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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ihnen schwammen schnurstracks auf ihn zu. Bald würden nur noch Kleiderfetzen und ein paar Knochen von Setani übrig sein, und wer immer diesen Weg entlangkam, würde die Überreste sehen und wissen, was Setani zugestoßen war. Sie würden wissen, dass er, Kikiza, der Hyänenmann des Königs, hier gewesen war.
    Wie ein Schatten verschwand er zwischen den Bäumen, und Stefan Steinach war allein.
    Starker Moschusgeruch stieg ihm in die Nase und holte ihn aus den Tiefen seiner Bewusstlosigkeit zurück an die Oberfläche. Er nieste und schrie auf, weil er meinte, ein Messer sei ihm durch den Kopf gefahren. Er wollte die Hand zur Schläfe heben, merkte aber zu seiner Verwirrung, dass er dazu nicht imstande war. Er schielte an sich hinunter und stellte fest, dass er zusammengeschnürt war wie ein Rollbraten. Kein Glied konnte er rühren. Er hatte es also nicht nur geträumt. Mit wachsendem Schrecken zerrte er an den Fesseln, spannte seine Muskeln, um sie zu lockern, aber nichts passierte. Er verrenkte den Kopf, um seine Umgebung besser zu erkennen.
    Der Moschusgeruch war so intensiv geworden, dass er ihn schmecken konnte, gleichzeitig hörte er ein Fauchen, und sein Blut gerann zu Eis. Wieder schrie er, ohne dass er sich dessen bewusst war. Nun war ihm klar, was auf ihn zukam, er hatte keine Vorstellung, wie er hierher gekommen war, aber er wusste, dass er nur noch Minuten zu leben hatte und dass diese Minuten so entsetzlich werden würden, dass er es vorzog, mit der Aussicht, lebendig im Höllenfeuer zu schmoren, sich umzubringen.
    Langsam und methodisch begann er, seine eigene Zunge herunterzuwürgen. Schon fühlten sich seine Lungen an, als würden sie jeden Augenblick bersten, rote Feuer tanzten vor seinen Augen. Mit dem letzten Rest von Bewusstsein betete er, dass es schnell gehen würde. Ehe die Panzerechsen ihr Mahl begannen.
    Durch das Rauschen seinen Blutes drang ein scharfes Fauchen, das Ufergestrüpp vor seinen Augen teilte sich, und das erste Krokodil schob sich auf ihn zu. Die kalten, gelben Reptilienaugen fest auf ihn gerichtet, wölbte es seinen mächtigen Hals, öffnete sein zähnestarrendes Maul und stieß zu.
    Er konnte den Schrei nicht zurückhalten. Er kam aus seinem Innersten, explodierte in seiner Kehle, schleuderte durch den Druck seine Zunge heraus und schrillte über den See. Der Schrei schmerzte.
    Ich bekomme eine Erkältung, dachte er, dann traf ihn der Moschusatem wie ein Feuerstoß.
    Benita Willington zügelte ihr Pferd und horchte mit schräg gelegtem Kopf. »Da hat jemand geschrien.«
    Nicholas Willington wandte sich im Sattel um. »Ach was, Schwesterchen, das war ein Vogel, den wir aufgeschreckt haben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war ein Mensch, und er muss in höchster Not sein. Da, hörst du es nicht?«
    Gutmütig lächelnd lauschte Nicholas Willington, hörte nichts, und schüttelte den Kopf. »Das war ein Vogelschrei, der eines Raubvogels vermutlich, glaub mir. Du bist nervös, und das ist ja kein Wunder nach dieser bösen Überraschung heute Morgen.«
    »Meine Ohren sind sehr gut. Es war ein Mensch«, murmelte seine Schwester und zog die Krempe ihres Straußenfederhuts tiefer ins Gesicht.
    Kurz vor Sonnenaufgang war sie von einem ungewöhnlichen Geräusch geweckt worden, hatte sich den Morgenmantel übergeworfen und war vor ihr Zelt getreten und hatte sich umgesehen.
    Wie aus dem Boden gewachsen, erschienen drei Zulus vor ihr, so dicht, dass sie das ranzige Hippopotamusfett riechen konnte, mit dem sie ihre braunen Körper eingerieben hatten. Sie schrie gellend auf.
    Regungslos starrten die Männer die weiße Frau an, ihre Augen dunkel und unergründlich, ihre Miene ohne jeden Ausdruck. Ihre hohen Federkronen wehten im Wind, Kuhschwanzquasten und Ginsterkatzenschwänze hingen ihnen bis zu den Kniekehlen. In der linken Faust hielt jeder sein fellbezogenes Schild und den Assegai, in der rechten seinen Kampfstock.
    Nicholas Willington hatte den Schrei seiner Schwester gehört und stürzte, noch den Rasierschaum im Gesicht, mit dem Gewehr in der Faust vor sein Zelt. Die drei Zulus wandten ihre Köpfe, rührten sich aber sonst nicht, und Nicholas bemerkte sofort, dass ihre Haltung zwar Wachsamkeit zeigte, aber nichts Bedrohliches hatte. Er atmete innerlich auf.
    »Sawubona, ich sehe euch«, begann er vorsichtig. Doch als keiner der drei die Höflichkeitsfloskel erwiderte, packte er sein Gewehr fester, kümmerte sich nicht darum, dass ihm die Rasierseife am Hals herunterlief. Mit einer

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