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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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sobald es fertig ist – eine Einladung, die ich gerne annehme.

    B ei unserem nächsten Aufenthalt in Nairobi fünf Monate später ist es bereits so weit. Klaus und ich haben uns telefonisch bei Joyce angemeldet und sind nun auf dem Weg zu ihrem Restaurant. Ich bin sehr gespannt, wie ihr gerade errichtetes, dreistöckiges Esslokal aussieht.
    Wir fahren in das neue Industriegebiet von Nairobi, das sich in der Nähe des Flughafens befindet. Im angrenzenden Slum soll das Restaurant sein. Schon seit Stunden stecken wir zwischen den stinkenden Lastwagen fest, die alle dasselbe Ziel haben wie wir. Laster für Laster reiht sich aneinander. Es ist fast kein Durchkommen. Für ein paar Kilometer braucht man Stunden. Joyce ruft uns bereits zum zweiten Mal auf meinem Handy an und fragt, wo wir denn bleiben. Sie wartet schon seit Langem ungeduldig vor dem Lokal.
    Wir lassen die Hochhäuser allmählich hinter uns und haben nun einen freien Blick auf das Slumgebiet. Es ist nicht ganz so schmutzig und eng verbaut wie andere Slums. Langsam fahren wir durch eine schmale Gasse und werden von ernsten Gesichtern gemustert. Zwischen den vielen Reklameschildern suchen wir nach einem Restaurant mit dem Namen Babylon. Vor einem höheren Gebäude entdecken wir Joyce, die uns aufgeregt zuwinkt. Nachdem wir ausgestiegen sind, umarmt sie uns beide freudig und sagt: »Seit morgens stehe ich hier und erwarte euch. Meine Söhne haben mich schon ausgelacht und gesagt, dass ich mir euren Besuch nur einbilde und es besser wäre, wenn ich arbeiten würde.« Wir entschuldigen uns für die Verspätung, während wir von zweien ihrer Söhne begrüßt werden. Einer ist Künstler, der andere Elektriker und Geschäftsführer. Gemeinsam betreten wir das Lokal. Es ist unglaublich, was diese zierliche Frau auf die Beine gestellt hat. Obwohl die Eröffnung erst in einer Woche stattfinden wird, sehe ich vor meinem inneren Auge bereits, welch fröhliche Feste hier gefeiert werden. Alles ist liebevoll und ordentlich eingerichtet. Die Sitzbänke sind mit blauem Kunstleder überzogen. Auf jedem Tisch liegt eine rot-weiß karierte Decke und die Wände sind mit fröhlichen Comicfiguren bemalt. Mal sind es Tom und Jerry oder aber Obelix, der vor seinem dicken Bauch eine gut gefüllte Fleischplatte herträgt. Hinter der Bar erkenne ich ein Porträt von Bob Marley. Stolz erzählt Joyce, dass dies alles ihr jüngster, künstlerisch begabter Sohn gemalt hat. Aus verschiedenen Lautsprecherboxen erklingt laute Popmusik. Die Musikanlage hat ihr zweiter Sohn, der Elektriker, installiert. Weiter hinten befindet sich eine gut ausgestattete Großraumküche mit vielen riesigen Töpfen.
    Allzu gerne würde ich alles in Betrieb sehen, aber Joyce muss noch auf den letzten Kredit warten, damit sie mit einem fulminanten Fest und einem reichhaltigen Angebot beginnen kann. Ich bin überzeugt, dass sie es schaffen wird, dieses Lokal hier im Slum auf die Erfolgsspur zu bringen.
    Joyce führt uns in eine kleinere Imbissbude, die ebenfalls zu ihrem »Imperium« gehört. Zwei der Schwiegertöchter führen diesen Laden. Es ist eng hier und die wenigen Tische sind besetzt. Kurzerhand bittet unsere Gastgeberin einige Kunden, sich umzusetzen, damit wir einen Platz bekommen. Es ist ein Kommen und Gehen und Joyce verfolgt alles sehr aufmerksam, während wir uns unterhalten.
    Als sie sieht, wie genüsslich ich esse, lacht sie stolz und meint: »Ihr seid die ersten Weißen in meinem Restaurant. Aber ihr müsst unbedingt noch einmal kommen, wenn mein großes Lokal eröffnet ist, denn dann kann ich euch noch viel mehr Auswahl bieten.«
    Beim Abschied drücke ich Joyce ganz herzlich. Während ich in ihr etwas müdes Gesicht schaue, verspreche ich ihr, dass ihre Lebens- und Erfolgsgeschichte vielen Menschen in Europa Mut machen wird. Da strahlt sie über das ganze Gesicht und sagt: »Thank you and come again!«
    Ich nehme mir vor, wann immer ich in Zukunft in Nairobi sein werde, Joyce und ihr Lokal aufzusuchen.
Bernhard und John – die Bosse der Gang
    Als Nächstes werde ich bei Jamii Bora den beiden jungen Männern vorgestellt, die vorher noch etwas gelangweilt mit ihren Handys gespielt haben. Ich wende mich zuerst Bernhard zu, der gleich neben mir sitzt. Noch kann ich mir gar nicht vorstellen, was für eine Geschichte hinter seinem offenen Gesicht steckt.
    Er beginnt mit einer ruhigen Stimme. »Ich heiße Bernhard und bin 28 Jahre alt. Was ich zu sagen habe, ist Folgendes: Jamii Bora trat in mein

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