Afrika Saga 02 - Feuerwind
Treibern, Fährtensuchern und Häutern.
Stefan stöhnte auf, während er einem besonders aufdringlichen Hund einen Tritt versetzte. Eine ganze Jagdgesellschaft versammelte sich vor seiner Tür.
Er traute seinen Augen nicht, als er Andrew Sinclair sah, der in seiner großspurigen Art grüßend die Hand hob. Die Unverfrorenheit von diesem Kerl! Blanken Hass im Herzen, stürmte er auf ihn zu, um ihn vom Hof zu jagen. Doch Sinclair ritt ihm entgegen, ein unterwürfiges Lächeln auf den Lippen.
»Wir bitten untertänigst um Unterschlupf für eine Nacht«, rief er und schwenkte seinen Hut, für dessen Schmuck er einem Eisvogel die kupfergrünen Brustfedern und einem Witwenvogel die prächtig blau schillernden Schwanzfedern ausgerupft hatte.
Das machte Stefan noch wütender. Seiner Ansicht nach kleideten diese Federn niemanden besser als die dazugehörigen Vögel.
Verächtlich zog er die Mundwinkel herunter. »Sinclair, Sie scheinen kein Englisch zu verstehen. Sie sind hier nicht willkommen.
Verschwinden Sie, und zwar auf der Stelle, ehe ich Sie wie einen räudigen Hund mit der Nilpferdpeitsche von meinem Land jage!«
»Es ist ein Notfall. Freiwillig wäre ich nicht hierher gekommen, darauf können Sie Gift nehmen. Einer meiner Leute ist für mindestens zwei Tage transportunfähig. Er hat sich mit einem Nashorn angelegt, liegt da im Ochsenwagen, und die Wunde reißt vom Geschaukel ständig wieder auf. Ich hoffe, Sie nehmen mir meine Worte von damals nicht mehr so übel und lassen das an diesem armen Kerl aus. Muss wohl zu viel Wein getrunken haben, obwohl es eigentlich keine Entschuldigung gibt. Ich hoffe, Sie akzeptieren meine demütigste Bitte um Vergebung.« Sinclair wartete, musterte Stefan Steinach.
Sein Mann hatte sich zwar wirklich verletzt, aber in keinster Weise so ernst, wie er das darstellte, und sie hätten ebenso gut auf einer Lichtung in der Nähe eines Flusses kampieren können.
Die drei englischen Ehepaare, die ihn eigentlich für die nächsten Wochen gebucht hatten, hatte er bereits nach einer Woche zurück nach Durban bringen müssen. Drei von ihnen mussten etwas Verdorbenes gegessen haben, jedenfalls waren sie innerhalb kürzester Zeit an Brechdurchfall erkrankt, dem mit keinem ihm zur Verfügung stehenden Mittel beizukommen war.
Stefan nickte schließlich widerwillig. »Nun gut, weil es ein Notfall ist. Ihre Pferde können Sie dort drüben bei den Ställen tränken und im Hof kampieren.« Die Abneigung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Er stieß einen gellenden Pfiff aus, und im selben Moment erschien Maboya neben ihm.
Mit kurzen Worten erklärte er seinem schwarzen Freund die Lage.
»Mach Feuer im Kochhaus und lass die Frauen Wasser holen. Ich habe einen Springbock geschossen. Er hängt bei den Ställen. Er ist für euch bestimmt, sorge dafür, dass Nkosi Sinzi ihn nicht in die Finger bekommt.« Der Bock war für das Festessen mit Lulamani bestimmt gewesen. »Schau in der Speisekammer nach, was wir vorrätig haben, lass aber die Finger vom Eingemachten meiner Mutter, sonst gibt es großen Ärger.«
»Fang eine Ziege ein und schlachte sie, aber nicht eine von den jungen, wähle eine, die schon das Ende ihres Weges erkennen kann«, rief er Maboya nach.
Damit machte er auf den Fersen kehrt und ließ die Tür zu seinem Schlafzimmer heftig ins Schloss fallen. Er hatte keine Wahl. Wollte er nicht dumme Fragen herausfordern, musste er also wohl oder übel hier schlafen, bis Sinclair sich bequemte weiterzureisen. Je früher er sich daran gewöhnte, dass eine Hälfte seines Ehebetts von nun an leer bleiben würde, desto besser. Knurrend ballte er das nasse Handtuch zusammen, schleuderte es auf den Fußboden und griff nach seiner Hose.
Als er die Stufen zur Veranda wieder hinaufstieg, folgte ihm Sinclair. »Mein Gott, Steinach, wir haben erfahren, was passiert ist!
Ihre arme Frau. Barbarisch, wirklich barbarisch. Es ist an der Zeit, dass wir diesem arroganten Zulu das Handwerk legen. Was sagen Sie? Wir sind gekommen um Ihnen zu helfen.«
Stefan starrte Sinclair unter finster zusammengezogenen Brauen an. »Das ist meine Sache«, brummte er schroff. »Mit Ihnen hat das gar nichts zu tun.« Keine Sekunde lang glaubte er, dass das Mitgefühl von diesem heuchlerischen Hund echt war.
»Natürlich, alter Junge, natürlich, aber ich wäre ein schlechter Freund, wenn ich Ihnen jetzt nicht helfen würde. Was sagen Sie, meine Herren.« Er wandte sich an seine Jagdgesellschaft, die ihm gefolgt
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