Afrika Saga 02 - Feuerwind
studiert Medizin. Was ist geschehen? Was haben dir die eisernen Deutschen angetan, meine Kleine?«
Maria lächelte verlegen. »Ach, Tante Lilly, das ist eine lange Geschichte. Ich bin also wieder hier.«
»So, so, das ist nicht zu übersehen«, bemerkte Lilly und ließ ihren Blick auf Leon ruhen. »Und dieser außerordentlich gut aussehende junge Mann, wer ist das?«
Leon war aufgesprungen, stand geradezu stramm. Catherine stellte ihn vor. »Leon Mellinghoff, Frau Sinclair.« Er machte einen tiefen Diener und streckte seine Hand aus, die Lilly nach einem kurzen Zögern ergriff.
»Ein Händeschüttler, also ein Europäer, ganz offensichtlich. Kein Mann hier würde sich so schön zackig verbeugen.«
Maria machte Anstalten, etwas zu bemerken, Catherine schüttelte unmerklich den Kopf, und sie klappte ihren Mund wieder zu. Catherine geleitete ihre Freundin zum Tisch. »Du kommst gerade noch rechtzeitig zu einem verspäteten Frühstück. Essen für deine zwei Begleiter müssen sie allerdings selbst machen. Jabisa ist verschwunden.«
»Meinen Koch würde ich am liebsten frikassieren und verspeisen.«
Mit finsterer Miene schickte Lilly Singh in die Küche, damit er für sich und Fatima Essen zubereiten konnte, und trug ihm auch auf, die Tiere zu versorgen. »Ich möchte mich ein wenig frisch machen«, sagte sie.
Catherine brachte sie in ihr eigenes Schlafzimmer. »Dort ist Wasser.« Sie deutete auf den Krug neben dem Waschtisch.
»Danke.« Lilly warf ihren Hut aufs Bett und begann, ihr Kleid aufzuknöpfen.
Catherine ließ sie allein. Sie war entsetzt über das ausgemergelte Aussehen ihrer Freundin, das sich, seit sie sich bei Mila getroffen hatten, weiter drastisch verschlimmert hatte. Sie fragte sich, was vorgefallen war. Vermutlich steckte Andrew dahinter, dachte sie und nahm sich vor, das herauszubekommen. Lilly brauchte Hilfe, das war offensichtlich.
Nachdem Lilly sich kurz frisch gemacht und ihre erste Tasse Kaffee getrunken hatte, lehnte Catherine sich zurück. »Nun sag doch, was hat dich in den Busch getrieben?«
»Ich … ich muss Andrew erreichen. Ich habe eine dringende Nachricht für ihn.« Ausgerechnet Catherine konnte sie schließlich den tatsächlichen Grund nicht verraten. »Da ich weiß, dass er sich auf Jagd irgendwo zwischen Eshowe und dem Meer befindet, und niemanden hatte, den ich hätte schicken können, bin ich selbst losgeritten. Alles lief gut. Ich hatte Singh und Fatima dazu bewegen können, mich zu begleiten, um ehrlich zu sein, ich habe ihnen angedroht, sie auf dem nächsten Schiff wieder nach Indien schaffen zu lassen. Das hat sie dann bewogen, sich auf die Maultiere zu schwingen. Außerdem hatte ich mehrere Zulus bei mir. Aber nahe dem Tugela sind die Schwarzen verschwunden«, sagte sie wütend. »Die sind einfach weg und haben ein Packpferd und einen Teil meiner Vorräte mitgehen lassen!«
Catherine zuckte die Achseln. »Deine Zulus haben das Pferd und die anderen Dinge als gerechten Teil ihrer ausstehenden Bezahlung mitgenommen. Ich nehme an, sie haben die Situation eingehend untereinander erörtert, festgestellt, dass sie nicht Teil haben wollten an dem, was ihre Weiße wohl vorhatte, haben ihre Habseligkeiten gepackt und sind gegangen. Da sind die ganz konsequent.«
»Dumme Kaffern sind das«, fauchte Lilly, kümmerte sich nicht um die missbilligende Miene der Hausherrin. Catherine und sie hatten schon immer unterschiedliche Ansichten gehabt, was die eingeborene Bevölkerung betraf. »Aber ich hatte nicht vor, mich unterkriegen zu lassen, ich bin nicht das Zuckerpüppchen, für das ihr mich alle haltet.
Nun, natürlich entschied ich, erst einmal umzukehren, und da kam mir die Idee, ob ich von dir ein paar Zulus haben könnte. Und nun bin ich hier. Wäre das möglich?«
Catherine trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Tisch. »Das wird schwierig werden.« Sie erklärte Lilly ihre eigene Lage. »Du siehst also, dass ich nicht einmal mehr eine Köchin habe, und Mangaliso mit seinen Jungs brauche ich selbst. Es gibt noch sehr viel im Haus zu tun, ehe ich es eröffnen kann. Von den Farmarbeitern kann ich ebenfalls niemanden entbehren.«
Lilly öffnete den obersten Knopf ihres verschmutzten Reisekleids und fächelte sich mit beiden Händen Luft zu. »Meine Güte, es ist schon wieder so heiß, dass man sich fühlt wie ein Braten in der Röhre.
Singh wird für uns kochen, und Fatima kann im Haus nach dem Rechten sehen. Danach reden wir weiter. Jetzt brauche ich noch einen Kaffee
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