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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Umlungus in das Wasser, das keine Grenzen hat, und ich werde mir wiederholen, was meins ist.« Er dehnte seine Lippen in einem lückenhaften Grinsen.
    »Yebo«, murmelten seine Männer.
    Catherines Armmuskeln zitterten vor Anstrengung, in ihren Ohren rauschte es. Die Zulus sprachen jetzt so leise, dass sie nur hin und wieder ein Wort aufschnappte. »Zwei Tage«, hörte sie, »Esasa …« Was meinte dieser Tulani? Wollte er in zwei Tagen auf Inqaba aufkreuzen und ihr Haus in Besitz nehmen? Ihr Haus?
    Mit offenem Mund, sodass kein Atemgeräusch zu vernehmen war, füllte sie ihre Lungen mit Sauerstoff. Ihre Finger waren gefühllos, sie rutschte ein Stück, und der Zweig, an dem sie hing, bog sich unter ihrem Gewicht. Sie spürte, wie sich ein Krampf in ihrer rechten Wade zusammenballte. Behutsam wackelte sie mit den Zehen. Es tat weh, und der Krampf wurde schlimmer, schon bogen sich ihre Zehen hoch, ihre Muskeln waren steinharte Klumpen von heißem Schmerz. Die grüne Baumschlange schlängelte sich geräuschlos über ihre Hand bis zur Spitze des Asts, streckte sich waagerecht aus, bis sie den Busch gegenüber berührte, fand Halt und glitt rasch davon ins Grün. Nur flüchtig nahm sie das Reptil wahr. Im Augenblick traten alle Probleme in den Hintergrund angesichts der Tatsache, dass sie fürchtete, in wenigen Minuten wie eine reife Frucht vom Baum zu fallen, geradewegs vor die Füße eines blutrünstigen Zuluimpis.
    Zu ihrer unendlichen Erleichterung machten die Zulus unter ihr Anstalten, weiterzuziehen. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, während die Männer ihre Waffen aufnahmen und ebenso geräuschlos wie die Schlange im Busch verschwanden. Sie schielte hinunter, verlagerte dabei unbewusst ihr Gewicht. Der Zweig über ihr knackte.
    Ihr Blick flog hoch, und sie sah, dass er sich immer stärker bog.
    Hilflos musste sie zusehen, wie er Faser für Faser riss, und dann fiel sie.
    Der Aufprall war hart, sie knickte mit ihrem rechten Fuß um, ihr Kopf ruckte nach vorn, und sie biss sich auf die Zunge. Blut lief ihr in den Mund, sie spuckte es aus. Mit angehaltenem Atem lauschte sie, ob ihr Fall Tulani und seine Leute wieder zurückgerufen hatte. Erst als sie mehrere Minuten gelauscht hatte, außer den normalen Buschgeräuschen nichts hören konnte, machte sie sich mühsam daran, aufzustehen, ohne den schmerzenden Fuß zu belasten.
    Auch ihre Lippe blutete wieder. Leise vor sich hin schimpfend, wischte sie das Blut im Ärmel ab. Sie hatte die Baumschlange und die Webervogelküken vergessen, ihren Hunger und die Unbequemlichkeit klatschnasser Kleidung. Mit beiden Händen schöpfte sie Wasser aus einer frischen Pfütze, die noch nicht von Mückenlarven verseucht war, trank so viel sie vermochte, und machte sich schnurstracks auf den Weg durchs Tal, ihrem Haus entgegen, das in der dunstigen Ferne hinter dem goldenen Blütenschleier lag.
    Als leuchtendes Mal stand Inqaba vor ihrem inneren Auge, Symbol für Zuflucht, Schutz und Sicherheit, und Tulani war auf dem Weg, es für sich in Besitz zu nehmen. Sie musste Inqaba vor ihm erreichen, musste Maboya und alle seine Leute zusammenrufen, um das zu verhindern. Den Gedanken, dass Tulani und seine Bande vor ihr dort sein könnten, ließ sie nicht zu, klammerte sich an die Hoffnung, dass der Zulu mit seinem Überfall warten würde, bis er sicher sein konnte, nicht auf Widerstand zu stoßen.
    Während die Sonne das Land aufheizte, Feuchtigkeitsschwaden aus dem Busch stiegen, und sich jedes Tier ins schützende Blättergewirr zurückzog, marschierte sie, ohne zu rasten, ohne zu essen, ohne zu trinken. Als hätte der bloße Anblick von Inqaba sie genährt und ihr Kraft und Energie geschenkt, lief sie durchs Gras. Außer einer Impalaherde, die im Baumschatten ruhte, und zwei Giraffen, deren Köpfe oben aus der Krone einer Akazie herausstaken, und die ihr Blätter mümmelnd nachschauten, sah sie nur noch ein paar blau schillernde Pillendreher. Aber sie schaute auch nicht rechts oder links, sie hatte ihren Blick fest auf den gelben Fleck in der Ferne gerichtet.
    Als die Sonnenhitze unerträglich wurde, riss sie von einer wilden Banane das größte Blatt herunter und benutzte es als Sonnenschirm.
    Die heiße Erde brannte unter ihren Schuhsohlen. Längst hatte sie den Punkt totaler Erschöpfung überschritten, und ihre Beine bewegten sich nur noch mechanisch. Aber sie würde nicht eher ruhen, bis sie ihren Fuß auf den Hof ihres Hauses setzen konnte.
    Mit einem Knüppel drückte sie die

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