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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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dahinter Michael mit mir auf den Fersen, in meinem Rücken die dreiköpfige Squadra Azzurra aus Bella Italia, Ken als Vorletzter, dahinter unser Nachwuchsbootsführer und Guide-Azubi, der 14jährige Fanuel. Es fühlte sich gut an, über die ausgedörrte Erde zu laufen, aus der jeder Schritt kleine Wölkchen aus Staub aufsteigen ließ. Ein Staub, der in jede Pore drang, sich mit unserem Schweiß vermischte und den Gesichtern eine graubraune Patina verlieh.
     

    Bild 7: Faszination Wildnis
     

    Bild 8: Abendstimmung im Okawango Delta
     
    Vorbei an von der Sonne gebleichten Elefantenknochen marschierten wir durch eine von Menschenhand unberührte Wildnis. Wir erklommen einen riesigen, verlassenen Termitenhügel und schossen Übersichtsaufnahmen von ganz oben. Es überraschte mich, wie griffig der Hügel war und wie leicht er sich besteigen ließ. Und um wie viel schneller es wieder hinunterging – sobald man nur für einen kurzen Moment nicht aufpasste, auf der brettharten Erde, aus der der Hügel bestand, ins Rutschen kam und wenig elegant auf Händen und Knien vor aller Augen hinunter polterte.
    Kaum hatte sich der Spott über mich ein wenig gelegt, ließ ein Schrei von ganz hinten unseren menschlichen Wurm stoppen. Fanuel stand breitbeinig und mit wichtigem Gesichtsausdruck neben einem Erdloch, an dem wir nur Sekunden vorher achtlos vorbei marschiert waren. Mit seinem Holzstock zeigte er auf etwas, dass keiner von uns sehen konnte. Nur Staub, Grasbüschel, ein Loch ins Nirgendwo und die Fußabdrücke von jedem von uns. Und dann doch noch etwas anderes. Bei ganz genauem Hinschauen ließ sich etwas längliches, beige-schwarz Gemustertes erkennen. Eine Puffotter! Eine ein Meter lange und tödlich giftige Schlange. Nur 30 Zentimeter daneben die Profile unserer aller Schuhe im Staub. „This snake has enough poison for killing up to five people“, erklärte Bob mit ernstem Blick und hatte so etwas wie Pathos in der Stimme. Genug Gift, um fünf Menschen zu töten? Mit einem Biss oder nacheinander ? Egal, Bob, Ken und die Italiener waren sowieso als erste daran vorbeigelaufen ...
    Bevor wir uns am Abend um das Lagerfeuer setzten, nahm ich mir Michael zur Brust. Mit erhobener rechter Hand ließ ich ihn schwören. Auf alles, was ihm etwas wert war. Es war der einzige Weg. Niemals hätten wir zuhause zugeben können, nur um wenige Zentimeter einem grausamen Gifttod entgangen zu sein. Diese und einige andere Tierbegegnungen mussten bis auf Weiteres – um absolut sicherzugehen, am besten bis Michael im Greisenalter war – in die Kategorie „nicht geschehen“ eingeordnet werden. Es war beschlossene Sache, musste so sein. Zum Selbstschutz aller Beteiligten. Nicht zuletzt diente es auch einer hehren Sache. Dem Reisen. Wüssten die Daheimgebliebenen über jede Widrigkeit, gar Gefahr Bescheid, würde uns das Reisen, das Erlebnisse sammeln, das allein Losziehen zu neuen Ufern unmöglich gemacht werden.
    Geheimniskrämerei kann auch bereichern. Die Geschichte dahinter brannte sich tiefer in unser Bewusstsein ein als der Rest. Wovon wir anderen nicht berichten konnten, blieb nur für uns. Wurde sich gegenseitig erzählt, ausgeschmückt und – ja, das auch – aufgebauscht. Diese, quasi getunten, veredelten Gefahrenmomente besiedelten eine Region, die nur Michael und ich miteinander teilten. Niemand anderes vermochte dorthin vorzudringen. Der Schlüssel lag ausschließlich in unseren Händen.
    Wir wurden beide belohnt, reichlich belohnt. Mit keiner Minute Langeweile. Nicht während der eintönigsten Überlandfahrten und nicht bei stundenlangem nächtlichen Stromausfall im einsamen Bungalow. Ich betrachtete es als unermesslichen Gewinn, während unserer Afrikareise in die „Kinderwelt“ meines Sohnes eintauchen zu dürfen. Kein Termindruck, kein Zeitmangel hinderte mich daran, einen ganzen Abend lang zuzuhören, um mir von Michael ohne Punkt und Komma die Feinheiten seines Computerspiels „Need for Speed“ erklären zu lassen. Welche Fahreigenschaften wie viel Punkte brachten und wie sich welche futuristischen Fahrzeuge kreieren ließen. Durch ihn wurde ich zum „Wrestling“-Experten, der alle Showgrößen mit Namen und Kampfhistorie fehlerfrei aufzählen konnte und navigierte problemlos durch sein Internet-Universum, das sich so sehr von meinem unterschied. So betrat ich auf dieser Reise Welten, deren Existenz ich vorher nicht zu ahnen gewagt hätte, reiste durch Hemisphären, Galaxien entfernt von Afrika.
    Zu Hause wurde

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