Afrika Saga 02 - Feuerwind
kühlen, grauen Blick zu. »Worauf du dich verlassen kannst, lieber Freund. Worauf du dich verlassen kannst.« Dann hob Justus sein Glas, der Whisky funkelte im Licht der Petroleumlampen, die der Butler vor kurzem entzündet hatte, und prostete seinen Freunden zu.
Andrew Sinclairs Schicksal war entschieden, jetzt blieb nur noch, seine Tochter davon zu überzeugen, ihrem Mann den Laufpass zu geben. Bei einem Scheidungsverfahren würde er Georgina Mercer, von der er seit Jahren wusste, vor Gericht aufmarschieren lassen. Die Dame würde wissen, was gut für sie war. Bei der Scheidung hatte Andrew keinen Pfennig zu erwarten. Im Gegenteil, er würde von Sinclair die verschleuderte Mitgift Lillys einfordern. Und dann würde er ihn aus der Kolonie jagen, oder noch besser gleich vom Kontinent.
Für einige Augenblicke gönnte er sich die Vorstellung, seinen verhassten Schwiegersohn gewaltsam auf ein Schiff nach China oder in ähnlich unwirtliche Gegenden zu verfrachten. »So, und nun möchte ich von euch hören, wie wir uns den kommenden Krieg zunutze machen können. Maria hört ja nicht zu.«
Später begaben die Herren sich in den Salon, um den Damen Gesellschaft zu leisten. Man plauderte angeregt, Cilla unterhielt sie mit Geschichten von ihrer Europareise, und Catherine besprach mit ihren Freundinnen, welche Bücher sie für das erste Treffen ihres geplanten Literaturkreises lesen würden und wer die erste Besprechung halten sollte. Von den anwesenden Herren zeigte sich außer Tim Robertson keiner interessiert.
Am nächsten Morgen, nach einem gepflegten Frühstück unter blühenden Wisterien auf der Terrasse hoch über Durban, verabschiedeten sich die Steinachs, holten die Bücherkiste im Hafen ab, die nur etwas feucht geworden war, und machten sich unverzüglich auf den Heimweg. Im Lobster Pott angekommen, packte Catherine die Kiste sofort aus, entdeckte zu ihrer großen Freude, dass Elizabeth tatsächlich eine weitere Ausgabe des Grafen von Monte Christo mitgeschickt hatte. Leider war auch dieses Buch feucht geworden.
Behutsam pellte sie die Seiten der Bücher auseinander, die sich zum Teil vom Buchrücken gelöst hatten, und breitete sie zum Trocknen in der Halle aus. Tika und Tika hockten oben auf dem Bord und sahen interessiert zu, Bobo hatte sich hochzufrieden, seine Menschen wiederzuhaben, zu ihren Füßen niedergelassen.
Bevor sie zu Abend aßen, ließ sie Bhubezi aus seinem Käfig und nahm ihn auf einen Spaziergang ans Meer mit. Der kleine Löwe, der etwa so groß war wie ein mittelgroßer Hund, raste wie ein Irrwisch durch die Wellen, soff Salzwasser, wälzte sich im Sand, bis er aussah wie eine panierte Wurst, und sauste wieder ins Wasser, haschte nach herumflitzenden Fischchen, zog bedauernswerte Einsiedlerkrebse mit einer Kralle aus ihrem Gehäuse und spielte sie tot.
Bhubezi, der tropfnass war, schoss an ihr vorbei, jagte die Düne hinauf über die Treppen auf die Veranda und verschwand im Haus.
Siedend heiß fielen Catherine ihre zum Trocknen ausgelegten Buchseiten ein und die Tatsache, dass nasse, kleine Löwen vollkommen durchdrehen. Sie rannte los.
Aber sie kam zu spät. Bhubezi stürmte durch die Halle, dabei Sand verspritzend, wirbelte die trocknenden Buchseiten durcheinander, sprang danach, fing eine, kaute sie zu einem eingespeichelten, grauen Ball und machte sich über die nächste hochflatternde Seite her.
Papierfetzen flogen, Bhubezi knurrte und fauchte vor Vergnügen, Bobo galoppierte herein und beteiligte sich hysterisch bellend an dem Spaß.
Catherine tobte, schrie ihn an und versuchte vergeblich, ihn einzufangen. Bhubezi fegte aus dem Zimmer ins Schlafzimmer und verschwand unter dem Bett. Johann hörte den Aufruhr, lugte um die Ecke, sah die Bescherung und entschied, dass es unklug wäre, jetzt im Haus aufzutauchen. Stattdessen pfiff er Bobo an seine Seite und machte sich auf den Weg zu seinen Arbeitern, um dort nach dem Rechten zu sehen.
Catherine rannte hinter Bhubezi her, legte sich auf den Bauch, packte den jungen Löwen am Nackenfell und zerrte ihn unter dem Bett hervor. Die kleine Raubkatze fauchte und spuckte, fuhr ihre Krallen aus, rollte sich auf den Rücken, aber es nutzte ihr gar nichts. Sie beförderte das Tier unnachgiebig wieder ins Gehege, schlug die Tür zu und schob knallend den Riegel vor. Wütend wandte sie sich zum Gehen. Bhubezi maunzte, und sie zögerte, öffnete dann das Gehege wieder. Sie kniete sich vor Bhubezi in den Staub, kraulte ihm die Ohren und
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