jeden Einzelnen von

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