Afrika, Meine Passion
werde ich unweigerlich nervös. Ich hoffe, dass nichts schiefgeht, da in Napirais deutschem Pass als Geburtsort Samburu, Kenia vermerkt ist und sie nun zum ersten Mal seit unserer Ausreise kenianischen Boden betritt. Wenn nur keine unnötigen Fragen auftauchen oder wir gar die Koffer öffnen müssen, die randvoll mit Geschenken gefüllt sind. Offensichtlich bin ich selbst nach so vielen Jahren im Umgang mit den hiesigen Behörden immer noch negativ geprägt. Genau an dieser Passkontrolle wäre meine Flucht aus Kenia mit meiner damals kleinen Tochter fast gescheitert. Ich wurde mit so vielen kritischen Fragen bombardiert, dass mir fast das Blut in den Adern gefror. Wir rücken immer näher und meine Hände kleben vor Schweiß. Napirai dagegen erscheint mir sehr ruhig. Ich versuche, Emotionen aus ihrem Gesicht zu lesen, erkenne aber nichts Außergewöhnliches.
Irgendwann sind wir Gott sei Dank durch, und sogar unser umfangreiches, mehrteiliges Gepäck scheint niemanden zu interessieren.
NAPIRAI Endlich ist es so weit! Dieser Satz hat sich festgefressen in meinen Gedanken. Da sitze ich nun im Flugzeug, unterwegs nach Nairobi. Nur noch ein paar Tage trennen mich von meiner Familie in Barsaloi. Wahnsinn, denke ich und versuche, mich selber zu beruhigen, da ich schon vom Fliegen allein aufgeregt genug bin. Seit dem Start habe ich versucht, mich abzulenken und nicht allzu viel darüber nachzudenken, was alles auf mich zukommen wird. Kurz vor der Landung werde ich dann doch immer nervöser und habe auf einmal ein seltsames Kribbeln im Bauch. Am liebsten hätte ich die Landung schon hinter mir. Als das Flugzeug dann endlich kenianischen Boden berührt, bin ich erleichtert und froh, gut angekommen zu sein. Ich bin aber auch neugierig, wie die Luft draußen wohl sein wird, wenn wir aussteigen.
Meine Mutter ist sehr angespannt, das merke ich. Auch ich bin nervös, allerdings nicht wie meine Mutter wegen der Passkontrolle, sondern weil ich heute das erste Mal nach zwanzig Jahren in meinem Geburtsland bin. Eigentlich hatte ich erwartet, dass mich diese ganze Aufregung total überfordern würde, doch das tut sie nicht. Als wir das Flughafen-Areal verlassen, breitet sich ein schönes ruhiges Gefühl in mir aus. Es fühlt sich gut an, hier zu sein, und jede Nervosität ist verflogen.
Wir werden von einem Fahrer abgeholt, der uns zum Hotel bringen wird. Zum ersten Mal fahre ich auf afrikanischem Boden und plötzlich muss ich lachen. Obwohl ich total müde bin von der Reise, kann ich nicht aufhören, neugierig aus dem Fenster zu schauen. Es ist alles so neu für mich und das wilde Treiben auf der Straße fasziniert mich. Alle möglichen Leute umringen immer wieder das Auto und wollen uns etwas verkaufen. Ich entscheide mich für ein paar Nüsse, die wir einem kleinen Jungen abkaufen.
Am liebsten würde ich bei jedem hier etwas kaufen, aber natürlich geht das nicht. Außerdem ist es ja erst mein erster Tag in Kenia.
Nach ungefähr einer Stunde Fahrt mit einigen Staus erreichen wir unser Hotel. Es sieht schön und einladend aus. In der Lobby fällt mir sofort auf, wie freundlich die Leute hier sind, und das gefällt mir sehr. Meine Mutter und ich teilen uns ein Doppelzimmer und ich freue mich nur noch auf mein Bett. Vorher unterhalten wir uns aber noch ein bisschen über die bisherigen Ereignisse, denn ich weiß, wie neugierig sie jetzt ist. Wir sind beide erleichtert, dass alles gut geklappt hat. Irgendwann bin ich so müde, dass mir die Augen einfach zufallen.
Nach dem Frühstück starten wir mit zwei Landrovern. Auch wenn wir nur vier Personen sind, ist es mir wichtig, mit zwei Wagen zu reisen. Ich will auf keinen Fall, dass wir mitten im Busch hängen bleiben und die erste Reise meiner Tochter zu ihren Wurzeln ein Fiasko wird. Nun teile ich mit ihr einen Wagen, während Albert und Klaus in dem anderen Fahrzeug vorausfahren. Unser junger Fahrer Martin ist ein fröhlicher Bursche, der sich offen und aufgeschlossen mit uns unterhält. Wieder geht es im Schneckentempo durch dichtes Gedränge aus Nairobi hinaus in Richtung Lake Nakuru. Dieser See ist berühmt für seine rosa Flamingos, die manchmal zu Tausenden dort weilen. Die Route ist auch für mich Neuland. Stunden später machen wir den ersten Halt an einem der vielen Aussichtspunkte, von denen aus man einen gigantischen Blick auf das fruchtbare Rift Valley werfen kann. Diese einmalige Aussicht nutzen zahlreiche Souvenirverkäufer, die sich sofort um uns scharen und
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