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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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immer noch mit geschlossenen Augen dalag. Auf seinen bleichen Wangen glühten rote Flecken, sein Atem ging schnell. »Eine kleine Meinungsverschiedenheit?« Ihre Stimme klirrte. »Ihr Sohn, Mr Steinach, lag im Sterben, als wir ihn fanden. Seit Tagen haben wir, seine Mutter und ich, um sein Überleben gekämpft. Zum ersten Mal gab es heute einen Hoffnungsschimmer, dann hat er sich mit seiner Mutter gestritten, und jetzt kommen Sie, und geben ihm den Rest. Ich werde das nicht zulassen, hören Sie? Mir ist es völlig gleichgültig, warum Sie sich streiten.« Sie holte tief Luft. Die Röte kroch ihr den Hals hoch und flutete ihr ins Gesicht. »Ich möchte Sie bitten, Ihren Sohn in Ruhe zu lassen. Er braucht jedes Quäntchen Kraft, um zu genesen. Es gibt nichts, das so wichtig ist, dass es Stefans Leben wert wäre.«
    Johann hatte es die Sprache verschlagen. Derartige Töne hätte er zuallerletzt von Benita Willington erwartet, diese sanfte Person überraschte ihn völlig.
    Benita sah Johann in die Augen. Sie reichte ihm kaum bis zum Kinn, obwohl sie für eine Frau recht groß war. »Mr Steinach, ich muss erfahren, worum es bei Ihrem Streit gegangen ist. Ich will mich nicht einmischen, ich muss nur wissen, was ich Stefan sagen kann. Es geht ihm schlechter, und ich habe furchtbare Angst um ihn.«
    Sie wirkte plötzlich sehr verletzlich und tat Johann unendlich Leid.
    Was konnte er ihr nur sagen? Der Mann, der da liegt, ist Ihr Bruder, Sie dürfen ihn nicht lieben, wie eine Frau das tut. Das konnte er ihr doch nicht sagen! Aber ihm war klar, dass dieser Augenblick kommen würde, so oder so, und dann würde ihrer Seele eine Wunde zugefügt, deren Narbe sie für den Rest ihres Lebens tragen würde.
    Benita beobachtete ihn mit gespannter Aufmerksamkeit. »Was ist los, Mr Steinach? Sagen Sie es mir, warum Sie so besorgt aussehen.«
    »Benita …«
    Die junge Frau wandte sich erschrocken um, sah, dass der Kranke wach war. »Stefan! Wir haben dich gestört. Bitte, verzeih.« Sie lief zu ihm und sank neben seinem Bett auf die Knie. Besorgt fühlte sie seine Stirn, fand sie etwas kühler und drückte einen erleichterten Kuss auf seine Hand. Aus einem Glaskrug, den ein Perlendeckchen gegen Insekten schützte, goss sie ihm Wasser in einen Becher und hielt ihm diesen an die Lippen. Stefan trank, schloss kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder und versuchte, sich aufzusetzen. Benita wollte ihn wieder ins Kissen drücken, doch er schüttelte den Kopf.
    »Ich muss dir etwas sagen«, sagte er, seine Stimme heiser vom Fieber und der Anstrengung. »Sieh dir meinen Fuß an.« Es kostete ihn alle seine Kraft, seinen Fuß unter dem Laken herauszustrecken. »Siehst du die Narbe über dem kleinen Zeh? Auch ich hatte einmal einen sechsten Zehn, doch den hat… Er ist kurz nach meiner Geburt abgetrennt worden.«
    Verständnislos schaute ihn Benita an. »Was ist damit?«
    »Dein Bruder hat einen sechsten Zeh …« Er kämpfte um die nächsten Worte. Endlich bekam er sie heraus. »Hast du auch sechs Zehen an jedem Fuß?«
    »Nein, hab ich nicht. Warum?«, rief sie erstaunt.
    Stefan starrte sie mit offenem Mund an. »Hast du nicht? Hast du je einen gehabt?«, stammelte er. Sein bleiches Gesicht rötete sich langsam.
    Johann, der noch immer am Eingang stand, hielt die Luft an.
    Benitas mahagoniglänzendes Haar flog um ihr Gesicht, als sie heftig den Kopf schüttelte. »Nein, ich habe nur fünf. Aber nun sag, was hat das zu bedeuten?«
    Stefans Herz fing plötzlich an zu hämmern, dass ihm die Luft wegblieb. »Wer ist dein Vater?«
    »Mein Vater? Reginald Willington natürlich, wer denn sonst?« Die Worte funkelten wie Kristalltropfen in der Luft.
    Stefan gab einen erstickten Laut von sich, war schlagartig weiß und dann wieder rot geworden, und auf wundersame Weise fingen seine vom Fieber getrübten Augen auf einmal an zu leuchten. »Sag das noch einmal, in einem ganzen Satz bitte. Langsam. Ich möchte sicher sein, dass ich mich nicht verhört habe«, presste er hervor.
    Sie schenkte ihm jenen nachsichtigen Blick, mit dem eine Mutter ihren kleinen Sohn anschaut, der für sie in Nachbars Garten Blumen geklaut hatte. »Gut, wenn du das so möchtest. Also, ich bin Benita Willington, meine Mutter heißt Sylvia Willington und mein Vater Reginald Willington. Geboren bin ich in Kapstadt.« Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    Stefan brach in Tränen aus. Benita warf sich in seine Arme, streichelte ihn, bettelte, dass er ihr sagen möge, was so fürchterlich

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