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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Leben, als niemand in Kenia mich noch gebraucht, geschweige denn an mich geglaubt hat.
    Es war während der letzten dramatischen Unruhen nach der Wahl 2007/2008, für die in unserer Gegend auch ich zusammen mit John verantwortlich war. Du musst wissen, immer wenn gewählt wird, suchen sich Politiker Leute, die sie unterstützen und wählen. Im Kibera-Slum leben Hunderttausende Menschen, die mit wenig Geld zu bewegen sind. Hier machten wir Wahlkampf für die Opposition, da wir zum Stamm der Luo gehören. Mit unserer Gang arbeiteten wir einige Wochen lang sehr aktiv. Schon während der Wahl, die wir im Fernsehen verfolgten, gingen wir von einem Sieg aus. Alles zielte darauf ab! Man hatte uns versprochen, dass wir bei einem Sieg Jobs bekommen würden. Das war die Motivation für unsere 213-köpfige Gang, die Leute zum Wählen zu bewegen. Während wir am Wahlabend alle vor dem Fernseher saßen, verhielten sich die Politiker plötzlich seltsam wild und hektisch und uns wurde klar, dass hier manipuliert wurde. Unser sicher geglaubter Sieg ging langsam verloren und unsere Hoffnungen schwanden.
    Wir verfolgten die Auszählungen bis drei Uhr morgens und glaubten immer noch, dass wir gewinnen müssten. Als dann aber feststand, dass sie uns um den Sieg betrogen haben, spürten wir einen unbändigen Hass in uns aufsteigen, versammelten uns spontan und marschierten in Richtung Zentrum. Alles, was uns im Weg stand, wurde zerschlagen und vernichtet. Wir zündeten Autoreifen an und blockierten die Straßen.« Er zeigt auf seinen Freund gegenüber. »John war der General unserer Gang und ich sein Assistent. Wir zerstörten die Wasserleitungen und Transformatoren für Elektrizität und kämpften uns Richtung Stadtzentrum durch, wo sich die Wahllokale befanden. Unsere gesamte Gang kämpfte gegen die Polizei. Fünf von uns wurden erschossen. Als wir erkannten, dass wir in dieser Nacht nicht mehr ins Zentrum vorstoßen konnten, zogen wir uns zur Besprechung in den Kibera-Slum zurück. Hier würden sie uns nicht verfolgen und finden. In den kommenden Tagen ließ die Polizei keine jungen Menschen mehr ins Stadtzentrum, und langsam gingen im Slum die Lebensmittel aus. Wasser und Strom gab es auch nicht mehr. Selbst junge Männer litten nun Hunger, da es nichts mehr zu organisieren oder zu stehlen gab.
    Vor Hunger und Hass beschlossen wir eines Tages, den großen Markt zu überfallen, auf dem viele Kikuyu ihre Obst- und Gemüsestände hatten und Fisch und Fleisch verkauften. Die Marktstände waren aus Holz gebaut. Der Plan war, alles zu plündern und dann niederzubrennen, damit wir später das große Landstück besetzen könnten, um Landlords zu werden. Wir waren überzeugt, das wäre die gerechte Strafe für die Kikuyu und das gefälschte Wahlergebnis.
    Nachts griff unsere gesamte Gang an. Wir waren mit Pangas und Steinen bewaffnet. Aber der Markt wurde von mutigen Massai bewacht, die gut bewaffnet waren und unglaublich geschickt kämpfen konnten. Wir versuchten zu stürmen, jedoch ohne Erfolg. Auch am nächsten Tag gelang es nicht. Am dritten Tag kämpften wir sehr hart und legten auf einer Seite Feuer. Durch die Flammen verschafften wir uns Eintritt und plünderten, was greifbar war, bevor alles abbrannte. Wir beschlossen, das frei gewordene Land unter uns aufzuteilen und Hütten aufzustellen. Doch wir hatten kein Geld und außerdem mussten wir uns vor der Polizei verstecken.
    Eines Tages sprach mich Andrew von Jamii Bora an. Zuerst wollte ich ihm gar nicht zuhören. Aber er kam nun fast täglich und sagte zu mir: ›Hör zu, Bernhard, ich kenne dich gut. Auch ich bin in Kibera geboren und kann dir nur eins sagen: Was ihr macht, ist schlecht und gefährlich. Ihr beklaut die Menschen und vernichtet ihre Existenz. Lange wird das nicht mehr gut gehen und auch ihr werdet niedergeschossen. Ich kann euch etwas Besseres anbieten. Kommt zu Jamii Bora und ihr bekommt Essen und verteilt Lebensmittel bei euch in Kibera. Ihr kennt diese Gegend und die Menschen fürchten euch, und genau deshalb seid ihr die Einzigen, die den Slum gefahrlos betreten können. Keine Polizei, kein Rotes Kreuz kann diesen hungernden Menschen helfen, weil sie Angst haben, dorthin zu gehen. Und für euch wäre es eine Chance!‹
    Ich war noch misstrauisch, versprach aber, darüber nachzudenken, denn der Mann von Jamii Bora war Luo wie wir und wollte ja nur Lebensmittel verteilen, damit Frauen und Kinder wieder etwas zu essen hätten.
    John wollte erst nicht mitmachen. Er

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