Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
brannten fiebrig, und die Zunge lag wie ein totes Tier im Mund. Die roten Flecken auf ihrem Hemd waren braun geworden. Erschöpft lehnte sie ihren Rücken an die Felswand. In letzter Sekunde erst hatte sie einen eigenartigen Geruch wahrgenommen, und ihr Instinkt hatte sie gewarnt. Wie eine fliehende Gazelle war sie über den Boden geflogen, war ihrem Verfolger nur durch einen gewagten Sprung in eine Felsspalte entkommen. Dort saß sie, wagte kaum einen Atemzug und lauschte.
    In der Ferne, kaum von dem hohen Schrillen der Zikaden zu unterscheiden, hörte sie den Bokmakiri rufen. Sie hob den Kopf, schloss die Augen, konzentrierte sich ganz auf ihren Gehörsinn, nahm jeden Laut und jede Schwingung in sich auf. Da war es wieder!
    »Bok-bok-kik-kikii.«
    Sie verschluckte einen Schreckenslaut, als ihr klar wurde, dass der Meister der Fährtensucher des Königs ihr wieder auf der Spur war.
    Zoll für Zoll schob sie sich hoch, bis sie ebenen Boden erreicht hatte und stand. Mit einer Hand beschattete sie ihr Gesicht, schaute zurück über das Tal. Einzelne Akazien ragen aus dem wogenden Gras, der Schatten, den sie warfen, war so tief, dass sie ihn mit ihrem Blick nicht zu durchdringen vermochte. Weiter glitten ihre Augen den gegenüberliegenden, buschbewachsenen Hang hoch, sie untersuchte jede Felsformation, jede Verfärbung, aber das flimmernde Licht täuschte Farben und Formen vor, die es nicht gab. Vier Geier, die auf den abgestorbenen Ästen eines alten Kiaatbaums hocken, schwangen sich in die Luft, schraubten sich mit langsamen Flügelschlägen höher und höher, wiegten sich im warmen Aufwind, der am Hügel hochstrich. Ihre Schatten huschten über das Grasmeer auf sie zu und umkreisten sie.
    Immer enger wurden die Kreise, und dann landete der erste auf einem nahen Baum. Mit hochgezogenen Schultern starrte er aus kalten Augen zu ihr herüber.
    Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Die großen Vögel hatten sie schon erspäht. Hatten sie gemerkt, dass sie verwundet war?
    Ahnten sie ihren baldigen Tod? Sie bückte sich und riss ein paar Blätter vom wilden Rizinus ab, zerdrückte sie zu einer breiigen Masse und strich sie auf ihre Wunde, verwünschte sich dabei selbst zum wiederholten Mal für ihre Nachlässigkeit, weder Wasser noch ihren kleinen Beutel mit gestoßener Borke des Umsinsi mitgenommen zu haben, der die beste Medizin gegen solch böse Wunden war.
    »Bokok-kikii…«
    Sie fuhr zusammen. Dieser Ruf kam ganz aus der Nähe. Sie hielt sich nicht damit auf, herauszufinden, ob es Kikiza war, der ihr erneut auf den Fersen war, sondern schlängelte sich zwischen den Büschen hindurch hinunter zum Fluss. Angeschwollen durch die Wolkenbrüche, schäumten schlammig gelbe Wassermassen, wo sonst ein seichtes, versandetes Flussbett kaum knietiefes Wasser führte. Ihr Blick flog über das Wasser. Von den Fluten mitgerissene Äste, Buschkronen, sogar ganze Baumstämme hatten sich ineinander verkeilt, in der Flussmitte aufgetürmt und verursachten gefährliche Strudel. Kurze, harte Wellen fraßen tiefe Löcher ins Ufer, und nirgendwo entdeckte sie eine Furt, durch die sie sicher ans andere Flussufer gelangen konnte.
    Nicht weit hinter ihr flog kollernd ein Schwarm Perlhühner auf. Ihr Herz tat einen Sprung. Was hatte sie aufgescheucht? Kam Kikiza näher? Hastig hangelte sie sich durch die Büsche entlang der steilen, rutschigen Uferböschung, bis sie hinter der Biegung fand, was sie suchte. Eine Ausbuchtung, wo sich der Fluss ausruhte. Das Wasser hier war spiegelglatt, Libellen sirrten im glitzernden Sonnenlicht, Mückenschwärme tanzten dicht über der Oberfläche, und ein Hammerkopfvogel wartete reglos auf einem flachen Sandsteinfelsen auf Fische. Rasch brach sie einen langen, hohlen Teichrohrhalm, pustete ihn einmal durch und watete durch den Riedgürtel in den Teich. Sachte, um den Grund nicht aufzuwühlen, zog sie sich in den tiefen Schatten unter einem überhängenden Feigenbaum zurück und ließ sich, den Halm als Atemrohr benutzend, langsam hinuntersinken. Das Wasser schloss sich über ihrem Kopf, bis von dem Halm nur noch eine Handbreit herausrage. Sie atmete langsam und gleichmäßig und wartete.
    Kikiza erreichte den Fluss etwas später. Der aufgedunsene, graurosa Kadaver eines Flusspferds wurde von der Strömung herangetragen, verfing sich in der Gestrüppbarriere, drehte sich und driftete langsam in die kleine Bucht. Kikiza vernahm das leise Klatschen, mit dem mehrere Krokodile ins Wasser glitten. Schon

Weitere Kostenlose Bücher