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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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tanzte und flimmerte, löste sich auf, verschwand und war wieder da.
    Es war so weit weg, die Farben flirrten, schon glaubte sie, dass ihr durch den Tränenschleier ein Trugbild vorgegaukelt wurde. Sie wischte sich die Augen aus und schaute genauer hin.
    Plötzlich stolperte ihr Herz. Zitternd vor Erregung fixierte sie den gelben Schleier, ließ ihre Augen ganz langsam entlang einer imaginären Linie laufen, und als sie die kleine, aber markante Anhöhe mit dem abgestorbenen Tamboti erblickte, der seine toten Zweige in den tiefblauen Himmel reckte, aus dieser Entfernung jedoch nicht einmal zollgroß schien, und die dünne, rostrote Linie, die den Hügel herunterlief und an seinem Fuß in einer waagerechten Schneise endete, war sie sich sicher. Johann hatte das Land dort im vergangenen Winter gerodet. Dort auf der anderen Seite des Tals, unter günstigen Umständen nicht mehr als ein strammer Marsch von etwa sieben oder acht Stunden entfernt, lag die Grenze von Inqaba, und der gelbe Schleier waren die Blüten der Kiaatbäume, die Johann vor mehr als dreißig Jahren rechts und links der langen Auffahrt zum Haus gepflanzt hatte. Sie war statt nach Südosten nach Nordwesten gelaufen.
    Sie starrte hinüber, klammerte sich mit den Augen an diesem Punkt fest. Wie ein heller Stern im Weltalldunkel erschien ihr Inqaba. Ihn musste es erreichen. Dort war sie in Sicherheit. Weiter vermochte sie jetzt nicht zu denken. Mit dem Fuß tastete sie nach dem nächsten Ast unter ihr und hielt mitten in der Bewegung inne. Sie war nicht mehr allein.
    Sie hatten sich so leise bewegt, dass sie nichts gehört hatte. Es waren vielleicht zwanzig Mann, alles Zulus, alle mit Kriegswaffen bewaffnet, zusätzlich trug der, den sie als Anführer ausmachte, ein Gewehr. Da stand sie, der linke Fuß schwebte in der Luft, der rechte balancierte prekär auf einem zu dünnen Ast, fast ihr ganzes Gewicht hing an ihren Armen, und sie verwünschte die Tatsache, dass sie, ohne es zu bemerken, auf den Hauptverbindungsweg von der Küste nach Ondini, der Residenz des Königs, geraten war, auf dem sich offenbar im Augenblick mehr Menschen tummelten als auf Hamburgs Jungfernstieg am Sonnabendvormittag.
    Die Zulus unter ihr schienen eine Pause machen zu wollen, denn sie legten ihre Waffen nieder, kraxelten die Böschung hinunter zum Fluss und schöpften Wasser in ihre Kalebassen und tranken. Dabei unterhielten sie sich leise. Catherine strengte sich an, etwas zu verstehen.
    »Jontani nennt es Inqaba«, sagte der Anführer, der sein Gewehr nicht niedergelegt hatte.
    Catherine fiel fast vom Baum. Der Mann sprach von ihrem Haus, ihrem Ort der Zuflucht. Sie hörte auf zu atmen, voller Angst, dass das Geräusch sie verraten könnte.
    »Ich werde es ›Esasa‹ nennen. Triumph.« Der Zulu war ein untersetzter Mann mit schmalem Brustkasten und starken Beinmuskeln. Abwesend kratzte er sich unter dem polierten Kopfring, fand eine Laus, legte sie auf seinen Gewehrkolben und knackte sie mit dem Daumennagel. »Ich werde in dem Haus aus Stein dieses Umlungu Jontani leben. Ich werde ein bedeutender Mann sein.« Wieder knackte es.
    Catherine biss sich auf die Lippen. Der Mann musste Tulani sein, von dem Red Ivory behauptete, dass er König Cetshwayo Inqaba für ein Regiment und ein paar Gewehre abgekauft hatte. War er auf dem Weg zur Farm? Angespannt spähte sie hinunter, betete, dass es keinem der Zulus einfallen würde, seinen Kopf zu heben und hinaufzuschauen.
    Tulani strich über die prächtigen, weißen Kuhschwänze, die ihm vom Gürtel hingen. »Von dem Umlungu Sinzi, der hässlich ist wie Impisi, die Hyäne, und in einem stinkenden Körper lebt, habe ich Gewehre gegen Elfenbein getauscht«, rief er theatralisch. »Ich habe diese Waffen und die feinsten meiner Krieger dem König der Zulus für dieses Land versprochen, das Jontani gestohlen hat. Er hat meinen Vater, König Mpande, der auch der Vater unseres Königs ist, verhext.
    Es ist nicht recht, dass ich dafür zahlen soll. Aber der König zögert, und ich glaube, er ist schwach geworden, denn er isst, was ihm die Umlungus bringen, und er trinkt das schwarze Gebräu, das sie Ikhofi nennen. Also habe ich mich unter den Mantel der weißen Königin begeben. Sie ist klug. Sie wird mir Rinder schenken und dieses Land.
    Ich werde der mächtigste Häuptling im Land sein, und es soll niemand vergessen, dass auch ich ein Sohn des Königs Mpande bin.«
    Wieder ließ eine Laus knackend ihr Leben. »Jetzt jagen wir alle anderen

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