Afrika Saga 02 - Feuerwind
unbekümmert lachen und eloquent erzählen konnte, die musischen Künste liebte und stets ein Zigarillo zwischen seinen gepflegten Fingern hielt. Seine beste Eigenschaft in ihren Augen war, dass er seine Frau auf Händen trug. Sie mochte ihn sehr.
Insgeheim hoffte Catherine, dass auch Maria einen Mann wie Lionel finden würde, aber bis jetzt war noch keiner aufgetaucht, dem ihre willensstarke Tochter auch nur vorübergehend ihre Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Meist arbeitete sie auf der Missionsstation in Verulam. Catherine war völlig schleierhaft, warum. Der Missionar war ein grantiger Mensch mit unangenehm lauter Stimme, seine Frau eine freudlose, sittenstrenge Person. Trotzdem hatte Maria dort immer häufiger mehrere Wochen am Stück verbracht. Natürlich hatten sie als ihre Eltern nichts dagegen, wenn sie ein gutes Werk tat, aber sie hofften doch, dass Maria nicht als Hilfskraft in einem Missionarshaushalt versauern würde.
Diese Hoffnung hatte sich vor ein paar Monaten auf drastische Weise erfüllt. Catherine stieß ein unfrohes Lachen aus. Ihre drei Mitfahrer sahen sie fragend an. Sie bemerkte es nicht, starrte durch sie hindurch zurück zu diesem Abend im März, als Maria ihr und Johann völlig überraschend von ihren Plänen erzählte. Nein, ihre Tochter hatte ihnen ihre Pläne mitgeteilt. Imperativ.
Sie und Johann hatten auf der Veranda unter dem Mimosenbaum gesessen und im Kerzenlicht Schach gespielt, wie sie es oft taten, als Maria erschienen war. Mit kerzengeradem Rücken, das Kinn gehoben, die Arme verschränkt, so stand ihre Tochter vor ihnen, machte mit ihrer Haltung überdeutlich, dass etwas in der Luft lag.
»Ich möchte euch sagen, was ich mit meinem Leben anzufangen gedenke«, stieß sie in einem Ton hervor, der ihrer Mutter den Kopf herumriss. Ein weiterer Blick auf Maria machte ihr klar, dass sich hier eine ernste Situation anbahnte.
Johann aber merkte nichts, ließ vergnügt sein Pferd über das Brett hüpfen. »Garde«, verkündete er. »Gleich hab ich dich!« Gutmütig schmunzelnd warf er seiner Tochter einen Blick zu. »Nun, was ist es dieses Mal, mein Kleines?«, neckte er sie. »Großwildjägerin?
Missionarin? Berühmte Musikerin?«
»Nichts von alledem«, sagte seine Tochter. »Ich werde Medizin studieren, und ich kann euch gleich sagen, dass es nutzlos ist, zu versuchen, mich davon abzuhalten. Mein Entschluss steht fest.« Um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen, stampfte sie mit dem Fuß auf.
»Basta.«
Bei diesem Wort zuckte Catherine zusammen, benutzte sie es doch selbst, wenn sie ihren Willen gegen alle Widerstände durchsetzen wollte, und schon ihr Vater hatte sich dieses Ausdrucks bedient, um einen endgültigen Schlussstrich unter eine Diskussion zu setzen.
Maria hatte es ihnen wie einen Fehdehandschuh vor die Füße geschleudert.
Sie atmete tief durch, und nach ein paar Augenblicken hatte sie sich so weit im Griff, dass sie ruhig antworten konnte. »Ich finde das ganz wunderbar, mein Liebes, aber hast du dir überlegt, welche Universität dich akzeptieren würde? Mir fällt keine ein, die eine Frau zum Medizinstudium zulassen würde. Weder hier noch im Rest der Welt.« Sie schob ihren König aus der Gefahrenzone und lächelte Johann an. »Du kannst meine Königin ruhig fangen, aber glaub bloß nicht, dass du mich so schnell klein kriegst«, flüsterte sie mit funkelnden Augen.
»Ihr hört mir ja nicht einmal zu!« Maria stand mit geballten Fäusten vor ihnen.
»Natürlich tun wir das, mein Kleines«, entgegnete ihr Vater beschwichtigend. »Deine Mutter hat Recht. Keine der Hochschulen nimmt Frauen, auch nicht die in Kapstadt. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die steifen Herren Mediziner reagieren würden, wenn du bei ihnen aufkreuzt. Außerdem ist deine Schulbildung zwar ausgezeichnet, aber doch geprägt von unserem Land, dem zugegebenermaßen erstaunlichen Wissen deiner Mutter, auch wenn es gelegentlich etwas ungewöhnlich ist, und dem Reverend, der euch unterrichtet hat. Zu schade, dass das Durban Young Ladies College erst dieses Jahr eröffnet worden ist. Sogar Griechisch wird dort unterrichtet.«
»Nenn mich nicht Kleines, ich bin nicht mehr klein!« Marias Stimme kiekste vor Erregung.
Dichte Wolken des Schweigens senkten sich auf die Szene wie Vorboten eines Unwetters, und Catherine hatte sich die Arme gerieben, als fröre sie. Sie hatte gemerkt, dass Johann die ganze Sache noch als eine fixe Idee abtat. Das hörte sie an seinem leicht amüsierten
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