Afrika Saga 02 - Feuerwind
trotzdem, dass ich mir eine Skizze von diesem Plan mache? Ich habe gerade beschlossen, meine Safarigäste in die Nähe des St.-Lucia-Sees zu führen. Es gibt jede Menge Hippopotamus und Krokodile dort, die die Herren abknallen können, und wunderschöne Vögel, die die Damen entzücken werden.«
»Natürlich kannst du das.« Mit dem Handrücken strich sie sich ihr Haar aus dem Gesicht. »Es gibt auch ein Buch, das du vielleicht gern lesen würdest. Durch einen Bericht darin bin ich erst auf den Schatz gekommen. Es müsste in einer der Kisten sein. Es handelt von der Entdeckung Afrikas durch die Portugiesen. Ein sehr altes Buch. Es stammt noch von meinem Vater und war eins meiner Lieblingsbücher.
Aber hoffentlich hast du einen unempfindlichen Magen. Es ist eine unvorstellbar grausige Geschichte. Ich habe mich dabei übergeben müssen. Zum Schluss las ich nur noch das, was mit dem Schatz zu tun hatte.« Sie versenkte ihre Finger wieder in dem warmen, blasigen Teig. »Ich muss mich beeilen, sonst bekommst du kein frisches Brot zum Mittagessen.«
Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. »Sag mal, hast du ein größeres Stück Stoff für mich, leichten Baumwollstoff möglichst?«
»Wofür brauchst du den?«
Er seufzte unhörbar. Eine typische Mutterantwort, wenn ein Ja oder Nein genügt hätte. »Für dies und das. Er müsste so groß sein wie zwei Bettlaken, mindestens.«
Sie hielt mit dem Kneten inne und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Stefan, du willst doch nicht wieder eins deiner völlig verrückten Flugexperimente starten?«
Wieder seufzte er, dieses Mal laut. Er hatte noch nie etwas vor ihr verheimlichen können. Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Und wenn. Lass mir doch das Vergnügen …«
»Glaubst du, ich unterstütze es noch, wenn du dein Leben aufs Spiel setzt?«
»Ach, Mama, nun komm schon. Ich verspreche, dass mein erster Startplatz nicht höher ist als ein kleiner Termitenhügel.« Er hielt die Hand etwa drei Fuß über den Boden und bot sein strahlendstes Lächeln auf.
Es nützte ihm gar nichts. »Erstens habe ich keinen Stoff, nicht einmal alte Bettlaken, und zweitens würde ich dir dieses Abenteuer verbieten, wenn ich könnte. So bitte ich dich nur inständig darum, dir eine andere Leidenschaft zu suchen. Diese ist lebensgefährlich.
Verleg dich doch aufs Schatzsuchen.«
Er beschloss, das Thema fallen zu lassen. Er sah, wie es sie besorgte, und den läppischen Stoff würde er auch woanders bekommen.
»Vielleicht hast du Recht«, sagte und zog pfeifend von dannen.
Catherine sah ihm misstrauisch nach. Es war nicht seine Art, kampflos aufzugeben. Schon als Junge hatte er ständig irgendwelchen Unfug im Kopf. Fliegen lernen wie ein Albatross, tauchen wie die Pinguine mit einem Beutel aus gewachstem Ziegenleder, den er mit Luft füllte und mit einem Stöpsel verschloss. Er war erst zwölf, als er diese Idee hatte. In einer Hand den prallen Ledersack haltend, hangelte er sich mit der anderen an Felsvorsprüngen in die Tiefe. Als ihm die Luft ausging und er den Sack aufstöpsehe, um einen tiefen Schluck Luft zu tun, brauste die ihm mit einem Schwall in den Mund, die Luftblasen schössen nach oben, er musste husten, verschluckte sich, atmete Wasser ein, und nur der Tatsache, dass er wirklich schwamm wie ein Fisch, war es zu verdanken, dass er es lebend an die Oberfläche schaffte. Fast wären ihm noch zwei hungrige Haie zum Verhängnis geworden, die durch all das Gezappel und Geschäume angezogen wurden, aber ein gezielter Speerwurf seines Freunds Shikashika in letzter Sekunde rettete ihn. Er traf einen der Haie, worauf der andere sich mit großem Appetit auf seinen verletzten Kameraden stürzte und Stefan entkommen konnte. Der Schreck hatte ihr lange in den Knochen gesteckt. Sie nahm sich vor, ein ernstes Wort mit ihm zu reden, und wandte sich schleunigst wieder dem Teig zu, der schon begann zu gehen.
16
Später saßen sie zusammen auf der Veranda in den ersten Strahlen der jungen Sonne und nahmen ihr Frühstück unter dem filigranen Schatten der Palme ein. Ein Schwarm winziger schwarzköpfiger Vögel trank aus der weißblauen Kranichblüte der wilden Banane.
»Entzückend, nicht wahr?«, bemerkte Catherine. »Möchtest du noch eine Papaya? Jabisa hat sie heute extra für dich geerntet.«
»Hm.« Er schob ihr den Teller hin, blätterte dabei in einem zerfledderten Buch, dessen Seiten deutliche Spuren von Insektenfraß zeigten. »Wie ärgerlich, da haben
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