Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
wohl die Termiten ihren Hunger gestillt. Hier fehlt ein ganzer Teil.« Er sah sie an. »Das ist doch das Buch, das du meinst?«
    Sie warf einen Blick darauf. »Ja, genau das, und mit den Termiten hast du Recht. Sie haben von unten ein Loch in meine Bücherkiste gefressen und sich über den Inhalt hergemacht. Ich hätte heulen können. Wir hatten so wenig Geld damals, weißt du, ich konnte mir kein neues Papier leisten. Wäre auch schwierig gewesen, denn nicht einmal in Durban gab es ein Geschäft, das Papier verkaufte.«
    »Worauf habt ihr denn geschrieben?«, fragte er neugierig.
    »Auf allem. Auf Zeitungsrändern, zwischen den Zeilen alter Briefe, auf Kistendeckeln, wie du selbst gesehen hast. Dan brachte mir einmal ein getrocknetes Elefantenohr als Pergamentpapierersatz, und meine Rezepte habe ich auf die Küchenwand geschrieben. Mit Tinte aus zerstoßener Kohle, Holzasche, Wasser und einem Leim, den ich durch Kochen aus Rinderhufen gewonnen habe.«
    »Na, so was«, brummte er verlegen, wie immer, wenn ihm seine Mutter von den harten Zeiten früher erzählte. Irgendwie war ihm das immer ein wenig peinlich, als müsste er sich dafür entschuldigen; dass er es so viel leichter hatte.
    Catherine zog das Buch zu sich heran. »Es beschreibt die Entdeckungsfahrten der Portugiesen in Afrika, und eine davon handelt von Dom Alvaro de Vila Flor und seiner Familie.«
    Stefan wendete behutsam die vergilbten, brüchigen Seiten. »Hier hab ich's. 1555 hat dieser Dom Alvaro mit seiner Galeone am Umzimvubu-Fluss Schiffbruch erlitten, über zweihundert Mann der Besatzung überlebten zusammen mit dem guten Dom, seiner Frau, zwei Söhnen und -seiner Tochter«, murmelte er. »Donna Elena? Meine Märchenprinzessin?« Er sah seine Mutter fragend an, und sie nickte.
    »Sie muss ein zähes, kleines Ding gewesen sein, obwohl sie erst vierzehn Jahre alt war zu der Zeit. Den juwelenbesetzten Mantel, den sie trug, riss ihr ein Schwarzer von den Schultern, sodass sie nur noch eine dünnes, goldenes Seidenkleid gegen die Winterstürme unserer Küste schützte. Wie jämmerlich muss sie gefroren haben, das arme Kind …«
    Langsam blätterte er zurück. »Mein Gott, hör dir das an: Sie segelten von Goa und hatten Millionen in Gold und Edelsteinen geladen, mehr als irgendein anderes Schiff vor ihnen seit der Entdeckung Indiens … Da läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken!«
    »Mir ist es damals genauso gegangen. Schau her, was ich hier habe.« Sie zog den schmalen, mit rosa Perlen besetzten Goldreif vom Finger und hielt ihn Stefan hin. »Lies die Inschrift!«
    Er nahm den Ring und hielt ihn in die Sonne. »L. de Vila Flor«, buchstabierte er. »Da brat mir einer 'nen Storch«, platzte er heraus.
    »Schmeckt tranig«, kicherte seine Mutter.
    »Woher hast du den Ring?«, schrie er.
    »Dein Vater hat ihn in einem Fluss gefunden, lange bevor ich ihn kennen lernte, zusammen mit einigen, offenbar vom Flusssand glatt polierten Goldmünzen. Er hat unsere Eheringe aus dem Gold schmieden lassen.« Sie spreizte die Finger ihrer rechten Hand, auf dem Mittelfinger blitzte ein breiter, schwerer Goldring mit feinen Ziselierungen. »Hübsch, nicht?«
    Kopfschüttelnd sah er seine Mutter an. Er warf in Verzweiflung die Hände hoch.
    Catherine brach in schallendes Gelächter aus. Das unverkennbare Geräusch von quietschenden Wagenrädern unterbrach die Unterhaltung. »Besuch«, rief Catherine unwirsch. »Ausgerechnet, wenn du da bist.« Sie stand auf, strich ihren dunkelblauen Hosenrock glatt und prüfte, ob die Knöpfe ihrer kragenlosen, geblümten Bluse korrekt geschlossen waren. »Vielleicht nur ein Händler mit völlig überteuerten Waren. Den werde ich gleich wieder wegschicken.«
    Damit verschwand sie ihm Haus, aus dem Hämmern und der rhythmische Gesang aus rauen Zulukehlen schallte.
    Durch die offene Tür erblickte sie den Rücken eines eleganten, breitschultrigen Mannes, der vom Pferd stieg und mit einer jungen Dame sprach, die, ihr Gesicht hinter einem weißen Sonnenschirmchen mit Seidenfransen verborgen, im Damensitz auf einer tänzelnden Rappenstute saß. Ein Händler war es also nicht. Die pflegten nicht in Damenbegleitung zu reisen. Sie wollte ihnen eben zurufen, dass Besuch jetzt sehr ungelegen sei, als der Mann sich halb zu ihr umdrehte. Der Ruf blieb ihr in der Kehle stecken, und wie an dem Tag in Durban, als sie ihn zum ersten Mal erblickt hatte, blieb ihr auch jetzt fast das Herz stehen.
    Reiß dich zusammen! Es ist Nicholas Willington,

Weitere Kostenlose Bücher