Afrika Saga 02 - Feuerwind
sein Leben kämpfte und die erste Nacht überlebte, sondern dass das wütende Fieber, das noch am Abend eingesetzt hatte und Benita zu Tode erschreckte, am Morgen des zweiten Tages nicht weiter stieg. Nicholas fühlte seine Stirn und stellte fest, dass diese nicht mehr so glühend heiß war. Das Fieber sank eindeutig. »Er hat eine Pferdenatur«, sagte er zu Benita.
»Beachtlich.«
»Er hat etwas, für das sich zu leben lohnt«, sagte sie mit leuchtenden Augen und einem irritierend wissenden Lächeln, legte dabei ihre Lippen auf die Stelle ihres Handrückens, die Stefan Steinachs berührt hatten.
24
Leon erschrak bis ins Mark, als er, durch ein leises Geräusch geweckt, die Augen öffnete und in ein schwarzes, breit grinsendes Gesicht blickte, das sich dicht über ihn beugte.
»Tee, Master!«, rief Tandani fröhlich und stellte die Tasse mit dem dampfenden Getränk neben ihn. Dann marschierte sie zum Fenster und riss den Vorhang zurück. Sonnenlicht flutete herein und stach ihm in die Augen. Die Brandung donnerte, Möwen schrien, und von draußen schallte die laute Stimme einer Frau, die er als die von seiner Schwiegermutter erkannte, und jetzt fiel ihm wieder ein, wo er sich befand.
»Gutes Wetter«, stellte Tandani fest. »Master aufstehen, Sonne schon alt.« Sie hob seinen karierten Anzug hoch, befingerte ihn neugierig, wendete ihn hin und her und fuhr mit den Fingern in die Taschen. Staunend zog sie seine Taschenuhr hervor, schüttelte sie, hielt sie mit ungläubigem Ausdruck ans Ohr. »Was?«, fragte sie und streckte ihm die Zwiebel hin.
»Eine Uhr«, stammelte er, sah aber, dass sie das Wort nicht kannte.
»Zeit«, erklärte er und hielt die Uhr ans Ohr, dann reichte er sie dem Mädchen.
Auch das Wort schien für sie keine Bedeutung zu haben, und Leon überlegte verblüfft, wie er jemandem diesen Begriff verständlich machen sollte, der seine Sprache nicht verstand. Er setzte sich auf, zeigte auf die Sonne, beschrieb mit dem Finger dann einen Kreis ums Ziffernblatt, bis er die Zahl sechs erreicht hatte. »Zeit«, rief er laut und legte beide Hände zusammen und mimte den Schlafenden.
Tandani starrte ihn fasziniert an, lauschte dabei mit großen Augen dem Ticken. »Master isicebi«, meinte sie, und damit verließ sie, fröhlich vor sich hinträllernd, den Raum.
Leon verstand kein Wort, versuchte ihre ungenierte Art mit seinem bisherigen Bild schwarzer Diener zu vereinen. Offenbar traf es zumindest auf die der Familie Steinach nicht zu. Die schienen gegenüber ihrer Herrschaft keine Hemmungen zu haben. Er rollte sich von der Matratze herunter, ging gähnend zum Fenster und blickte hinaus. Gleißende Helligkeit blendete ihn. Die Sonne war aus dem Meer gestiegen, das Morgenrot verblasste vor ihrer Kraft, und das Wasser glitzerte, als wäre es mit rosa Diamanten besetzt. Der Ausblick war wirklich grandios, das hatte er gestern nicht richtig wahrgenommen. In dieser blendend weißen Strandwelt entdeckte er seine Frau, die mit der Dogge am Saum des Wassers entlanglief. Ihr helles Kleid wirbelte um ihren schmalen Körper, ihr Haar flatterte wie ein schwarzes Banner im Wind. Sein Herz hüpfte.
Er bemerkte, dass Tandani ihm einen Krug mit Wasser zum Waschen hingestellt hatte, machte, so schnell er konnte, seine Morgentoilette, zog seinen Sportanzug an und lief hinaus. Er stolperte über ein großes gelbes Tier, das ihn wütend anfauchte. Entsetzt schlug er die Tür wieder zu, glaubte nicht, was er gesehen hatte. Es war ein Löwe gewesen, ein kleiner zwar, aber eindeutig ein Löwe. Er hatte genügend Bilder dieser Raubkatzen studiert, um das zu erkennen. Noch überlegte er, wie er sich verhalten sollte, als er amüsiertes Lachen vom Fenster her hörte. Catherine Steinach stand da.
»Guten Morgen, Herr Mellinghoff. Das ist Bhubezi, er ist völlig harmlos, gefährlich wird er allenfalls Ihren Schuhen, wenn Sie diese herumliegen lassen. Kommen Sie, wir wollen frühstücken.«
Vorsichtig wagte sich Leon nach draußen, fragte sich, was außer betrunkenen Pavianen, verrückten Löwen, zahmen Liliputanerantilopen und einer riesigen Dogge noch an Tierzeug auf ihn wartete. Aber außer zwei pechschwarzen Katzen blieb er auf dem Weg zu seiner Frau unbehelligt.
»Ich erwarte deinen Vater eigentlich jeden Tag zurück«, sagte Catherine und führte ihre Kaffeetasse zum Mund. »Eigentlich hätte er schon vor ein paar Tagen hier sein sollen. Möchten Sie noch ein wenig Bratkartoffeln, Herr Mellinghoff? Sie müssen mir
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