Afrika, Meine Passion
handgeschnitzte Figuren oder anderes zum Verkauf anbieten. Napirai kann schon beim ersten Mal nicht widerstehen und kauft eine Dose aus Speckstein.
Es geht weiter durch die hügelige grüne Landschaft, wobei wir immer wieder kleine Ortschaften passieren. In mühsamer Handarbeit bestellen meist Frauen die Felder. Dabei bücken sie sich mit waagerecht gestrecktem Rücken nach vorne, während die Beine ebenfalls gestreckt bleiben. Für uns Europäer wäre es wahrscheinlich umöglich, auf diese Weise stundenlang zu hacken, zu jäten oder Setzlinge zu stecken. Eine Neuheit für mich sind die vielen Fahrrad- oder Motorrad-Taxis. Die habe ich vor sechs Jahren noch nicht gesehen. Jetzt stehen in den Orten junge Leute mit ihren Motorrädern in Reih und Glied und warten auf Kundschaft. Im stets dichter werdenden Verkehr sind sie natürlich schneller und preiswerter als Autos, allerdings sicher auch gefährlicher. Bei den meisten Fahrrädern sind Holzbretter oder gepolsterte Plastiksitze auf den Gepäckträgern montiert, damit die Beifahrer bequemer sitzen können. Mich wundert es, wie die jungen Leute in so kurzer Zeit zu dem Geld für ein Taxigeschäft gekommen sind. Als ich Martin danach frage, erklärt er: »Die meisten sind nur Fahrer und die Motorräder gehören einem Unternehmen. Wenn ein junger Mann wirklich selbstständig ist, hat er es fast immer durch einen Kleinkredit geschafft.« Sofort muss ich an die Frauen von Jamii Bora denken und freue mich, sie nach dem Besuch in Barsaloi wiederzusehen.
U nser Camp erreichen wir kurz nach Mittag und genießen erst einmal den Lunch. Wir beziehen ein schönes, geräumiges Hauszelt, in dem alles vorhanden ist, was sich üblicherweise in einem Hotelzimmer befindet. Nur ist natürlich diese Art zu übernachten romantischer. Nachts hört man die Grillen zirpen und manch andere Tiergeräusche. Schließlich ist man nur durch eine dünne Zeltwand von der Natur getrennt.
Nun begeben wir uns auf einen »Game Drive«, wie hier die Safaris in die Nationalparks genannt werden. Während Martin, der Fahrer, die Tickets vor dem Tor löst, warten wir im Auto. Das Dach ist bereits offen und hochgestellt, damit wir später stehend aus dem Fahrzeug fotografieren können. Überall streunen Affen herum. Zum einen sind es Meerkatzen, zum anderen die wesentlich größeren und aggressiveren Paviane. Während ich schon stehe und fotografiere, springt plötzlich ein Affe keinen Meter von mir entfernt auf unseren Wagen und versucht, mir den kleinen Fotobeutel zu entreißen. Als ich ihn mit einer Handbewegung wegscheuchen will, reagiert er mit einem äußerst aggressiven Scheinangriff, der mich gehörig erschreckt. Bevor ich mich in den Wagen hinuntersetzen kann, steigt von der anderen Seite ein noch viel größerer Pavian auf das Dach und will durch die offene Luke ins Auto klettern, was bei uns allen einiges Unbehagen auslöst. Gott sei Dank kommt Martin zurück und die Affen verschwinden sofort.
Im Park fahren wir an kleineren Zebra- und Büffelherden vorbei, bis wir schließlich am Ufer des Lake Nakuru stehen. So weit das Auge reicht, sehen wir Flamingos. Es ist lustig zu beobachten, wie diese wunderschönen Vögel im Gleichklang ihre Bewegungen vollziehen. Entweder stecken sie gleichzeitig den Kopf ins Wasser oder schauen alle mit erhobenem Haupt in dieselbe Richtung. Mal marschieren Tausende rosa Flamingos auf ihren Stelzenbeinen nach links, um kurz darauf wieder nach rechts zu stapfen. Das Ganze wirkt wie ein inszeniertes Theater. Es bieten sich Fotomotive ohne Ende an. Zur Krönung erscheint ein wunderschöner Regenbogen, der die Szenerie malerisch überwölbt. Wenn das kein gutes Zeichen ist!
Auf der Rückfahrt treffen wir auf eine kleine Nashornfamilie, die friedlich in der Abendsonne grast und sich von unserem nahe vorbeifahrenden Auto nicht stören lässt.
Am nächsten Tag brechen wir bereits sehr früh auf. Zuerst fahren wir an den einheimischen Häusern vorbei, deren Fassaden wunderschön und phantasievoll gestaltet sind. Die einen sind mit Giraffen bemalt, andere mit Flamingos, Löwen oder mit berühmten Persönlichkeiten wie dem früheren Präsidenten Jomo Kenyatta oder Wangari Mathai, der Nobelpreisträgerin. Ja, sogar Massai-Figuren zieren die Hauswände.
Knapp drei Stunden fahren wir bis Nyahururu, der mit 2.303 Metern über dem Meeresspiegel höchst gelegenen Stadt Kenias. Dort besuchen wir die spektakulären Thompson-Wasserfälle. Uns Schweizern, die wir mit vielen
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