Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
tauchten ihre langen Schatten im Wasser auf, stürzten sich auf den Kadaver, packten zu, drehten sich in rasender Schnelle um ihre eigene Achse, bis sie große Stücke herausreißen konnten. Fleischklumpen flogen, es spritzte und schäumte.
    Kikiza schaute nachdenklich hinunter, wo zu seinen Füßen ein einzelner, zitternder Rohrhalm im lehmgelben Wasser konzentrische Wellen verursachte. Ein paar silbrige Luftblasen zerplatzten an der Oberfläche. Schon wollte er sich abwenden, als sich das verrottete Hinterbein des Flusspferd löste und in die Nähe des Ufers trieb. Ein Krokodil schoss hinterher.
    Der tellergroße, dreizehige, harte Fuß kratzte über Lulamanis Bein und schlitzte die Haut auf. Eine Blutwolke quoll hervor. Das Krokodil fuhr mit einem gewaltigen Schlag seiner Schwanzes herum. Von Todesangst getrieben, stieß sich Lulamani kraftvoll vom Sandboden ab, schnellte aus dem Fluss und auf die Uferböschung zu. Fieberhaft griff sie nach allem, was sie zu fassen bekommen konnte, erwischte die glatte Wurzel des Feigenbaums und, in einem Schwall von orangefarbenem Schlamm, um Haaresbreite nur den zuschnappenden, zähnestarrenden Kiefern entkommend, zog sie sich hoch.
    »Sawubona, Lulamani«, sagte eine raue Stimme über ihr. »Ich sehe dich.«
    Sie zuckte zusammen, dann hob sie langsam ihren Blick. Als sie erkannte, wer vor ihr stand, senkte sie den Kopf.
    Doch Lulamani hatte sich geirrt. Kikiza schleppte sie nicht zum Hügel der Knochen. Er erledigte den Auftrag seines Königs mit einem kraftvollen Hieb seines Kampfstocks gleich am Flussufer. Sorgfältig wischte er danach den verschmierten Kugelkopf des Kampfstocks mit einem Grasbüschel sauber, ruhte nicht eher, bis jede Blutspur entfernt war, setzte sich dann hin und holte seine Schnupftabakdose heraus, die ihm seine neue junge Frau aus der getrockneten Frucht des Schnupftabakdosenbaums gefertigt hatte. Mit spitzen Fingern nahm er eine Prise. Während er gedankenverloren die Krokodile beobachtete, die sich heftig um das tote Flusspferd balgten und dabei die Oberfläche der kleinen Lagune mit ihren Schwänzen zu rotem Schaum schlugen, schniefte er den Tabak tief in seine Nasenlöcher. Es war ein guter Tag gewesen.
    Inzwischen war die Sonne hervorgebrochen, und ihre Strahlen so heiß, dass er sie spürte, als wären es Messerstiche. Aus den großen Upandosi-Blättern flocht er sich einen Kranz, wie ihn seine Mutter gelehrt hatte. Grübelnd starrte er das Gebilde an. Die aus der fest geflochtenen Borte herunterhängenden Blätter würden zwar sein Gesicht schützen, aber sein Oberkopf wäre schutzlos der gleißenden Sonne preisgegeben. Zögernd, sich im Geiste die Kopfbedeckungen der Umlungus vorstellend, befestigte er ein paar der breiten Blätter so, das sein Gebilde nun tatsächlich einem Hut glich, wie ihn auch gelegentlich der König trug. Von einem der Umlungus, die es auf sein Elfenbein abgesehen hatten, hatte der König einen weißen Hut aus hartem, feinem Gras als Geschenk überreicht bekommen, den er zu besonderen Anlässen trug.
    Vorsichtig setzte der Hyänenmann den Blätterhut auf, nahm sich insgeheim jedoch vor, ihn zu vernichten, ehe er nach Ondini zurückkehrte. Es war nicht ratsam, den Neid des Königs zu erregen.
    Zufrieden mit sich kaute er ein paar Streifen getrockneten Antilopenfleischs und aß eine Hand voll frittierter, fetttriefender Mopaniraupen. Nachdem er auch seinen Durst gestillt hatte, hob er den leblosen Körper der schönen Zulu hoch, warf ihn sich über die Schulter, wandte sich nach Norden und trottete los. Zu der Zeit, wenn die Sonne vom Himmel in die Nacht fiel, wollte er bei seiner jungen Frau am Feuer in seiner Hütte sitzen.
    An der Stelle, wo der breite Elefantenpfad sich mit einem anderen vereinigte, legte er Lulamani ab. Er arrangierte ihren Körper so, dass er wie schlafend quer über dem Weg lag, ein Hindernis, das niemand übersehen konnte. Ein paar Schritt weiter fand er einen kleinen Felsen. Mit ganzer Kraft stemmte er sich dagegen und rollte ihn auf die Tote. Nicht mal ein Löwe würde sie darunter wegzerren können.
    Bevor er ging, klaubte er einen faustgroßen Stein auf, spuckte drauf und legte ihn ganz oben auf den übermannshohen Isivivane, den Generationen von Zulus hier an dieser Weggabelung hatten entstehen lassen. Im Morgennebel der Geschichte hatte ein Mann den ersten Stein dorthin gelegt, und danach hatte jeder seiner Vorfahren, der hier vorbeigekommen war, einen Stein aufgenommen, ihn dem wachsenden Berg

Weitere Kostenlose Bücher