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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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nicht Konstantin!
    Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass die Willingtons in großer Begleitung angekommen waren. Im Nu war der Platz vor ihrem Haus angefüllt mit zwei Planwagen, Dutzenden von schwarzen Begleitern, Ersatzpferden, Hunden, und was sonst noch zu einer offenbar bestens ausgerüsteten Jagdgesellschaft gehörte. Um ein paar Sekunden Zeit zu gewinnen, strich sie über ihren Hosenrock, ordnete kurz ihr Haar, dann trat sie hinaus.
    »Guten Tag, mit wem habe ich die Ehre?«, quetschte sie hervor, schließlich waren sie einander noch nicht vorgestellt worden. Ärgerlich registrierte sie, dass ihre Stimme schwankte, vermutete, dass man ihr vom Gesicht ablesen konnte, wie sehr sie hoffte, dass die Geschwister auf der Stelle umdrehen und ihr Land und möglichst ihr Leben verlassen würden. Sie hatte nur einen Gedanken: Stefan und Nicholas Willington durften nicht aufeinander treffen.
    Der junge Mann nahm seinen Hut ab und verbeugte sich. »Ich bin Nicholas Willington, und Sie sind, so nehme ich an, Mrs Steinach?«
    Und als Catherine wortlos nickte, verbeugte er sich noch einmal, dieses Mal deutlich tiefer. »Guten Tag, gnädige Frau, darf ich Ihnen meine Schwester …«
    »Wer ist es, Mama?« Stefan stand plötzlich neben ihr.
    Catherine schloss entsetzt die Augen, hoffte inständig, dass sich unter ihr die Erde auftun würde.
    Über ihnen im Baum rauschte es, ein struppiger Affe fegte herunter, entriss Benita Willington den Sonnenschirm und entwischte, den Schirm heftig schwenkend, mit keifendem Gelächter in den Busch.
    Benita Willington schrie auf, ihre Stute stieg und schlug mit dem Kopf.
    Stefan war mit einem Satz neben ihr, bändigte ihr Pferd mit energischer Hand und ruhigem Zureden. Dann hob er den Kopf, um die Reiterin zu begrüßen, doch ihm blieb das Wort im Hals stecken, glaubte er doch, eine Erscheinung zu sehen. Glänzend dunkles Haar, hochgesteckt zu einer weichen Welle, grün schimmernde Augen, volle Lippen, blitzende Zähne. Er erwischte sich dabei, dass er sie auf die unhöflichste Art und Weise anglotzte, und so heftig war ihre Wirkung auf ihn, dass ihr Anblick das Bild von Lulamani völlig auslöschte.
    »Stefan Steinach«, stellte er sich stammelnd vor. Zu mehr war er nicht fähig.
    »Mein Sohn«, ergänzte Catherine.
    »Darf ich Sie mit meiner Schwester Benita bekannt machen, Mrs Steinach.« Nicholas Willington trat vor und legte seine Hand auf die seiner Schwester.
    Catherine nickte wie betäubt, Stefan machte ein Gesicht wie ein Boxer, den gerade ein Schlag auf die Bretter geschickt hatte.
    »Angenehm«, murmelte er, ohne dabei seinen Blick von Benita zu wenden.
    »Wie schön, Sie kennen zu lernen, Mrs Steinach«, sagte Benita mit samtiger Stimme, sah dabei Stefan an und lächelte ein Lächeln, bei dem diesem die Knie weich wurden.
    Catherine merkte von all dem nichts. Sie war vollauf damit beschäftigt, ihre rasenden Gedanken zu ordnen, fürchtete jede Sekunde, dass ihr Sohn sich in Nicholas Willington wiedererkennen könnte, fürchtete, dass nach vierundzwanzig Jahren das Lügengebäude ihres Lebens wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen würde. Entsetzt hielt sie die Luft an, als Willington Stefan einen langen, prüfenden Blick zuwarf und die Stirn runzelte. Dann schweifte sein Blick ab, und Catherine atmete durch. Offenbar wirkte Stefans wuchernder Bart und die langen, ihm in die Augen fallenden Haare wie eine Tarnung. Stefan hingegen schien völlig gefangen von Benita Willington. Catherine bezweifelte, dass er den Bruder wahrgenommen hatte.
    Nicholas Willington schlug seine tadellos geschnittene, taubengraue Jacke zurück, nestelte an der Innentasche und zog endlich einen Briefumschlag heraus, den er Catherine mit einer leichten Verbeugung reichte. »Der Grund unseres Besuchs. Der Postmeister bat mich, Ihnen diesen Brief zu überreichen. Er ist heute gekommen, und es scheint, dass er dringend ist.«
    Befremdet nahm Catherine den Umschlag entgegen, und als sie das Wort Telegramm las, riss sie ihn mit fliegenden Händen auf, zog das Schriftstück heraus und überflog es mit ängstlicher Miene. »Ach, du meine Güte«, murmelte sie. Die Angst vor Entdeckung war im Augenblick vergessen.
    Bei ihrem Ton kam Stefan zu sich. »Was ist es, Mama?«
    »Anwalt Puttfarcken ist tot, und sein Bürovorsteher kann keine Unterlagen zu diesem Vorgang finden. Marias Besuch bei den Mellinghoffs meint er damit. Er bedauert, mir nicht helfen zu können, und lässt mich wissen, dass die Kanzlei

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