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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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der linke, vordere Huf der Stute, der noch am ersten Gelenk hing, und der lange Röhrenknochen war schräg durchgebrochen. Er ließ seine Fingerspitzen über die glatten Bruchkanten laufen.
    »Ibhubezi?«, fragte er, obwohl ein Löwe den Knochen eigentlich nicht gar so glatt hätte durchbeißen können.
    »Hayi khona, Ingozi«, antwortete Mangaliso und bestätigte damit Johanns Vermutung.
    Es war ein Unfall gewesen, Cleopatra hatte sich das Bein gebrochen, und entweder hatte Catherine ihr Pferd erschossen, oder es war von Raubtieren getötet worden. Er stand auf und suchte den Schädel des Tiers. Es dauerte eine Weile, ehe er ihn fand, und es war nicht leicht, den Beweis seiner Theorie zu entdecken, weil ein Löwe offenbar mit Genuss darauf herumgekaut hatte, aber endlich hielt er die Stirnplatte in Händen und sah das Schussloch darin. Catherine hatte ihr Pferd erschossen. Das hieß für ihn, dass sie es wohl geschafft hatte, sich davonzumachen, ehe die Aasfresser aufgetaucht waren.
    Johann atmete tief durch. Unter ihm rauschte der Schwarze Umfolozi, der hier in engen Schlingen durchs Land mäanderte. Sein Lauf war gewundener, anders als sonst, offenbar hatte sich der Fluss, angeschwollen durch den tagelangen Sturzregen, an vielen Stellen ein neues Bett gegraben. Über eine Stunde hatte er mit den beiden Spurenlesern die Umgebung abgesucht, aber der Regen, die unzähligen Tierspuren hatten alles zerstört, was ihm einen Hinweis liefern konnte.
    Catherine musste sich also noch auf dieser Seite befinden. Es gab nirgendwo eine Furt oder auch nur eine schmalere Stelle, wo sie ihn hätte überqueren können. Er würde als Erstes noch für ein paar Meilen am Ufer entlangreiten, flussabwärts, denn sie musste die Flussrichtung bemerkt haben. Es war sinnlos, flussaufwärts zu gehen.
    Falls irgendetwas überhaupt Sinn machte, fuhr es ihm durch den Kopf. Wäre sie, zutiefst verletzt und verzweifelt, einfach drauflos gelaufen, könnte er ihr mit Logik kaum folgen. Aber er beschloss trotzdem, auf ihr logisches Denkvermögen und ihre praktische Natur zu vertrauen und auf ihre Liebe zu ihm. Irgendwann würde sie sich gefangen haben und beschlossen zurückzukehren. Und dann war sie flussabwärts gegangen, das war sicher, denn das war der Weg zur Grenze von Natal. Er bestieg Umbani, nahm die Zügel auf und wendete, dass die Nase des Hengsts nach Südosten zeigte.
    »Sie will nach Inqaba«, sagte Mangaliso neben ihm.
    Johann fuhr herum, Umbani schnaubte erschrocken. »Woher weißt du das? Hast du Spuren gefunden?«
    »Ich weiß es.«
    Johann musterte ihn einige Augenblicke wortlos. Mangaliso und Catherine hatten ein Verhältnis, das sich nicht mit Worten und Taten ausdrückte, sich nicht auf Verstandesebene bewegte, sondern eines, das ihre Seelen verband, sodass sie sich häufig ohne Worte verstanden und der eine wusste, was der andere dachte. Wenn Mangaliso meinte, dass sie nach Hause wollte, nach Inqaba, dann war die Wahrscheinlichkeit, dass er Recht hatte, zumindest gegeben. Tief in seinem Inneren befürchtete er, dass es ein Strohhalm war, an den er sich klammerte, aber er hatte selbst keine Alternative zu bieten.
    Langsam nickte er seine Zustimmung, holte seinen Kompass heraus und richtete ihn aus. Mit viel Glück und nur unter der Voraussetzung, dass sie in allernächster Zeit eine Möglichkeit fanden, auf die andere Seite des Flusses zu gelangen, konnten sie es heute noch schaffen, Inqaba zu erreichen.
    »Gut«, sagte er und zeigte nach Nordwesten über das dahinrauschende Wasser des Schwarzen Umfolozi. »Hamba shesha - wir müssen über den Fluss.«

31
    Ein Brand hatte auf Inqaba gewütet. Der gesamte linke Flügel, dort wo ihr Schlafzimmer, die Zimmer der Kinder und der Anbau des Toilettenhäuschens gestanden hatten, bestand nur noch aus verkohlten Balken, niedergebrochenen und verrußten Mauern. Das Dach über dem Wohnzimmer und der Küche war wundersamerweise so gut wie unbeschädigt.
    Es schien eine Ewigkeit, ehe sie voller Angst ihre Beine wieder bewegen konnte und, unsicher einen Fuß vor den anderen setzend, auf die Reste ihres Hauses zuging. War Tulani bereits hier? Sie blieb stehen und lauschte angestrengt.
    Nichts.
    Sie fror plötzlich, obwohl es ein heißer Tag war. Kam es von der Stille? Dieser grässlichen Totenstille, die über Inqaba lag? Mehr als zehn Zulufamilien lebten auf dem Gebiet Inqabas, über hundertfünfzig Menschen. Aber kein menschlicher oder tierischer Laut war zu vernehmen. Selbst die Vögel

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