Afrika Saga 02 - Feuerwind
mischte.
Nicholas berührte die Zwiebel mit der Fußspitze. »Ist das nicht eine Buschmann-Giftzwiebel?«
»Was?« Benita fuhr herum, ihr Haarknoten wackelte. »Bist du sicher?« Als er nickte, stieß sie die Frau blitzschnell weg. »Lass das, du Gifthexe, willst du ihn umbringen?«
Die Frau kreischte wie abgestochen und kugelte in den Uferschlamm. Aufgebracht stieß sie eine Flut von stakkatoschnellem Zulu hervor, endete ihre Tirade mit einem lang gezogenen Zischen und starrte die weiße Frau aus schwelenden Augen an.
Nicholas stellte ihr einige Fragen, zog ein Gesicht, als er verstand, was die Frau meinte. »Du hast sie zutiefst beleidigt. Sie besteht darauf, dass dieser Brei das beste Heilmittel für eine derartige Wunde ist. Lass sie gewähren, Benita, du hast keine andere Wahl. Oder weißt du etwas Besseres?« Und sterben wird er sowie so, und zwar bald. Aber das dachte er nur. »Mach weiter«, sagte er zu der Zulu.
Diese bedeutete Benita, die Leinenbinde zu lockern. Zögernd kam sie der Aufforderung nach, zuckte zusammen, als das Blut verstärkt hervorquoll. Schnell und mit überraschend zarten Fingern strich die Frau den Brei auf die klaffende Wunde. Anschließend nahm sie Benita die Leinenbinde ab und wickelte sie mit straffem Druck um das verletzte Glied. Stefan Steinach, der kurz vorher wieder zu sich gekommen war, schrie auf und verlor erneut das Bewusstsein. Die Zulu grunzte zufrieden, bröselte Wurzeln und Blätter einer langblättrigen, hässlichen Pflanze in etwas Wasser, setzte den Topf aufs Feuer und rührte den dampfenden Sud eifrig um. Mimisch teilte sie der Weißen mit, dass der Kranke die grünliche Flüssigkeit trinken sollte.
Benita wollte aufbegehren, fügte sich dann aber und flößte Stefan das Gebräu mit dem Löffel ihres Reisebestecks ein, fing sorgfältig die Tropfen auf, die vorbeirannen. Ängstlich beobachtete sie dabei sein Bein, erwartete, dass der Verband in kurzer Zeit blutgetränkt sein würde. Bald blühte tatsächlich ein roter Fleck auf dem Verband, aber zu ihrem Erstaunen blieb der begrenzt, und seine Ränder trockneten allmählich ein. »Gott sei's gedankt«, murmelte sie und zollte der Kräuterheilerin widerwillige Hochachtung.
Während er sein Gewehr ständig in Bereitschaft hielt und ein sehr wachsames Auge auf die im Wasser und auf Sandbänken dösenden Krokodile hatte, erläuterte Nicholas seinen Treibern und Trägern, wie die Trage für den Verwundeten aussehen sollte. Die Zulus schwärmten in den Busch, und bald waren sie emsig damit beschäftigt, biegsame Zweige zu einer stabilen Fläche zu verflechten, die sie mit zusammengedrehten Lianen an starren Tragebalken befestigten.
Nicholas ging zu seiner Schwester. »Die Trage ist fertig. Wir sollten ihn von hier wegbringen. Es wird dunkel, wir müssen uns sputen.« Bewundernd sah er zu, mit welch kühler Beherrschung und Geschicklichkeit sie Stefan Steinachs Oberschenkel verband.
Sie erhob sich. »So, fertig. Ihr könnt ihn drauflegen. Aber sag deinen Leuten, sie sollen vorsichtig sein, sehr vorsichtig.« Mit Argusaugen überwachte sie die Umbettung des Verletzten auf die Tragbahre und schob ihm ihr eigenes Kissen unter den Kopf, das sie stets mit sich führte. Dann kontrollierte sie eigenhändig, dass die vier Träger gleich groß waren, und trat zurück, während die vier auf Nicholas' Kommando die Trage anhoben. »Passt doch auf«, rief sie wütend, als der Verletzte laut stöhnte. »Wartet.« Sie rannte zu ihrer Satteltasche, zog das Fläschchen mit Laudanum hervor, hockte sich neben den Schwerverletzten und träufelte eine gute Dosis zwischen seine ausgetrockneten Lippen. »So, das wird ihm helfen, die Schmerzen zu ertragen.« Sie wollte aufstehen und zurücktreten, als sie Stefans Finger auf ihrer Hand spürte. Er versuchte, etwas zu sagen, und sie beugte sich über ihn, um ihn verstehen zu können.
Mit übermenschlicher Anstrengung hob er ihre Hand zu seinen Lippen. »Danke«, sagte er.
Es kam zwar kein Ton hervor, aber sie konnte das von seinen Lippen ablesen. Ihr wurde heiß und kalt, als seine Mundwinkel zuckten und sich zu einem winzigen Lächeln hoben. Dann fielen ihm die Augen wieder zu.
Es war nur wie ein Sonnenblitz hinter dunklen Wolken gewesen, aber sie hatte es gesehen. Es war die schönste Liebeserklärung, die sie je erhalten hatte, und für den Rest des Tages lag ein Abglanz seines Lächelns auf ihrem Gesicht.
Stefan Steinach erstaunte Nicholas damit, dass er nicht nur wie ein Berserker um
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