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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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gespaltenen Tamboti, der von erbost summenden Bienen umschwärmt wurde. Aufgeregt rufend stieß der zierliche Vogel im Sturzflug auf das Nest hinunter, dann flog er zufrieden gurrend zum nächsten Baum.
    Catherine betrachtete die wütenden Bienen aus gebührendem Abstand, zog dann kurzerhand ihr Unterhemd wie eine Kapuze über den Kopf, sodass sie durch die Spitzenborte herausschauen konnte, brach einen kräftigen Ast ab und stocherte, so geschützt, in dem Baum herum, bis sie eine riesige Honigwabe zutage förderte. Die Wabe in der Hand rannte sie, verfolgt von den angreifenden Bienen, davon, wartete dann aber auf den Honigvogel, um ihm seinen Teil abzugeben. Einen Bienenstich kostete sie der Raub, aber das war es wert gewesen. Sie saugte den Honig heraus, ließ aber den größten Teil für ihre nächste Hungerattacke übrig. Sie hatte vor durchzureiten. Der Honigvogel tanzte dankbar rufend davon, und sie holte Cleopatra, um ihren Heimweg anzutreten. Vorher führte sie die Stute noch einmal zum Bach.
    Sie war jetzt ganz ruhig, fast heiter. Heute Abend, da war sie sich sicher, würde sie das Lager der Willingtons erreichen. Sicher war inzwischen auch Maria eingetroffen. Sie würde mit ihren Kindern sprechen mit den Willingtons und mit dem jungen Mellinghoff natürlich auch, ihnen alles rückhaltlos erklären und dann am nächsten Morgen weiter zum Lobster Pott reiten. Es war zwar möglich, dass Johann ausgerechnet in den vergangenen Tagen dort angekommen war, ihren Brief gefunden und sich in der Zwischenzeit schon auf dem Weg gemacht hatte, aber nicht wahrscheinlich.
    »Auf geht's«, murmelte sie, schwang sich auf Cleopatras Rücken und blinzelte in die Sonne, schlug in Gedanken einen etwa fünfundvierzig Grad weiten Winkel. Das war ihr Ziel. Südosten. Die Sonne war vor etwa einer Stunde aufgegangen, sie zog ihre Stute herum, bis ihr Schatten schräg rechts von ihr stand. Sie merkte sich die Richtung und berührte Cleopatras Flanke mit den Hacken.
    Schnaubend trabte ihr Pferd an. Ein kräftiger Windstoß rauschte durch die Baumkronen, ließ die langen Wedel der Palmen knattern und scheuchte eine Gruppe rotschnäbliger Trompetenvögel hoch. Sie drehten eine laute Runde und fielen, aus vollem Halse trompetend, in die Krone eines alten Stinkwoods ein.
    Nach kurzer Zeit merkte sie plötzlich, dass ihr Schatten verschwunden war. Beunruhigt schaute sie hoch. Ein dichter, milchiger Schleier war vor das klare Blau des Himmels gezogen und verdeckte die Sonnenscheibe. Der Horizont leuchtete in bösartiger Schwärze.
    Ein Gewitter war im Anzug. Afrika machte ihr mal wieder einen Strich durch ihre Planung. Wütend zerrte sie an den Zügeln. Wieder fegte ein Windstoß durch die Bäume, Staubteufel tanzten auf dem Weg, ihr Haar flog ihr um den Kopf. Cleopatra trippelte nervös.
    »Ruhig«, murmelte sie und klopfte den glänzenden Pferdehals.
    Tiefes Rumpeln rollte durch die Hügel, die schwarze Regenwand marschierte heran und löschte die Welt um sie herum aus.
    Donner krachte, Blitze erhellten die Wolken, der Regen erfüllte die Luft mit mächtigem Brausen, und eins der gewaltigen Sommergewitter, für die diese Gegend berüchtigt war, ging über dem Land nieder, und die sonnenheiße Erde knisterte, und die ausgetrockneten Bäume krachten wie im Feuer.
    »Hölle und Verdammnis«, schrie sie. Ein Regensturm, der die ohnehin vollen Flüssen zum Überlaufen bringen würde, der aus Wegen Sturzbäche machte, war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Wie sollte sie ohne die Sonne als Orientierung jetzt ihren Weg finden?
    Keine zwei Stunden weiter südöstlich betrachtete Johann besorgt den dunklen Horizont.
    »Umbani«, bemerkte Mangaliso, der neben seinem Hengst hertrabte.
    Dieser spitzte die Ohren, als er seinen Namen vernahm, doch Johann wusste, dass Mangaliso die zuckenden Blitze meinte, die auch er vor dem schwarzen Wolkenband gesehen hatte.
    »Ukuduma kwezulu«, fügte Mangaliso hinzu.
    Johann nickte. »Es wird ein Unwetter geben, einen Gewittersturm, da stimme ich dir zu. Viel Regen, und wenn wir Pech haben sogar einen Isivunguvungu. Verdammt!« Bitte, lass es kein Tornado sein, betete er schweigend.
    »Yebo.« Mangaliso war kein Mann von vielen Worten.
    Johann trieb sein Pferd an, und der kleine Schwarze fiel in einen schnellen Trott. Ziko, dessen Umuzi in der Nähe lag und der vorausgerannt war, um seine männlichen Verwandten zu alarmieren, würde es in einem Ungewitter nicht zu den Höfen seines Clans schaffen.

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