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Afrika Quer (German Edition)

Afrika Quer (German Edition)

Titel: Afrika Quer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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im Schatten eines Daches aus Ästen und Brettern am Rand der Straße.
    Es war nichts besonderes an diesen Männern. Einer trug einen hohen Turban und ein langes weißes Gewand. Seine Augen standen etwas schräg zueinander, was ihm ein verschlagenes Grinsen gab. Die anderen trugen Hose und Hemd, ein bisschen abgetragen vielleicht – aber sonst gab es nichts außergewöhnliches an Ihnen.
    Nur zu einem alten Mann mit einem Spazierstock hatte ich ein bisschen Vertrauen gefasst. Keiner der Passagiere sprach Englisch, aber er hatte mir ein paar Mal freundlich zugeblinzelt und ebenso wie ich aufgestöhnt, als wir so kurz nach der Stadt schon die Panne hatten.
    Nun nahm der Passagier mit dem Turban und dem verschlagenen Grinsen den alten Mann zur Seite und redete auf ihn ein. Eigentlich, hatte ich gedacht, die beiden kannten sich nicht. Worüber redeten sie denn nun?
    Vertraulich legte der Turban dem alten Mann die Hände auf die Schultern, so als ob er seine gesamte Überzeugungskraft aufbieten musste, und machte immer wieder hastige, wegwerfende Bewegungen mit seinen Händen. Er legte sich wirklich ins Zeug. Die anderen Passagiere blieben bei mir und kauten weiter Khat.
    Mir war das Ganze nicht geheuer. Warum hatte der Turban den alten Mann zur Seite genommen? Bestimmt führte er etwas im Schilde. Und warum gerade den alten Mann? Was hatten sie zu besprechen, was wir nicht hören sollten?
    Daraus gab es nun einen Schluss: Der Turban versuchte den alten Mann zu überzeugen, nach meiner Ermordung Schweigen zu bewahren! Es gab keine andere Erklärung. Der alte Mann war der einzige, der dagegen war. Die Khat-Kauer würden wahrscheinlich nicht nur ihren Mund halten, sondern sogar mittun.
    In diesem Moment war ich so von der Verschwörung gegen mich überzeugt, dass ich mir am Boden schon einen Holzknüppel ausgesucht hatte. Im Notfall würde ich ihn aufheben und wild um mich schlagen. Meinen Mördern würde ich es so schwer machen wie möglich. Kampflos würde ich mich nicht in mein Schicksal ergeben. Das war klar.
    Den Zettel, auf dem ich vorsichtshalber das Nummernschild unseres Autos notiert hatte, steckte ich in eine kleine, nicht einfach zu findende Tasche in meiner Hose. Die Täter würden ihn nicht so leicht finden. Aber die Ermittler würde er dann auf ihre Spur führen.
    Ich war erleichtert, als der Turban aufhörte, auf den alten Mann einzureden, und wir begannen gemeinsam loszulaufen.
    Die Frauen warteten schon auf uns bei ein paar Hütten an der Straße. Eine Frau in der größten hatte schon begonnen, Tee für uns zu kochen. Als wir um das Feuer saßen, und das warme Nachmittagslicht durch die Ritzen der Hütte leuchtende Streifen auf den Rauch malte und mir als erster Tee angeboten wurde, musste ich lauthals auflachen. Diese guten Leute, die nicht davon abzubringen waren, meinen Tee zu bezahlen, wollten mich umbringen! Hätte es eine dümmere Idee geben können?
    Ich musste über die Absurdität meiner Phantasie den Kopf schütteln, sonst hätte ich es selbst nicht mehr geglaubt. Aber das zeigte mir auch, dass es höchste Zeit war, mich aus Somalia zu verabschieden. Nach gut zwei Wochen lief vor meinen Augen auch schon der Somalische Film ab. Ich war genauso verrückt wie die anderen. Es war allerhöchste Zeit, wieder in eine normale Umgebung zu kommen, mit normalen Leuten, die nicht nur in Kategorien von Khat und Kalaschnikow dachten. Und da war Dschibuti genau der richtige Ort dafür.
    Die Nacht in dem Geländewagen war schlimm. Wir fuhren bis fünf Uhr früh und hielten dann wieder einmal an einer dieser Raststätten, die mir inzwischen das Herz in die Hose sinken ließen.
    Schon in Hargeisa hatte ich den Fahrer gefragt „Hotel?“ und meine gefalteten Hände unter meinen schiefgestellten Kopf gelegt. Er bejahte. Aber sie sagen dir ja nichts. Sie halten dich ja absichtlich im Dunkeln. Hatte der Fahrer gedacht, ich laufe Amok, wenn es kein Hotel gibt?
    Allerdings: Wenn das da ein Hotel war, dann will ich nie wieder in einem übernachten müssen. Ich sah die üblichen Dächer aus Ästen mit einem Dach aus Holzlatten, auf denen schon das Gras gewachsen war, vielleicht sieben, acht von ihnen an der Piste, und darunter jeweils ein paar Reihen mit kruden Holzgestellen, über die Fellstreifen gespannt waren. Es gab keine Decke weit und breit.
    Gott sei Dank war ich so müde, dass ich gleich eingeschlafen bin. Erst am Morgen merkte ich, wie erbärmlich ich während des Schlafes gefroren haben musste.
    Jetzt freute

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