Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
Ohnehin zeigte die fahle Gesichtsfarbe des Mannes, dass er schon fast ausgeblutet war. Er hatte genügend Tiere verbluten sehen und erkannte es an den grauweißen Schleimhäuten. Eben wollte er antworten, Benita die brutale Wahrheit sagen, als sein Blick das totenblasse Gesicht seiner Schwester streifte, dessen weicher Ausdruck unmissverständlich verriet, wie es um sie stand. Auch das noch! Er unterdrückte einen Fluch.
    »Wir müssen ihn von hier wegbringen. Auf einem Planwagen dauert es zu lange, und das Geschaukel würde er sowieso nicht überleben.
    Wir werden eine Trage für ihn bauen und genug Lastenträger mitnehmen, dass sie sich abwechseln können.«
    Seine Schwester trat zu ihm. »Wir müssen vorerst hier bleiben.
    Einen Transport wird er nie und nimmer überstehen. Du musst einen Boten an seine Mutter schicken. Sie ist doch sicher nicht mehr als vier oder fünf Tage von uns entfernt. Ich habe gehört, dass sie in medizinischen Dingen bewandert ist. Wir brauchen sie.«
    »Hier können wir kein Lager aufschlagen, aber nicht weit von hier kenne ich einen guten Platz.« Zum Henker mit Cetshwayo, dachte er.
    Wenn die Sonne sechsmal untergegangen war, sollten sie das Land verlassen haben, so hatte ihm der König bestellen lassen. Das würden sie mit den schwerfälligen Ochsengespannen, die im Busch keine fünf Meilen pro Tag bewältigten, ohnehin nicht schaffen. Die Grenze war zu Pferd knapp drei Tage entfernt. Da blieben ihnen drei Tage in Reserve. Steinach würde seiner Einschätzung nach morgen nicht mehr am Leben sein, also würde es keine Probleme geben. Das Mindeste, was er für ihn und seine Schwester tun konnte, war, den Mann in Frieden sterben zu lassen und nicht auf einer harten, schwankenden Trage.
    Er beugte sich über den Verletzten, sah die tief in ihre Höhlen gesunkenen Augen, den graubleichen Schimmer der Haut und korrigierte seine Annahme. Stefan Steinach würde den Sonnenaufgang des nächsten Tages nicht mehr erleben, das war sicher.
    Er trug immer Notizbuch und Stift bei sich. So schrieb er eine kurze Botschaft an Catherine Steinach und schickte seinen schnellsten Läufer los, einen sehnigen Mann, dessen hohe Wangenknochen seine Buschmannvorfahren verrieten. »Lauf zu Katheni, der Mutter von Setani, die in ihrem Haus am Meer ist, wo wir auf der Hinreise Station gemacht haben, und gib ihr diesen Brief. Lauf schnell, mein Freund.
    So schnell, als ginge es um dein Leben.«
    Der Zulu sah hinunter auf den Mann, der eine weiße Haut hatte, aber einer von ihnen war, der das Ohr des Königs besaß und die Tochter von Sihayo zur Frau genommen hatte. Er ging vor ihm in die Knie und legte eine Hand auf die geschlossenen Augen des Weißen.
    »Salagahle, Setani«, flüsterte er. »Ich werde der Wind sein, der schneller ist, als wir denken können, der überall ist, hier und dort, mit ihm wird die Botschaft durch die Bäume über die Flüsse und Täler zu Katheni fliegen.« Damit richtete er sich auf und rannte los.
    Benita zog ihre Jacke aus, warf sie achtlos beiseite und krempelte die Ärmel ihrer ehemals blütenweißen und jetzt blutverschmierten Bluse hoch. Zu ihrer Erleichterung kehrte die Zulufrau alsbald aus dem Busch zurück, kniete neben ihr nieder und breitete ihre Schätze auf dem Boden aus. Runzlige Baumborke, eine fast kürbisgroße Zwiebel mit schuppiger Haut, Blätter, frische, grüne Kräuter. Mit abgewendetem Blick, wie es sich für eine Zulufrau geziemte, richtete sie einige Worte an Nicholas, von denen Benita nur Umlilo verstand. Feuer.
    »Topf, sie braucht offenbar einen Topf«, übersetzte ihr Bruder. »Sie muss etwas erhitzen.«
    »Sanjay«, rief Benita ihren Koch. »Gib der Frau einen Topf.«
    Zögernd händigte der Mann mit Turban einen seiner geheiligten Töpfe aus, beäugte dabei die Zulu mit deutlichem Misstrauen, als wolle die Frau sich damit davonmachen.
    Unter Benitas wachsamen Augen fachte die Frau ein Feuer an, in dem sie mit schnellen Drehungen die Baumborke verkohlte. Noch rauchend legte sie die Stücke zur Seite. Von der Zwiebel löste sie die Schuppen, zerrieb sie zwischen zwei Steinen und mischte die Masse mit wenig Wasser zu einem steifen Brei. Zum Schluss zerquetschte sie die Kräuter, fing den heraustretenden Saft in der hohlen Hand auf und träufelte ihn auf die Wunde. Mit dem Handrücken prüfte sie, ob die verkohlte Borke abgekühlt war. »Yebo«, murmelte sie mehr zu sich selbst und zerstieß die Rinde zu Pulver, das sie unter den Zwiebelschuppenbrei

Weitere Kostenlose Bücher