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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Händen und drückte sie mit aller Macht an. Die Bremsen kreischten und sprühten Funken, endlich kam die Kutsche vor einer kleinen, riedgedeckten Hütte zum Stehen. Mit peitschenden Schwänzen und schaumgeflecktem Fell tänzelten die Gäule in ihrem Geschirr.
    »Aussteigen«, schrie der Postillion. »Spannt die Pferde aus und reibt sie ab«, wies er die drei Schwarzen an. Dann stapfte er hinüber zur Poststation. »Na, du Halunke«, begrüßte er lautstark den untersetzten Stationsleiter, der in der Türöffnung stand und einen tiefen Schluck aus einer Flasche nahm, die mit Sicherheit kein Wasser enthielt.
    Catherine stieß die Tür der Fahrgastkabine auf und kletterte steifbeinig die Leiter hinunter. Sie schaute auf ihre Uhr, die sie an einer Kette um den Hals trug. Erst zwei Stunden waren vergangen.
    Ihre geschundenen Knochen sagten etwas anderes. Ihr war es, als wäre sie eine Woche durch eine Steinmühle gedreht worden. Die schwangere Frau stöhnte und presste die Hand vor den Mund, schaffte es gerade noch die Stufen hinunter, ehe sie sich in hohem Bogen ins Gebüsch übergab. Catherine wickelte ein Stück frischen Ingwer aus einem Bananenblatt, schnitt mit dem Messer ihres Reiseessbestecks eine Scheibe herunter und hielt es der Frau hin.
    »Hier, kauen Sie das, es hilft gegen die Übelkeit.«
    Bleich vor Schwäche, steckte die Schwangere das Stück in den Mund und kaute zögernd. »Es ist sehr scharf…«
    »Macht nichts, es hilft«, erwiderte Catherine. »Legen Sie sich einen Augenblick hin. Ihr Kind braucht auch Erholung. Helfen Sie mir«, rief sie einem der Männer zu. Gemeinsam betteten sie die Schwangere auf eine Bank. Energisch nötigte sie den widerstrebenden Stationsvorsteher, eine Decke herauszurücken, und wickelte die junge Frau sorgsam darin ein.
    Nur eine halbe Stunde Aufenthalt gönnte ihnen der Postillion, gerade lange genug, dass sie sich seitwärts in die Büsche schlagen und erleichtern konnten. Buschen, so war die elegante Beschreibung dieser Notwendigkeit in der Kolonie. Catherine suchte ihren Platz sorgfältig aus, schlug mit einem Stock aufs Gebüsch, um Schlangen und Spinnen zu verjagen, und achtete sehr darauf, dass sie sich nicht aus Versehen auf ein Ameisennest setzte.
    Weiter ging es danach in unvermindertem Tempo. Über Termitenhügel und Schlaglöcher, durch Senken und die Hügel hinauf.
    Catherine flog vorwärts und seitwärts, schlug mit dem Kopf gegen den Pfosten, und mehrfach hatte sie schon mit dem Leben abgeschlossen, wenn das Gefährt fast einen Baum streifte oder haarscharf an Schluchten vorbeiraste. Seit ihrer Kindheit litt Catherine unter Höhenangst, vermochte nicht einmal von einem Pferderücken herunterzuschauen, ohne dass sie ein flaues Gefühl im Magen bekam.
    War sie gezwungen, im Busch auf einem Baum zu übernachten, was nicht selten vorkam, band sie sich fest, um wenigstens die Illusion von Halt zu haben.
    Bei der nächsten Station sank die junge Frau leichenblass auf einen Baumstamm, und Catherine befürchtete ernsthaft, dass sie das Kind verlieren könnte. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Die Frau nickte schwach. »Wie weit ist es denn noch? Man hatte uns gesagt, dass es nur fünfzig Meilen wären.«
    »Das ist schon richtig, aber das sind keine europäischen Meilen, sondern afrikanische Meilen auf einem alten Elefantenpfad. Ab jetzt werden Sie sich daran gewöhnen müssen. Seien Sie froh, dass es nur fünfzig Meilen sind.«
    Die Frau zitterte und schwieg. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie sich an einen anderen Ort wünschte.
    »Wir müssen weiter«, brüllte der Postillion. »Schnallen Sie sich recht fest, haken Sie sich gegenseitig unter. Wir sind spät dran, ich muss eine Abkürzung nehmen.« Es klang wie eine Drohung.
    »Augenblick noch!«, rief Catherine und veranlasste, dass sich die Schwangere, eingewickelt in die Decke und mit einer zusammengerollten Jacke unter dem Kopf, zwischen sie auf den Boden legte. Sie selbst drückte ihren Körper fest gegen die harte Rückwand und bereitete sich ergeben auf den zu erwartenden Horrortrip vor.
    Ihre Gedanken tasteten sich zurück zu ihrer Familie, flüchtig berührten sie Viktoria, die mit ihrem Mann Lionel Spencer am Kap lebte. Um sie musste sich Catherine keine Sorgen machen. Lionel war ein feiner Kerl, und beide schienen sehr glücklich zu sein. Catherine sah ihren Schwiegersohn vor sich. Ein eleganter, feinsinniger Mann mit blonder Haartolle und verschmitzten Augen, der herrlich

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