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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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und Willard bleiben beim Boot als Wache zurück, Francis führt uns durch den Busch. Collin geht hinter ihm, ich bin das Schlusslicht. Wieder beglückwünsche ich mich zu der neuen Taschenlampe, denn die beiden machen Tempo, und der Pfad ist kaum zu sehen und voller Löcher und Stolpersteine. Was wäre, wenn ich mir hier mal kurz was breche? Und was ist eigentlich mit den Leoparden? Es gibt eine Menge in diesem Wald, und Mitternacht ist ihre Jagdsaison. Alles, was Zähne hat, ist auf den Beinen. Natürlich hat Collin recht, wenn er sagt, dass Leoparden höchst selten Menschen fressen, im Gegenteil, man kann froh sein, wenn man jemals einen sieht, aber es stimmt auch, dass verletzte oder alte Leoparden mit schadhaftem Gebiss hin und wieder den Menschen als Opfertier akzeptieren, weil sie ihn so leicht kriegen wie eine angebundene Kuh. Und anscheinend schmecken wir gut. Wer uns einmal probiert hat, wird es immer wieder tun, wie der berüchtigte Leopard von Rudraprayag, der auf einem stark frequentierten Pilgerpfad im Himalaya hundertfünfundzwanzig Menschen tötete, bevor er von dem legendären Jäger Jim Corbett erlegt werden konnte. Und noch etwas: Der Leopard ist die nervöseste aller Großkatzen, und es ist keine schöne Art, durch ihn zu sterben. Vier Tatzen mit jeweils fünf Krummdolchen bearbeiten dich wie eine hochtourig laufende Kreissäge, nachdem er dich angesprungen hat, und wenn er zum Finale nicht deine Kehle kriegt, dann knackt er dir mit seinen Zähnen das Genick oder, auch das kommt vor, den Schädel. Collin und Francis würden mich wahrscheinlich auslachen, wenn ich ihnen das erzählte, aber warum zur Hölle gehen sie so schnell? Wir rennen fast und brauchen trotzdem satte drei Stunden, bevor uns unsere Frauen in die Arme fallen, wie Totgeglaubten.
    Ich glaube zunächst nicht an Lisas Gefühle, sie überraschen mich, sie sind so anders als alles davor, anders als in den Zeiten des sterbenden Schwans und auch anders als in der Zeit, in der wir frisch verliebt waren. Sie sind weder zurückhaltend noch verschwenderisch. Sie sind archaisch. «Die Krieger sind nach Haus gekommen», sagt sie, als wir am großen Tisch auf der Terrasse sitzen, und ich weiß zwar, dass ich kein Krieger bin, aber sie weiß es nicht. Sie hatte dieselben Ängste wie ich, dieselben Phantasien, sie dachte auch an Räuber und durchgeschnittene Kehlen, aber dass nichts davon geschah, sondern immer nur im Bereich des Möglichen war, wusste sie nicht. Sie konnte nicht schlafen in dieser Nacht und Rose auch nicht. Beide hatten mehr Angst um uns als wir selbst. Und obwohl das, ich sage es noch einmal, wirklich nicht nötig war, fühlt es sich gut an. Ihre Erleichterung und meine. Lisa steht wieder zu mir. Sie ist zurück im Team. Und Collin ist ein Freund geworden. Zwei Männer, zwei Frauen und ein paar Bier nachts um vier. Und dann, fast hätte ich es vergessen, öffne ich meinen Rucksack und hole den roten Spiegel raus. Er ist rund und am Rand mit Glasperlen verziert. Kein Mensch wird jemals auch nur einen Moment glauben, dass diese Glasperlen Juwelen sind, aber heute Nacht sehen sie ein bisschen so aus.

6. BAD PASSPORT
    U nsere Grashütte ist drei Meter lang und vier Meter breit. Unser Bett ist zwei Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Die fünfundsiebzig Zentimeter zwischen der jeweiligen Bettkante und der Hüttenwand sind streng privater Bereich. Auch der Platz vor dem Bett ist in zwei souveräne Hälften geteilt. Lisa klärte das bereits am ersten Tag. Alles rechts von der Tür gehört ihr, alles links davon mir. Beide Hälften vermitteln inzwischen einen wohnlichen Eindruck, wenn der jeweilige Einrichtungsstil auch recht verschieden ist. Lisa hat ihre Wand mit Schwarzweißpostkarten aus Istanbul und Familienfotos geschmückt, und auch ihre Kleider wirken wie Wandbehänge. Die Frau in der Hütte ist unerlässlich, sonst sieht sie gänzlich wie meine Hälfte aus. Hosen, Hemden, Jacken hängen an irgendwelchen Nägeln, auf dem Boden liegen Socken und Macheten. Solange die Socken nicht stinken, empfinde ich das als stimmig. Zwischen den langen Grashalmen, mit denen die Hütte bedeckt ist, bleibt genug Luft und Platz für das Licht. Am Tag fällt die Sonne in Strahlen und Klecksen auf unser Bett, in der Nacht beleuchten Mond und Sterne unseren Schlaf. Grashütten sind hellhörig. Man hört jede Katze, man hört jede Tatze, man hört jeden kleinen, mittleren und großen Affen, aber die Schlangen und Skorpione, die es hin und wieder

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