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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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gleich nach der Ankunft in Likoma schnappen. Das ist leicht. Ein Mann, der Pässe stempelt, ist immer der erste Mensch, den man bei der Einreise sieht. Aber ich darf ihn nicht kompromittieren. Ich werde die Italiener vorlassen und als Letzter zu ihm gehen. Dann haben wir Zeit. Er muss sofort mit Mzuzu telefonieren. Und ich will dabei sein. Und vorher sage ich ihm, für wie viel Dollar er das sofort tut. Ich erhöhe seine dreißig extra auf fünfzig extra, nur für den Pass, mit oder ohne Visum. Aber wie bringe ich das rüber? Was rät der Korruptionsknigge für Malawi? Die direkte Tour? Oder die versteckte? Besteche ich ihn, oder ersetze ich seine Spesen? Auf alle Fälle will ich dabei sein, wenn er diese Worte ins Telefon spricht: «Send the passport back! Visa or not. Send the fucking passport back!»
    Wir landen in Likoma, und Francis’ Freund ist nicht da. Ein anderer stempelt die Pässe. Francis sagt, er trifft ihn in etwa zwei Stunden in einer Bar, jaaaa. Ich sage, ich komme mit. Und Francis sagt nicht nein, sondern schon wieder jaaaaaa, aber dann müsse ich später zu Fuß zum «Mango Beach» gehen, jetzt dagegen könne ich auf dem Wagen mitfahren, der die Italiener zu der einzigen Herberge auf Likoma bringe.
    «Okay, dann gehe ich zu Fuß.»
    «Du starker Mann, jaaaa …»
    «Wieso?»
    «‹Mango Beach› ist weit, du starker Mann, jaaaaaa …»
    «Wie weit?»
    «Zu Fuß?»
    «Ja.»
    «Zwei Stunden.»
    «Zwei Stunden!!!»
    «Jaaaaaa …»
    Die konsequente Gradlinigkeit, mit der ich Lisas Reisepapiere wiederbeschaffen wollte, ist ein wenig gefährdet. Die größte Insel auf dem Malawisee ist weder überbevölkert noch touristisch erschlossen. Es gibt keine Taxis und fast keine Straßen, und es dämmert bereits. Nach Anbruch der Dunkelheit aber wird es auf der Insel wie überall im ländlichen Afrika sein. Die Menschen schlafen, die Hunde wachen. Und Helden kennen ihre Grenzen. Außerdem habe ich noch etwas Zeit. Die «Ilala» kommt übermorgen, also wo ist Francis’ Freund morgen?
    «In seinem Büro.»
    «So wie heute?»
    «Nein, so wie morgen, jaaaaa …»
    «Dann sag ihm, dass ich ihn morgen dort besuche.»
    «Jaaaaa …»
    «Und sag ihm, dass Lisa ihren Pass sofort zurückhaben will. Mit oder ohne fucking Visum, verstehst du, Francis?»
    «Mit oder ohne fucking Visum, jaaaaa …»
    Und was jetzt? Was ist mit den fünfzig Dollar? Soll ich das Francis auch noch sagen? Wie gut befreundet sind die beiden? Würde ich Begehrlichkeiten wecken, würde ich Zwietracht säen? Ich verabschiede mich vom lächelnden Bootsmann der Lodge, ohne über Geld gesprochen zu haben, und schließe mich mit dem klitzekleinen Gefühl, ein Verlierer zu sein, den Italienern an. Auf dem Pickup des Strandresorts ist nur für die Hälfte von ihnen Platz, darum fahren sie in zwei Touren. Ich bin bei der ersten dabei und verbringe die Fahrt zum «Mango Beach» trotzdem recht italienerfrei, denn ich sitze nicht bei ihnen auf der Ladefläche, sondern neben der englischen Blondine, die den Wagen fährt. Die Generalmanagerin des «Mango Beach» ist sehr nett zu mir, aber ich nehme das nicht persönlich. Collin hatte ihr per Mail mein Kommen angekündigt und mich darin nicht als Gast, sondern als eine Art Mitarbeiter seiner Lodge bezeichnet, und das macht durchaus einen Unterschied in diesen Breiten. Der Gast ist König, aber Kollegen halten zusammen. Natürlich sitze ich vorn, und natürlich bekomme ich ein Bett, auch wenn «Mango Beach» mit den zehn Italienern und den Gästen, die schon da sind, komplett belegt ist. Jane ist eine gute Fahrerin. Sie quält den Pickup einen Hügel hoch, die Piste ist dramatisch schlecht, die Italiener auf der Ladefläche beginnen mir leidzutun, aber das ist verschwendete Empathie, auch weiterhin sollte meine Anteilnahme nur Lisa gehören, denn wie Jane auf die Pass-Geschichte reagierte, stimmte mich nachdenklich. Als sie hörte, dass der Pass vor fast zwei Wochen mit der «Ilala» abgedampft ist, trat sie aus Versehen auf die Bremse. «Das ist nicht gut», sagte Jane, während von hinten empörte Mamma mias ertönten. «Das ist gar nicht gut. Du musst morgen unbedingt mit dem Freund von Francis sprechen.»
    «Sag ich ja.»
    «Und zur Not musst du selbst nach Mzuzu.»
    «Wie denn?»
    «Gute Frage.»
    Hätte ich alle Zeit der Welt, könnte ich mit der «Ilala» einmal kreuz und quer über den See tuckern, bis sie wieder in Mzuzu anlegt. Die Alternative wäre ein Buschflieger der Minifluggesellschaft «Nyassa

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