Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
Vom Netzwerk:
auf der ‹Ilala›?»
    «Jaaaaa.»
    «Und er kommt nächste Woche mit der ‹Ilala› zurück?»
    «Jaaaaaa.»
    Das war vor sechs Tagen, morgen werden wir sehen, ob Francis oder sein Freund auf Likoma oder dessen Freund auf der anderen Seite des Malawisees oder irgendwer anders in der Überbringerkette Lisa verarscht hat. Selbst für einen österreichischen Pass bekommt man auf dem illegalen Markt Geld. Und wem das zu umständlich erscheint, weil er keine Kontakte hat, nimmt halt nur die hundert Dollar für die Gebühren und die dreißig Dollar für den guten Willen, die in dem Reisedokument stecken, und schmeißt den Pass dann weg. Also mach dir keine Sorgen, Lisa, und schlaf schön. Es wird schon gutgehen.

    Die «Ilala» tuckert auf ihrem Weg jeden Samstag mal kurz an unserem Strand vorbei. Sie taucht links am Horizont auf und braucht etwa dreißig Minuten, bis sie rechts am Horizont wieder verschwindet. Wenn sie pünktlich ist, geschieht das am Nachmittag. Dieses Mal ist sie fast pünktlich. Wir sehen sie bei Sonnenuntergang. Das steht dem alten Kahn phantastisch. Möge der Pass mit ihm sein. Wir sitzen am Strand und hoffen das sehnlich, doch irgendwie wissen wir beide: Er ist nicht drin.
    Francis bestätigt das am Sonntag. Es habe ein Problem gegeben, jaaaaa. Auf der Polizeistation von Mzuzu sei der Stempel für Visa verlorengegangen, jaaaaaa. Und die neuen aus Lilongwe waren bei der Abfahrt der «Ilala» noch nicht eingetroffen. Jaaaaaa. Aber die Stempel kommen bald, morgen, übermorgen, vielleicht auch ein bisschen später, jaaaaaa, aber nächsten Samstag, Lisa, ganz sicher, wird die «Ilala» den Pass dabeihaben, jaaaaa.
    Nun sieht die Rechnung folgendermaßen aus. Der nächste Samstag ist drei Tage vor Monatsende. Wenn die «Ilala» dann den Pass mit dem Visum bringt, könnte Lisa am Tag darauf entspannt nach Likoma ausreisen, und alles wäre gut. Bringt die «Ilala» den Pass ohne Visumstempel, wird es eng für Lisa, aber sie könnte es durchaus noch schaffen – mit einer Speed-Version über Lichinga, Maputo und Johannesburg –, rechtzeitig Mosambik zu verlassen. Aber sollte die «Ilala» nächsten Samstag wieder ohne Pass und ohne Visum an unserem Strand vorüberdampfen, hätte Lisa ein Problem. Wer die Ausreisefrist überzieht, zahlt in diesem Land eine Strafe von hundert Dollar pro Tag. Und wenn der Pass überhaupt nicht wieder auftaucht, wäre das Problem natürlich noch ein bisschen größer. Wir besprechen es wieder und wieder in diesen Tagen und derzeit auf unserer Terrasse.
    «Dein Pass taucht wieder auf, Lisa, aber selbst wenn nicht, ist das auch kein Weltuntergang. Dann musst du zu deiner Botschaft nach Maputo. Die geben dir einen neuen.»
    «Mein geliebtes Österreich unterhält keine Botschaft in Mosambik. Die nächste ist in Harare. Und nun frage ich mich, wie komme ich ohne Pass nach Simbabwe?»
    «Du nicht, aber ich. Du klärst alles per Mail mit deiner Botschaft, und ich fahr nach Harare und hol ihn ab.»
    «Wirklich?»
    «Warum nicht? Und du solltest ihnen sagen, dass du ihn verloren hast. Sag nicht, dass er in Mzuzu ist. Dann werden sie erst Nachforschungen anstellen wollen, wo er geblieben ist, und das dauert. Und stell dir vor, du hast einen neuen Pass, und irgendwann bringt die ‹Ilala› den alten doch noch zurück. Dann hättest du zwei Pässe, Lisa, und das hätte entschiedene Vorteile für dich.»
    Wir führen das Gespräch zur blauen Stunde. Der uns umgebende Busch wirkt friedlich, aber rund um den Malawisee schlägt um diese Zeit auch die Stunde der Moskitos, und insbesondere gegen jene, die Malaria in sich tragen, gilt es, Vorrichtungen zu treffen. Es gibt zwei Möglichkeiten, zwei Philosophien. Prophylaxe oder Orthodoxie. Antibiotika oder lange Strümpfe. Man zieht sie über die Hosenbeine. Außerdem sollte man orthodoxe, also langärmelige T-Shirts tragen oder bis zum Kehlkopf zugeknöpfte Hemden. Alle frei bleibenden Hautflächen – Hände, Hals, Gesicht und Ohren – werden mit Antimoskitospray besprüht oder mit dem Antimoskitostift berollt, und auch das sind zwei Philosophien. Ich bevorzuge den Stift, er heißt «Peaceful Sleep». Ich erstand ihn in Lilongwe, und er hat mir anscheinend gute Dienste erwiesen, denn ich bin jetzt seit einem Monat in einem Malaria-Hochrisikogebiet und habe noch immer nicht das böse Fieber. Lisa dagegen setzt auf die Pillen. Die sind sicherer. Aber sie haben beträchtliche Nebenwirkungen, wenn man sie über Monate täglich nimmt. Wie dem

Weitere Kostenlose Bücher