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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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zwei Tage und zwei Nächte brauchte, um zu ihr zu gelangen, kam er. Wie im Rausch ließ sie es geschehen. Und dann, vor wenigen Tagen, hatte ihr Nomona, ihre beste Freundin, gesteckt, dass der König von ihrer Untreue erfahren und sie dazu verurteilt hatte, mit dem Bärtigen verheiratet zu werden.
    Fast hätte sie der Schreck auf der Stelle getötet, wusste sie doch, was das hieß. Die Hyänenmänner des Königs, diese hünenhaften, grausamen Männer, würden sie jagen, bis sie sie gefunden hatten, packen, zum Hügel der Knochen schleifen, und dort würde sie getötet und den Impisi, den Hyänen, zum Fraß vorgeworfen werden.
    In derselben Stunde, als sie das erfuhr, war sie davongelaufen, so wie sie war, nur mit einem Hemd ihres Umlungu-Mannes bekleidet. Sie konnte nicht auf Gnade hoffen, auch nicht auf die Hilfe Setanis. Selbst Nkosi Jantoni Simdoni, der weiß war und trotzdem Zuluhäuptling und der mehr schwarze Frauen besaß als Finger an den Händen - selbst wenn man die Zehen dazu nahm, reichte das bei weitem nicht aus, ihre Anzahl auszudrücken -, hatte zwei seiner Frauen, die sich mit einem anderen eingelassen hatten, zum Tode verurteilt und hinrichten lassen.
    So hing ihr Leben allein davon ab, ob es ihr gelang, die ferne Landesgrenze im Süden zu erreichen. Ihr Häscher würde es nicht wagen, diese zu überschreiten. Dazwischen lagen viele Sonnenaufgänge und lange Nächte. Der Mond war in der vergangenen Nacht gestorben. Bis er wiedergeboren wurde, würde sie ihre Deckung verlassen und tagsüber marschieren müssen. Heute war der dunkle Tag, der dem Tod des Monds folgte, an dem alle Arbeit und alles Vergnügen in den Umuzis der Zulus ruhte, und doch hatte sich Kikiza auf ihre Spur gesetzt. Auch sie brauchte sich nicht nach der Tradition zu richten. Ihr Schicksal war bestimmt. Auch wenn sie noch atmete, war sie schon tot, und Tote unterlagen keinen Regeln. Kikiza würde nicht rasten, er würde ihr keinen Vorsprung gewähren. Er schien nie zu schlafen, seine Ausdauer war legendär, und sein Vermögen, seine Beute zu erschnüffeln, nährten die Gerüchte, dass er sich in mondhellen Nächten in Impisi verwandelte.
    Ein Schauer lief ihr über die Haut, sodass die Blätter, die sie bedeckten, raschelten. Der Mond der Schaumzikaden neigte sich dem Ende zu, und Frühlingsstürme fegten durch die grünen Hügel Zululands, viele Flüsse hatten ihr Bett verlassen und waren über die Ufer gestiegen. Schon waren die meisten Furten unpassierbar. Bald würde ihr der Weg nach Süden für die nächsten Wochen verwehrt sein. Erst im Mond der paarenden Hunde, wenn die Sonne die Mittagsschatten verschluckte, das Gras verdorren ließ und die Erde in roten Stein verwandelte, wenn ihr Mann und die anderen Menschen weißer Haut die Geburt ihres Gottes feierten, würden die Regen versiegen und der Wasserstand sinken. So lange würde sie sich nicht verstecken können. Mutlos vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Es war sinnlos, sie konnte nicht entkommen.
    Mit jeder Pore lauschte sie auf die Stimmen des Buschs, schmeckte die Gerüche, zerlegte sie auf ihrer Zunge, bis sie sich ein genaues Bild ihrer Umgebung machen konnte. Wieder rief der Bokmakiri, doch dieses Mal war er weit entfernt. Die Minuten verstrichen. Sie wartete geduldig, sicher, dass ihre Tarnung perfekt war wie die einer Puffotter unter trockenen Blättern. Es wurden Stunden, und sie rührte sich noch immer nicht. Aber es war still und es blieb still. Lulamani atmete tief durch. Ihr Verfolger hatte sich entfernt.
    Für weitere zwei Stunden verharrte sie noch, dann schüttelte sie die Blätter ab, orientierte sich mit einem kurzen Blick am Sonnenstand und glitt ins flirrende Grün des Buschs.
    Der Mann, der auf den Wurzeln eines Tambotibaums hockte, hatte seine dunkelbraune Haut mit Staub eingerieben. Bewegte er sich nicht, war er unsichtbar. Dann stand dort ein Baumstamm oder lag ein Felsen, oder er war ein Schatten im Busch. Auch er hatte die vergangenen Stunden geduldig gewartet, alle Geräusche durch sich hindurchfließen lassen, Gerüche aufgesogen, die leiseste Schwingung der Luft aufgefangen. Jetzt wurde er belohnt. Er bemerkte die Veränderung des Buschschattens, erhaschte kurz darauf das hauchzarte Rascheln von Lulamanis vorsichtiger Bewegung. Geräuschlos erhob er sich, packte seinen Kampfstock fester und folgte ihr mit lautlosen Katzenschritten.
    Lulamani konnte ihren Arm kaum noch bewegen. Der lange Riss war verkrustet und angeschwollen, ihre Augen

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