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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Fünfergruppen. Jeder bürgte innerhalb der Gruppe für die anderen. Obwohl ich dem Ganzen immer noch nicht richtig traute, sparte jeder schon mal 5.000 Schilling. Endlich war es so weit und wir gingen gemeinsam zu Jamii Bora. Und tatsächlich zahlten sie jedem von uns 10.000 Schilling aus! Plötzlich hatten wir einfach so 50.000 Schilling. Es war unglaublich!«
    Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es auf die jungen Burschen gewirkt haben muss, das erste Mal in ihrem Leben umgerechnet fast 500 Euro auf der Hand zu haben.
    John erzählt weiter: »Als Erstes fuhren wir mit einem Auto zu unserer Bar. Ich sagte zu meinen Jungs: ›Hey, jetzt wird gefeiert!‹ Bernhard war auch schon in der Bar, als Andrew zu uns kam und uns deutlich erklärte, dass dieses Geld für ein Business gedacht sei und nicht für Bier und Drogen. Und ich entgegnete: ›Das interessiert uns nicht. Wir haben gespart und nun das Doppelte bekommen, alles andere ist dein Problem!‹ Da sagte Andrew, dass jeder von uns 20.000 Schilling bekommen würde, falls wir das Geld zurückzahlen sollten. Ich verstehe nicht warum, aber nun hatten alle nur noch die 20.000 Schilling im Kopf! Die 10.000 in der Tasche waren plötzlich zu wenig und saufen ließ sich mit dem Doppelten auf jeden Fall besser. Wir überlegten sofort, wie wir unser Geld so einsetzen könnten, dass wir möglichst schnell zu den 20.000 kommen. Wir waren völlig verrückt bei dem Gedanken. Natürlich wollten wir in erster Linie nur die Kohle und nicht wirklich arbeiten.
    Wir besprachen es in der Gruppe und beschlossen, Metallkoffer zu bauen. Diese Koffer braucht jeder in seiner Hütte. Sie sind abschließbar und die Kleider oder die Lebensmittel werden vor Regen geschützt. Also kauften wir mit dem Geld das Material und begannen mit der Arbeit. Allerdings trauten sich nur 36 Mitglieder unserer Gang mitzumachen. Die restlichen fürchteten sich noch immer, wegen ihrer Taten von der Polizei erschossen zu werden, oder wollten einfach nicht von den Drogen loskommen.
    Wenn wir gemeinsam auftraten, verbreitete auch unsere kleinere Gruppe immer noch Angst und Schrecken. Niemand glaubte so recht an unseren Arbeitswillen. Corinne, glaub mir, es war tatsächlich nicht leicht, uns zu vertrauen, denn was wir getan haben, war so schlecht, dass man gar nicht darüber sprechen kann. Es ist niemals mehr gutzumachen, was passiert ist, so brutal waren wir. Unsere Gesichter waren zu diesem Zeitpunkt nicht so klar wie heute. Es war noch zu wenig Zeit verstrichen. Aber wir arbeiteten fleißig und fertigten einen Koffer nach dem anderen und konnten jeden für 1.500 Schilling verkaufen.
    Seit April 2008 haben wir ein richtiges Geschäft aufgebaut. Ich erkannte mich selbst nicht mehr, wenn ich in den Spiegel schaute. Meine Falten und Augenringe waren verschwunden. Auch der District Officer, der uns ja kannte und wusste, wie gemein wir gewesen waren, konnte es kaum begreifen, wie positiv wir uns verändert hatten. Wir haben mit ihm offen darüber gesprochen. Viele Menschen wollten nicht glauben, dass wir dies Jamii Bora zu verdanken haben. Hey, wir sind heute ehrliche Geschäftsleute!
    Wir haben die Kredite, die wir im April bekommen haben, bereits im August zurückzahlen können und bekamen tatsächlich 20.000! Damit war der letzte Rest von Misstrauen verschwunden. Stell dir vor, heute beziehen Bernhard und ich einen Kredit von jeweils 150.000 Schilling [1.500 Euro], denn viele Leute geben uns nun Aufträge. Wir fertigen Blechtonnen und Dachrinnen, um das Regenwasser aufzufangen, und das Geschäft läuft gut. Ja, ich kann sagen, ich bin glücklich.
    Ich habe sogar meine frühere Freundin gesucht und gefunden. Sie hatte mir 2004 einen Sohn geschenkt. Es kostete mich drei Monate Zeit, sie zu überzeugen, dass ich ein anderer Mensch geworden bin, bevor wir wieder zusammenkamen. Inzwischen haben wir noch eine Tochter bekommen.
    Im Juli 2008, also vier Monate nach dem Einstieg bei Jamii Bora, besuchte ich nach 13 Jahren zum ersten Mal wieder meine Mutter. Für sie war es extrem schwer, dass sie ihren letztgeborenen Sohn verloren hatte. Sie hatte immer nur durch die Zeitungen oder Journalisten erfahren, wie schlecht ihr Sohn ist. Ihr wurde prophezeit, dass sie mich nur noch tot wiedersehen würde. Nun war sie überglücklich, dass ich wiedergekommen bin. Alles habe ich ihr gestanden und daraufhin hat sie drei Tage nur geweint. Dann begann ich, von Jamii Bora zu erzählen, und sie sagte sofort: ›John, zeig mir diesen

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